BETONTOD Videodreh zum "Traum von Freiheit"
@ Olympisches Dorf Berlin (Elstal, Brandenburg)
http://www.betontod.de/
Samstag, 15.11. 2.014
Wenn Freunde rufen, lässt man alles stehen und liegen. Wenn diese Freunde dann auch noch Musik machen auf die man selbst derbe steilgeht, dürfte klar sein, was man tut?! ;-) Im Fall von Betontod durfte ich ja schon so einiges vor- und auch hinter den Kulissen miterleben, das für mich unvergesslich bleiben wird, deshalb war der 15. November 2.014 fett rot vom Marker umrahmt ein fester Termin geworden. Zwar bedeutete das selbstredend ungewöhnliches Frühaufstehen für diesen Samstag, aber auch das zwinkert man lockerleicht weg, wenn es darum geht einer Sternstunde der sich 25 jährenden Bandgeschichte beizuwohnen. Diese fünf Jungs habe ich in den sechs (fast sieben) Jahren, die man sich mittlerweile kennt, ehrlich mögen gelernt, einfach, weil es zu 95% völlig locker und unverkrampft zugeht. Fern von Rockstargehabe lebt hier der "Antirockstar"-Gedankengeist authentisch in jedem Atemzug, fern jeglicher Egoallüren. Genau so sollte Punk Rock sein: unverblümt und immer gerade(r)aus, mit dem Herz auf der Zunge, ohne Boshaftigkeiten und Egoleckereien o. ä..
Als Areal für den anstehenden Outdoor Videodreh hatten Betontod das "Olympische Dorf Berlin" ausgewählt, das genau genommen im brandenburgischen Elstal liegt und ein Ortsteil der ca. 8000 Seelengemeinde Wustermark ist. Rein geographisch entspricht das laut Wikipedia zwar nur 18 km vom Berliner Olympiastadion entfernt liegt, aber per Zug tatsächlich knapp 30 Minuten Fahrtzeit beansprucht (vom Hauptbahnhof Berlin aus). Tatsächlich sind es ca. 34 km Entfernung bis Wustermark selbst.
Da das Olympische Dorf Berlin ein wahrhaftiger, geschichtsträchtiger Ort ist, war ich als Geschichtsinteressierter natürlich sehr gespannt was dort an geschichtlichen Spuren noch auszumachen wäre?! Den "Traum von Freiheit", den Gedanken eines tiefergreifenden Umbruchs an diesem Ort umzusetzen, hat meiner Ansicht nach mit viel Mut, aber auch mit viel Feingefühl und dem nötigen Respekt zutun. Klar werden wieder einige Unkenrufer mit neidischen Geistesblähungen sinnleere Dinge unterstellen wollen, aber wer vor Ort war oder Betontod überhaupt je live erlebt hat, wird wissen, dass solche Geistesblähungen nichts als Aufmerksamkeitshascherei sind. Von daher konnte man mit ensprechender Entspannung und Ruhe dieses Samstag Morgens in Richtung Hauptbahnhof (Berlin) aufbrechen.
Im Vorfeld hatte ich im Berliner Betontod Fanclub (Facebook) angeboten sich um eine bestimmte Uhrzeit im Hauptbahnhof zu treffen, deshalb versuchte ich pünktlich da zu sein, falls (trotz null Feedback Seitens des Fanclubs, was echt lahm für Berlin ist!) doch jemand mitreisen wollen würde. Der Berliner Hauptbahnhof ist einer der Orte, den ich meist am Liebsten schnell wieder verlasse, einfach, weil er a) viel zu künstlich auf pompös getrimmt ist und b) weil er mir einfach viel zu oft zu überlaufen ist, so dass man Ruhe dort definitiv nicht findet. Klar, als Hauptstädt'ler kennt man das von vielen Plätzen Berlins, aber der Hauptbahnhof ist einer der mit Abstand hässlichsten Orte Berlins.
