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PLUSH "Plush"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2021

Label: 

Genre(s): 

Hier kommt zur Abwechslung mal wieder ein Erstalbumcheck einer noch recht jungen (altersmäßig) Frauenpowerband, die lt. Info allesamt unter 21 Jahre jung sind, trotzdem aber (zumindest in Amerika) schon einige beachtliche Spuren hinterlassen haben. Doch der Reihe nach, zunächst einmal wurde Plush offenbar bereits vor 6 Jahren gegründet (*2.015), veröffentlichen jedoch erst in diesem Jahr erste Singles. Sängerin (gleichzeitig auch Gitarristin) Moriah Formica, die Plush gemeinsam mit Drummerin Brooke Colucci gründete, tauchte in der amerikanischen Castingshow NBC's "The Voice" auf. Mit gerade einmal 16 Jahren war sie eine der jüngsten Talente ever, die die Jury komplett für sich gewinnen konnte und u. a. Maroon 5 Sänger Adam Levine-, sowie keine Geringere als Miley Cyrus herself begeisterte, die sie als "Rock Goddess" bezeichnete. 

Aber auch der Rest der Band bringt amtliche Zuschreibungen mit, z. B. wird Bassistin Ashley Suppa als "die weibliche Version von Cliff Burton" [R.I.P] umschrieben. Last but not least konnten sich Plush am Ende mit ihrer Debütsingle "Hate" sogar bis in die Billboard Top 40 Mainstream Rock vorarbeiten. Um Vorurteilen direkt entgegenzuwirken, nicht überall, wo ein Schubladenbegriff wie "Mainstream" draufgepappt wird, muss zwingend grundlegende Ablehnung aufgrund eines Wortes/Begriffes stattfinden. Ich persönlich bevorzuge es die Musik über Top oder Not entscheiden zu lassen. Dementsprechend vorurteilsfrei ging ich deren knapp 51 minütiges Album an, das von "Athena" (Track 1; *erschien ebenfalls als Singleauskopplung) eröffnet wird. Was zunächst ruhig anstartet, geht in einen satten Groove über und packt modernen Rock aus, der definitiv auch von traditionellen Arrangements etwas gelernt hat. Von der Produktion her geht es zeitgemäß satt und stark austariert zu. Sängerin Moriah Formica liegt stilistisch und vom Stimmklang her mit einem Bein im Blues Rock, mit dem anderen im Heavy Rock und erinnert ein klein wenig an Amanda Marshall, bzw. noch stärker an Kelly Clarkson. Das folgende "Better Off Alone" (Track 2) bringt dank mehrstimmiger Vocals und radiotauglichen Pop/Rock Gemischs, dem auch leicht balladeske Parts als Brücke variationsdienlich inneliegen, etwas mehr Stilbreite mit. Vom Grundfeeling her leider noch etwas glatt. Mit anderen Worten fehlt es mir persönlich noch ein wenig an Unebenheiten, Dreck, Roughness, um nicht zu sehr in zu pop-ige Austauschbarkeit abzudriften.

Zwar geht "Bring Me Down" (Track 3; Anspieltip I) in genau diese "Radio Pop" Richtung, weiß jedoch mit starken Momenten zu glänzen. Vermutlich wird sich der/die Ein oder Andere an diesem Stück bei genug Radio Airplay Rotation auch überhören (das Totspielen von Songs kennt man ja leider bzgl. diverser erfolgreicher Bands/Songs), die ersten Male macht dieses Stück aber definitiv etwas her. So langsam schleicht sich eine Art Grundstil ein, der oft schon über Weiterzappen oder Weiterlaufen lassen entschieden hat, was bei mir persönlich leider den Effekt hat, dass "Champion" (Track 4) trotz großartiger Gitarren und gesanglicher Skills etwas abstinkt, zumal wohl keine Band es je wieder schaffen wird den Satz "We are the Champions..." so kultig wie Queen umzusetzen. Leider kommt mit "Don't Say That" (Track 5) auch schon die nächste sogen. "Rock Ballade", die rein handwerklich auch bestens in die '80er/'90er Jahre gepasst hätte. Man hat dabei unweigerlich das Gefühl diese Art Rock Ballade einfach schon einmal gehört zu haben, weshalb vermutlich auf längere Sicht nicht viel davon hängenbleiben wird, abgesehen davon, dass das Stück sich als Selbstläufer diversen Pop Rock Radiosendern geradezu anbietet/aufdrängt. 

