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Zwischengedankebschuss November 2.021

Zwischengedankenschuss November 2.021

"Schröpfung, statt Schöpfung?"

Nun sitzen wir gemeinsam virtuell vernetzt hier und harren in Slow-Motion und gefühlter Endzeit-Yo-Yo-Bewegung der Dinge. Mal ein Schritt vorwärts, dann wieder gefühlte drei zurück. In Gothickreisen würde man das selbstironisch nehmen und die "Einheitsschritt" Melodie trällern. Wie paradox es da anmutet, dass ausgerechnet tiefschwarzer Sarkasmus in der aktuell unfreiwilligen Paarungszeit die Ironie am Sexiesten findet. Lachend in den Untergang- oder wahlweise in die laufende Kreissäge rennen? Wenn schon, denn schon! Jawollo! Und dann auf jedem Fall mit fettem Leckomio unterstrichen! Ganz die Ballermann-Mentalität. 

Wie war- oder ist das also mit der funktionalen Gesellschaft (?), kann die Spezies Mensch überhaupt ohne K(l)onflikte, ohne Reibereien-, Nörgeleien-, ohne den Bodensatz klischeetypischer-, deutscher Unzufriedenheit auskommen/funktionieren? War denn jemals alles wirklich so richtig gut?  

Es sind die essentiellen Fragen, die in diesen Zeiten sicher nicht nur meinen Geist umtreiben, während ich mir noch immer (wieder) selbst versichere, dass es noch schlimmer gehen kann. Man sagt ja nicht umsonst "Schlimmer geht immer." 

Ich bin gewiss kein Schwarzmaler, denn den schwarzen Stift legt man spätestens dann beiseite, wenn man merkt, dass diese Gesellschaft nicht etwa auf "Schöpfung", sondern auf "Schröpfung" basiert. (und davon habe ich selbst genug erleben dürfen im Laufe der Jahrzehnte) Wenn man sich im Laufe der Geschichte die ganz großen Geister der jeweiligen Zeitepoche ansieht, wird man feststellen, dass viele materiell eher solide versorgte Zeitschreiber es waren - ob Mozart, Rio Reiser, van Gogh..., die die Menschen zeitlos berühr(t)en. Natürlich gibt es auch einige reich gewordene unter ihnen, aber war das dann eher Fluch oder Segen? 

Von der Kreativität her betrachtet, braucht es ein bestimmtes Grundlevel an Hunger, Reibungsfläche und Träumerei(en), um in die Worte-, die Mucken- oder von mir aus auch in das Spiel mit der Darsteller- und Malerei, die man kreiert, Authentizität ein- & mitfließen zu lassen. Wer satt und hyperzufrieden ist, hat selten etwas tiefergreifend Bewegendes zu sagen, bzw. wenn, dann allenfalls in der Rückschau auf die Dinge. 

Blicken wir also vielleicht einfach nur zu oft zurück, so dass wir uns mit dem Festkleben an vergangenen Dingen selbst im Wege stehen? Sollte nicht der Weg im Hier und Jetzt unser aller Maß sein? Erfahrungen, Statistiken, Forschung etc. sind elementare Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Auf diese Pfeilern verteilt sich eine Menge Gewicht (gerade in diesen Zeiten), das gestemmt werden will und muss, jeden Tag 24/7. Darin liegt unser aktuell akut ins bedrohlich abdriftende Chaos der Zerfahrenheit. Das dünneisig glatte Grundproblem im Miteinander. Das Problem liegt darin, dass wir nicht mehr aufeinander zugehen und MITEINANDER-, anstatt gegeneinander sprechen. Wir sind nahezu kollektiv zu Selbstläufern und Selbstdarstellern geworden, weil JEDE/-R etwas gelten- und etwas sein will. Was bei mancher/manchem wie ein trotziges Kind wirkt, das stur beharrt und mit dem Kopf durch die Wand will. Täglich beten wir Anderen vor was richtig oder falsch ist, finden wir aber dabei überhaupt noch ein gesundes Maß, OHNE selbst schon "drüber" zu sein? Ich nehme mich dabei selbst nicht von aus. Der kleine Unterschied ist just, dass WENN ich denn die große Fresse habe, dies oder jenes so oder so zu halten, dann lebe ich es auch konsequent im Rahmen respektvoller Empathie. Zumindest wenn das Gegenüber denn ein respektvolles Miteinander grundlegend zulässt. Ohne eine möglichst neutrale, respektvolle Grundbasis funktioniert es nicht friedlich-versöhnlich aufeinander zuzugehen, egal welcher Meinung oder Ansicht man ist.