Da ich noch etwas Zeit hatte bis ggf. Mitreisende kämen, klapperte ich wie ein abscannender Roboter die einzelnen Snackbars, Imbissbuden und Cafès im Hauptbahnhofinnern ab, um einen halbwegs günstigen Coffee To Go zu bekommen. Meine Budgetgrenze für diesen kleinen Luxus setzte ich zwischen 1,80 € fest. (der übliche Berliner Preis; allerdings auch schon gehobener) Es schien mir eine interne Preisabsprache zwischen all' den Cafès, Buden etc. zu geben, denn selbst ein kleiner(!) Coffee To Go begann im günstigsten Fall bei 2,-€. Dafür bekäme man fast schon eine Vollpackung Kaffee im Supermarkt. So kann man(n) auch wacher werden, denn angesichts der Preise, die zwischen 2,00-, 2,50- und 2,80 € lagen, wird selbst der müdeste-, nicht reiche(!) Berliner/ Touri wach! Tja ja, damit sollte ich meine Beschreibung dieses Fleckchen Berlins wohl noch etwas präzisieren: "einer der hässlichsten Berliner Touristen-Konsumabzocktempel, der Hauptbahnhof Berlin".
Anbetrachts dieser Abzockerei hakte ich den Coffee To Go ab und ging zurück zu dem Treffpunkt, den ich im Berliner Betontod Fanclub mit eingegrenztem Zeitspielraum angegeben hatte. Leider kam niemand zum Treffpunkt, was ein echtes Armutszeugnis für den Berliner Fanclub ist. Andererseits ist das typisch Berlin, bevor man in Berlin den Arsch hochkriegt, muss schon echt etwas kommen, das anderswo sofort vom Hocker reißt. In dieser Hinsicht ist Berlin schwer verwöhnt, wenngleich die Betontod Konzerte paradoxerweise in der Hauptstadt immer den legendären SiedePUNKt zu knacken wissen. Doch bevor ich jetzt in eine seitenfüllende Analyse dessen verfalle, komme ich lieber zurück zu jenen Momenten.
Ich machte mich auf den Weg in Richtung Bahnsteig zu meinem Zug in Richtung Elstal. Wenig später saß ich dann auch schon im Zug bis Elstal von wo aus es per Linienbus weitergehen würde. Die Fahrtzeit vetrieb ich mir mit Musik und einigen Erstnotizen zu diesem B-Road Kurztrip. Immer wieder reckte ich den Hals in bester E.T. Manier über die Sitze, um bei Zwischenhalten zu sehen, ob denn ein paar BTD Punks einsteigen würden?! Und in der Tat machte ich inkognito quasi ein, zwei Leute aus, die vielleicht auf dem Weg zum Videodreh wären?
Kurz vor Elstal kam ich, bereits an der Ausstiegstür stehend, mit einem Chinesen ins englische Gespräch. Der junge Chinese machte eine Art Europa-Rundreise. Ich fragte mich inwendig was er ausgerechnet mitten in der Pampa des ländlichen Brandenburgs wolle und fragte ihn auch der Neugier nachgebend. Er wollte in ein Gewerbegebiet. Soweit ich verstand, war er beruflich in der Modebranche tätig und war offenbar direkt auf einem halb-busy Trip. Clever diese Chinesen, verbinden (dem Europäer gar nicht so unähnlich) das Geschäftliche mit dem Schönen. Vorbei die Klischeezeit der "Drei Chinesen am Kontrobass". ;-) Da er mit dem selben Bus zu fahren gedachte, schlug ich ihm vor mir einfach zu folgen. Nach kurzer Orientierung war die Richtung der Bushaltestelle ausgemacht. Ich wunderte mich just ein wenig, dass der Bus bereits abfahrbereit wartete. Ich hatte laut meinen Reiserecherchen im Vorfeld noch gute 10-15 Minuten Wartezeit auf dem Zettel stehen, da es aber doch recht kühl-frisch war, nahm das warme Businnere natürlich dankend an. Kurz darauf setzte sich der Bus gut gefüllt in Bewegung. Neben mir der geschäftstüchtige Chinese, der ganz modern sein I-Phone-Handy (oder wie man diese Dinger auch nennt?!) aus der Tasche zog und kurz online ging. Neben uns eine kleine BTD Reisegruppe, die aus Randberlinern, Berlinern und weiter Angereisten bestand. So um die fünf, sechs Leute waren wir BTD'ler. Mit etwas Smalltalk machte man sich derweil untereinander bekannt, nachdem der dem Geschäft zugeneigte, mir flüchtig bekannte Chinese im Gewerbegebiet mitten im Irgendwo Brandenburgs sein Ziel erreicht hatte und sich freundlich verabschiedend ausstieg.