Gut, dass "Found A Way" (Track 6; Anspieltip II) etwas mehr Würze anbietet und den Rockfaktor angenehm dezent höherschraubt, ohne zu aufdringlich zu wirken. Eines dieser Stücke, das man immer mal zwischendurch hören kann, ohne dass es Langeweile aufkommen lässt. Naturgemäß setzte die Billboard Single "Hate" (Track 7) ein gewisses Maß an Erwartung(en) noch vor dem ersten Ton frei, was man natürlich außer acht zu lassen- und sich auf den Lauf, die Dynamik und die Arrangements zu konzentrieren versucht, ohne zu sehr zu verkrampfen. Letztendlich kann "Hate" tatsächlich deutlich hervorstechen und steht auf einer Qualitätsstufe mit Bands wie Exilia z. B. und enttäuscht somit nicht. Im Gegenteil, man kann "Hate" öfter mal in der Wochen-Playlist zwischenschieben. Mir persönlich gefallen allerdings die etwas "unebeneren" Stücke wie z. B. "I Don't Care" (Track 8; Anspieltip III) noch einen Ticken besser, zumal hier auch etwas mehr Groove Rock aufkommt, der über jegliche handwerkliche Zweifel vollkommen erhaben ist. Stellenweise denkt man auch mal kurz an Suzie Quatro Einflüsse. Zwar schieben Plush mit "Sober" (Track 9) wieder eine Rock Ballade hinterher, diese weiß allerdings deutlich emotionaler mitzunehmen als die bisherigen, was vermutlich an den Lyrics und der starken Umsetzung liegt. Man könnte auch gut sagen, dass die bisherigen Balladen gern in den Radios totgespielt werden können, wenn denn solche späten Perlen zum Entdecken übrigbleiben. Das scheinen sich vielleicht auch Plush gedacht haben und weiteten den Rock Balladenfundus mit "Sorry" (Track 10) um eine weitere Nuance aus. Das hätte auch gut schiefgehen können mit zuvielen Balladen, was bei diesem Stück dank der starken emotionalen Umsetzung verhindert wird. Dennoch muss man ganz ehrlich sagen, dass die Machart solcher Stücke leider schon sehr in Richtung Mainstream/Massenabsatz abfährt. Das kann Zufall oder Kalkül sein. Immerhin entfernt sich "Walk Away" (Track 11; Anspieltip IV) fast selbstredend per Titel vom zu balladenlastigen Lauf und kredenzt wieder etwas mehr Rock-Würze in der Gesamtsuppe. Dieses Stück hat von der Dynamik her auch Single-Qualitäten inne und bleibt stilistisch insgesamt nahe an älteren Kelly Clarkson Sachen. Anfangs dachte ich zumindest, dass die bekannten Bandeinflüsse in Sachen Hörgewohnheiten wie u. a. Evanescence, Halestorm (*mit beiden Bands ist man aktuell auch on US-Tour), Lady Gaga, Godsmack, Tool, Led Zeppelin und Blondie etwas stärker durchschimmern würden, was ich jedoch nur bedingt feststellen konnte. Besonders im Finalgang des Albumendes tauchen mit "Why Do I Even Try" (Track 12; Anspieltip V) - eine richtig starke Rocknummer mit 'ner großen Portion Emotion/Ausdruck im Gepäck - und dem groovigen "Will Not Win" (Track 13) zwar zwei echt starke Stücke auf, die sowohl der Power von Evanescence-, sowie Halestorm, locker das Wasser reichen können. Fast ein wenig schade, dass nicht mehr Stücke wie im letzten Albumviertel dieses ersten Full Lengths etwas runder gemacht haben. Für ambitionierte Radio Pop Rock Kost für den durchschnittlichen Otto-Normal-Verbraucher/Star FM Hörer ziemlich gut, für den-/diejenigen, die etwas rauher erzogene Rocker/-innen sicher eher gewöhnungsbedürftige- und vermutlich zu leichte Kost?!

V.Ö. 12.11. 21

 

6,85/10 Schafe Schüsse

(Pavement Music 2.021)

https://www.plushrocks.net/

https://www.facebook.com/PLUSHOFFICIAL/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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