Ich erinnere mich noch sehr genau wie viel Wein Kohl etc. einst predigte, gesoffen haben wir zwar damals wirklich viel, allerdings selten Wein und im Alltag kam das sprichwörtlich auch eher kalkhaltigem Wasser aus verrosteten Rohren gleich, die vom alten System noch übrig waren. Man hat modernisiert, getan und gemacht, hat Häuserfassaden aufgehübscht, Strassen gebaut..., das Aber im Satz hatte jedoch auch starkes Gewicht, man denke nur an die Vergehen seitens der Treuhandgeschäfte, denen so viele(s) zum Opfer fiel. Die Menschen haben das nie ganz vergessen, weil es einem stillen, kollektiven Trauma gleichkam, dass komplette Regionen nahezu geschlossen den Gang zum Arbeitsamt (teils in sogen. AMB Maßnahmen) gingen und damit ein völlig anderes Leben begann. 

Das ist u. a., was viele mürbe gemacht hat, Viele haben sich mit den Jahren in die Resignation ergeben - schließlich ist es doch auch einfach(er) und bequemer das Geld vom Amt überwiesen zu bekommen. Genau diese Mentalität des "Geldabholens"-, also das "Nicht-wirklich-etwas-dafür-tun", das "Nicht-mehr-selbstständig-Denken" nehme ich seit Jahr(zehnt)en immer mehr in vielen Branchen/Berufszweigen wahr. Anders gesagt, habe ich das Gefühl in einer schein-lebendigen (je nach Ansicht auch scheintoten) Gesellschaft zu leben, in der Meinungen/Aussagen/Positionierungen selten aus der vollen Überzeugung eines empathischen, reflektierten Herzens/Geistes kommen, sondern es oftmals einfach nur noch lieblos kopierte-, bis zum Erbrechen wiedergeäute Hackverordnungen sind, die einem Schneeballsystem- oder auch dem Kettenbriefeffekt gleichkommen. Und jedes Mal wieder frage ich still (und gleichzeitig laut) in mich selbst hinein, ob bei manchen eigentlich noch jemand zu Hause ist? Ob da noch Leben in der leergesaugten Seele ist? Wie in einem dieser Zombiefilme... es wird nicht mehr hinterfragt, sondern nur noch sinnfreier Gier gefolgt, ohne zu checken auf was- und warum man gerade wirklich Lust/Appetit hat?!  

Bevor wir also ständig die Keule rausholen, sollten wir wieder lernen ERST einmal tiefenreflektiert, empathisch und respektvoll zu denken und erst dann zu kommentieren, zu posten oder ggf. auch anzufeinden. Wenn das alle Seiten jenseits einer Meinungsmitte hinbekommen würden, könnte man das Wort Zukunft auch von aller Angst befreien. Wobei wir uns erst einmal davon befreien sollten ständig alles so zu wollen wie es die Großonzerne, Aktiengesellschaften, Wirtschaftspolitiker/-innen wollen, denn  ZUALLERST sollte unser Lebensraum an OBERSTER Stelle stehen, denn ohne saubere Luft zum Atmen und mit der Zunahme weiterer Wetterextreme, braucht es auch keine Diskussion um (zukünftige) eigene Zivilrechte. Übrigens, wo es Grundrechte gibt, gibt es immer auch Grundpflichten - das vergessen zuviele gern. Dieses einfache Naturgesetz des Geben & Nehmens, das den täglichen Balanceakt dieses Wunderwerkes namens Erde nährt, sollte unser aller Grundpfleiler sein. In diesem Zusammenhang wurde (gerade hierzulande) über Jahrzehnte eine Menge (leider erfolgreich) verdrängt und weiter vor sich hergeschoben, effektive-, nachhaltige Lösungen funktionieren so aber nicht. Es braucht jetzt nicht noch mehr Leute, die per sinnfreier, leerer Status-/Meinungskopien die Fresse laut aufreißen, um sich zu profilieren, nein, es braucht Macher/-innen, die auch den Mut zur effektiven Veränderung/Erneuerung haben und ihren Worten Taten folgen lassen, die nicht wieder den Haken im eigenen Ego oder im Profit haben, denn es wird Zeit, dass wir ALLE ein ent-spannteres Miteinander schaffen, das jedenfalls ist der beste effektive Profit, den eine Gesellschaft haben kann. 

In diesem Sinne,

Euer Danny B.

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