Mein Blick galt immer wieder der Haltestellenanzeige, um die Haltstelle nicht zu verpassen. Nach ca. 20-25 Minuten gefühlter Dauerfahrt durch ländliche Weiten Brandenburgs meinte der Busfahrer dann plötzlich "Endstation, bitte alle aussteigen!". Er sah sich einer kleinen, ratlos-überraschten Reisegruppe von Betonto(e)d'lern gegenüber, die ihm wie Autos entgegenblickten. Ich fragte kurzerhand mich ein wenig verantwortlich fühlend nach der Allee, die unsere "eigentliche" Endstation sein sollte. Er meinte, dass dieser Bus erst in der nächsten Runde, die in 20 Minuten beginnen würde, diese Strecke fahren würde. Wir könnten gern im Bus warten oder auch kurz eine rauchen, bevor es weiterginge. "Bämm!", das hatte gesessen wie eine Absolution durch den Papst selbst. Da hatte der naive-, gutherzige Berliner in mir geglaubt, dass im ländlichen Brandenburg-Idyll jeder Bus nur eine Strecke abfahren würde. Nachzufragen war aber keinem unserer kleinen, illustren Reisegruppe in den Sinn gekommen. Ich war also nicht ganz allein mit meiner kleinen Naivität. ;-)
Wir stiegen kurzerhand (noch leicht schockbeseelt) aus und warteten direkt am Bus. Einige nahmen dankbar die Zigarrettenpause an, während wir unsere Herkunftsorte austauschten. Berlin, Ludwigslust, Potsdam und Dessau. Besonders die aus Ludwigslust mit ihrer Freundin angereiste 17jährige und der aus Dessau Angereiste rang mir inneren Respekt ab, zumal vor allem Dessau ja nun nicht wirklich mal eben um die Ecke liegt. In solchen Momenten wird einem immer wieder bewusst wie viel Betontod mit ihren Fans verbindet und es den Fans eben nicht immer nur ums Saufen geht, was auf jede/ - n in dieser kleinen Runde zutraf. Während wir uns etwas Wärme erwitzelten und mitten im Irgendwo des kleindorfigen Brandenburger Landes darauf warteten, dass der Busfahrer zur Weiterfahrt rufen würde, kamen wie aus dem Nichts drei smartgekleidete (dem Äußeren nach) Business-Asiaten, was mir einmal mehr Erstaunen abrang. Und das alles an einem Samstag Vormittag irgendwo mitten in der Pampa Brandenburgs. Leicht surreal.
Nachdem wir in den 20 Minuten Wartezeit etwas an Körperwärme verloren hatten, kam das deutlich wärmere Businnere gerade recht, es ging endlich weiter. In den 20 Minuten hatte ich kurz mit der zuständigen Laiendarstellerbetreuerin für diesen Videodreh telefoniert und das kleine Verzögerungsdilemma geschildert, so dass man vor Ort bescheid wusste. Wenig später kamen wir dann endlich am umzäunten Gelände des Olympischen Dorfes an, wo bereits ein Shuttle auf uns wartete. Das Auto (Shuttle), das uns abholte war nicht allzu gross, aber wir fanden irgendwo trotzdem alle Platz darin und fuhren über dieses weitreichende, geschichtsträchtige Gelände bis zur Location.
Auf dem Gelände selbst herrschte bereits reges Treiben, wie wir im Zuge unseres kurzen Laufweges bemerkten. Das Filmset war bereits präpariert und offenbar war das Filmteam schon etwas länger am Drehen einiger Videoclipszenen, und das outdoor, sowie indoor. Unser erster Weg führte zur multifunktionalen Indoorlocation, ein altes-, mit etwas Vorstellungskraft einst prächtig-pompöses Haus, mit halbrundem Vorsprungsbau, in dessen Halbrund sich auch das Catering und Garderobe für die Musiker befand. In einer extra abgesperrten Ecke stand ein nettes Bett, das Teil einiger Videoszenen zum Song "Traum von Freiheit" sein würde. All' diese Ersteindrücke fachten natürlich die Neugier auf die Handlung im Video an, die uns der Fahrer des Abholshuttles in komprimierter Form kurz umrissen hatte. Wenn Ihr das Video dann mit der Handlung seht, werdet auch Ihr sicher genauso begeistert sein, denn auf diese Art Story muss man (wenn sie auch einfach gestrickt scheinen mag) erst einmal kommen!
Die Band selbst war in jenen Momenten noch nicht vor Ort. Für mich war es Zeit für einen ersten Kaffee, der nebst diversen Häppchen für den Magen bereitstand. Ich bediente mich einfach und hatte kalten Kaffee als Lohn für meine Ungeduld in meinem Becher, da ich nicht auf die Kontrollampe geachtet hatte, die Auskunft darüber gibt, ob der Kaffee bereits warm wäre oder nicht. Eine Mitarbeiterin machte mich wie einen unartigen Schuljungen darauf aufmerksam, was ich aber cool abschmetternd auskonterte, da ich auch kalten Kaffee gern trinke, die Temperatur eines Kaffees weiß mir die Gaumenfreuden nicht zu verderben. ;-)
Mit erfrischender Gaumenfreude in flüssig-kaltem Zustand im Becher konnte der Tag sich nun fordernd über mich ergießen, ich war bereit und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Kaum Zeit die Zunge länger mit Kaffee zu befeuchten kam der Dreh-Call. Als erstes wurden (wie im Bürokratieland üblich) die Formalitäten erledigt, was mich irgendwie an meine Kindertage und so manches Ferienlager erinnerte, denn genauso war die Stimmung meiner Ersteindrücke von all' den angereisten Fans, die aus Sachsen, dem Ruhrpott, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hamburg, Berlin etc. kamen. Man hätte sich ruhig mal die Zeit nehmen müssen, um rauszufinden wer die weiteste/ längste Anreise gehabt hatte?! Es hätte mich echt interessiert.
Nachdem ich dann mit den Formalitäten durch war, ging ans Ende der vermeintlichen Strasse. Den Wegesrand säumten zwei Punks, die sie sich stilecht wie in alten Tagen gegenseitig die Iros aufstellten. Einer der Beiden sollte im Video spontan eine kleine Sonderrolle als Fahnenschwenker zugeschustert bekommen. Der Regisseur, samt Team hatten im Zuge dessen bzw. im Vorfeld einige Sondereinsatzkommandosequenzen gedreht, unter deren Darstellern ich ich anfangs die Berliner Schauspielerin Franziska Jünger zu erkennen glaubte, was sich aber später als ein optischer Irrtum erwies. Die Ähnlichkeit war dennoch erstaunlich! Die Einweisung für die ersten Szenen erfolgte durch den Regisseur, der mit leicht verständlichen Worten erklärte wie er sich die erste (jeweilige-) Szene vorstellen würde. Vermutlich hatte er nicht mit so viel Know How in Sachen Demosprüchechören gerechnet(?), aber er bekam das volle Brett an Motivation und einen Sprüchechor, der selbst den verwaisten Kaffee vergessen machte und auch den/ die Müdesten spätestens jetzt hätte wach werden lassen.
Die ganze Szenarie wurde einige Male wiederholt, Szene um Szene. "Finetuning in Sachen Schnittmaterial" nennt man das im Fachchargon. Es wurden Kleinigkeiten optimiert, aber es blieb doch sehr nah dran an der Realität. In der Stille dieses Olympischen Geisterdorfes, das von Plattenbauten umrahmt ergänzt wurde und den gefühlten Arsch der Welt suggerierte, durchkreuzten von Zeit zu Zeit immer wieder Flugzeuge den sonst grau in grau getränkten Himmel.
Als Nächstes standen die Vollkontakt-Szenendrehs an, die ebenfalls einige Male wiederholt wurden, auch um nebst Schnittmaterial auch zusätzlich Close Ups von den beiden Hauptdarstellerinnen zu bekommen. Eine der Darstellerinnen, die im Realleben Carmen heißt, reihte sich in der ersten Reihe unseres Demozuges ein. Absolut sympathisch, anfangs noch etwas zurückhaltend beim Anblick einiger ruppigerer Punkgestalten, taute sie aber doch recht schnell auf und schien sich auch mit zunehmender Zeit wohler zu fühlen. Wie ich später im Smalltalk mit ihr erfuhr, hatte sie "eigentlich" der Schauspielerei den Rücken gekehrt und für Betontod eine echte Ausnahme gemacht. Das nenne ich mal eine privilegierte Band. ;-) Im Zuge dieser Szeneaufnahmen waren die Musiker, samt Crewleuten auch eingetroffen und sahen sich am Rande stehend zwischen Freude und Staunen die Szenen an, die direkt vor deren Augen abliefen. Zwischendrin kurze erste Blickkontakte, die eine Erstbegrüßung gleichkamen.
Sicher, es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig sich einen nicht realen Gegner vorzustellen, obwohl er in Form der uniformierten Schauspieler auf der Gegenüberliegenden steht, aber ich für meinen Teil dachte einfach an die Aufbruchsstimmung 1.989 zurück, als wir auch den "Traum von Freiheit" (er-)leben wollten. Die Vollkontaktszenen galt es dennoch mit Feingefühl anzugehen, schliesslich sollte keine sinnlos-rohe Gewalt walten, sondern einfach nur möglichst nah an der Realität eine Fiktion erzeugt werden. Ob das am Ende geklappt hat, kann auch ich erst sagen, wenn ich den fertigen Clip zum ersten Mal gesehen habe. Fakt ist aber, dass es an die Kräfte ging und sich sehr real anfühlte.
Der Spass kam aber auch nicht zu kurz. Vereinzelt schmeckte manchen das Bier schon, Sonnenbrillen wurden trotz Herbstgrau aufgezogen und die leichte angeschmetterte Nüchternheit wich der Comedyabteilung, die fern jeder Bierernsthaftigkeit für Unterhaltung sorgte. Das hatte den netten Effekt, dass alles ein wenig aufgelockert wurde, zumal es nicht gerade warm war. Im Zuge dieser Spaßmomente lernte ich die aus Schwerin mit ihrer Schwester angereiste Vanessa kennen, die neben mir im Demomob standen. Es ist immer wieder erstaunlich wie viele Menschen man im Zusammenhang mit Betontod kennengelernt. Und es sind bislang immer sympathische Herzmenschen gewesen. Einfach nur schön! Bevor ich jetzt aber abdriffte, komme ich zurück zum Dreh. Nachdem die Vollkontaktszenen abgedreht waren, wurde das Set für die nächste(n) Szene(n) mit dem Bandset bebaut. Schlagzeug, Verstärker, Amps... derweil hatte man genug Zeit für einen weiteren kalten Kaffee, einen Toilettengang, der sich aufgrund der Olympischen Dorffläche etwas zog. Bei einem dieser Gänge begegnete mir auch ein Touristengrüppchen, das aus älteren Leuten bestand, die sichtlich erstaunt über all' diese komischen jungen Leute dreinblickten. Das hatte schon irgendwie den Flair jugendlicher Zeiten inne, jünger machte mich das trotzdem nicht, haha. ;-)
Zurück am Set folgte die nächste Szene, in der die Band den Song zum Playback von "Traum von Freiheit" performen sollte. Der kleine Old School Ghettoblaster, der mit den Verstärkerboxen verbunden war, spielte aber mit der Geschwindigkeit des Songs, was wiederum an die Jugendtage erinnerte, wenn man Platten, die für 33 Umdrehungen pro Minute ausgelegt waren auf 45 Umdrehungen laufen ließ. Dass da so etwas wie Schlümpfe auf Speed rauskommen, sorgte dabei immer wieder für alberne Belustigung, für die Band, wie auch für die Statisten. Als das Problem dann behoben war, ging es Szene um Szene in Richtung Finale für uns Statisten. Olav, der aus Potsdam angereist war und so um die zwei Meter groß war, sprang in der ersten Reihe wie ein Flummi auf und ab, was mir anfangs ein wenig Geduld abrang, ich mich aber daran gewöhnte. Für uns alle greifbar nah Betontod Drummer Maik, der cool wie eh und je in Shirt spielte als wäre es Hochsommer, während seine Bandkollegen allesamt in Jacke performten.
Irgendwie waren diese Szenen recht schnell im Kasten, was auch an der Professionalität der Band vor der Kamera gelegen haben dürfte. Wir Statisten konnten uns nun einen Kaffee oder einen Imbiss holen oder auch einfach zusehen, was die Meisten taten. Es war mittlerweile früher Nachmittag. Die Band musste noch weiter performen, um auch einige Close Ups, Zwischenschnittszenen an Material zu erarbeiten. Zwischendurch gaben sie immer wieder gern Autogramme oder ließen sich mit Fans fotografieren. Näher dran ging nicht. Durch den Control-Flatscreen konnte man die unmittelbaren Szenen direkt beim Dreh quasi durch die Kameralinse mitverfolgen, was dem Ganzen noch einmal eine erste Idee vom Endergebnis zuverlieh. Mittlerweile konnte man den Refrainteil fast schon auswendig. "Komm' wir tanzen zusammen im Wasserwerferregen..." - daran erinnere ich mich heute (Monate nach dem Dreh!) noch immer.
In einer der Pausen gab es auch eine kleine Danksagung an alle Statisten und Fans, die mitgewirkt hatten. Maik eröffnete unter freudigem Beifall aller Statisten/ Fans, dass die Band noch Bier spendieren würde, das kurze Zeit später auch eintraf und den Meisten ein Gaumenschmaus wurde. Ich hatte mir den Plan gefasst mir am Ende ein Bier für die Rückfahrt mitzunehmen, was kläglich an meiner Naivität scheiterte, denn ich hatte die Trinkfreudigkeit der Betontod Fans einmal mehr unterschätzt. Egal, der Rückweg würde auch so angenehm. Zum Abschluss, um es ein wenig abzukürzen, gab es im Haus noch ein grosses Meet & Greet mit der Band. Ich verabschiedete mich wie immer kurz, aber herzlich von allen Betonto(e)d-ern und verließ den Drehort mit den Schweriner Mädels, Olav aus Potsdam und einem anderen Punk, an dessen Name ich mich nicht mehr erinnere.
Der Busverkehr ließ Wünsche offen, weshalb die Schweriner Mädels noch länger warten mussten und wir uns von ihnen verabschiedeten, da es für uns sinnvoller war in Richtung Bahnhof zu laufen. Den Weg zum Bahnhof verkürzten wir uns mit Gesprächen und letztendlich kam jeder gut per Zug nach Hause.
Damit ging ein unvergesslicher Tag in die Betontod Analen der 25jährigen Musikgeschichte der fünf Rheinberger ein. Danke, dass ich dabei sein durfte!
In diesem Sinne: BETON(bis in den)TOD und zurück zum "Traum von Freiheit"!
Euer Danny B.
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