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WAR ON WOMEN "Wonderful Hell"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2020

Label: 

Genre(s): 

Amerika hat gerade in den letzten Tagen, Wochen und Monaten die Newsticker ordentlich erhitzt und in Rotation gehalten, höchste Zeit, dass da auch mal wieder etwas frische Mucke zum Zuge kommt. Mit der Feminist Hardcore Punk Band War On Women aus Baltimore, Maryland kommt die fünfte Release seit der Gründung vor 10 Jahren gerade recht. Mit dem Label Bridge Nine Records im Rücken scheint man zufrieden zu sein, immerhin hat es ja heutzutage fast schon Seltenheiswert, wenn eine in Europa eher noch unbekanntere-, Band drei Alben auf dem selben Label herausbringt. 

Das hier vorlegende Album wurde inhaltlich u. a. vom im Juli an Krebs verstorbenen amerikanischen Bürgerrechtler John Lewis (R.I.P.) beeinflusst, der WOW Sängerin Shawna Potter vor allem in der Trump Ära nachhaltig ob seiner Haltung beeindruckte. Somit könnte man "Wonderful Hell" auch an Hommage an Lewis sehen. 

Normalerweise wären War On Women in diesem Jahr mit Bad Religion auf Tour gewesen, was die Corona Pandemie jedoch verhinderte. Deshalb hat man dieses Album fertig gestellt, was an sich doch erst mal schön ist, denn von Musik kann man wohl kaum genug bekommen.  

Mit "Aqua Tofana" (Track 1) startet der Walk durch die "wundervolle Hölle". Der leicht an-verzerrte Gesangseffekt und die teils Metallica beeinflussten Gitarrenläufe, die eine erfrischende Punk Rock Auslegung hören lassen, bieten leicht verständliche Texte an. Auch nach mehrfachen Durchläufen will mir partout nicht einfallen an wessen Stimme mich Shawna Potter erinnert. Fakt ist aber, dass sie butterweich ins Ohr geht, wie es z. B. auch beim Ersthighlight leichtfüßiger Midtempoart "Milk And Blood" (Track 2; Anspieltip I) der Fall ist. WOW haben diese Sound, der direkt ins Zentrum des Bewegungdrangs übergeht. Genau die Art Punk Rock der auch Pop-hookige Momente innehat, ohne zu pop-ig zu wirken. In den '90ern hätte man diese Art Mucke sogar noch unter der Bezeichnung "Alternative" untergekriegt. 

Etwas mehr punchigen Druck bringt das Albumtitelstück "Wonderful Hell" (Track 3) mit, das starke The Breeders Momente mit The Cranberries Nuancen verbindet. Hier und da lassen WOW die Hardcore Einflüsse durchblicken, ohne klassischen Hardcore abzuliefern. Ich würde hier vom groben Oberbegriff "Crossover" sprechen, ohne dass man diese Schublade vollends zubekommt. Alles sehr offen, knackfrisch und auch mit einer schönen Attitude-Würzung versehen. Typisch amerikanischen Patriotismus lassen WOW thematisch aufnehmend in "This Stolen Land" (Track 4) sich unheilvoll steigernd wie Meerwasser vor die Küste klatschen. Bis knapp vor Songmitte gestaltet sich die Mucke zugunsten der Textlastigkeit eher übersichtlich, um dann mit einer flüssig amtlichen Bridge den Drive auf den Tacho zu packen und die Catchiness zu wecken, ohne aber sich gänzlich darauf zu versteifen. Noch höheren Drive hat "White Lies" (Track 5; Anspieltip II). Dank ausgefeilter-, sehr cleverer Arrangements packen War On Women hier einen echten Sofortzünder aus, dessen Zündschnur kurz und extrem entzündlich in Öl getränkt wurde. Side-Funfact dabei ist, dass Kitty In A Casket einen gleichbetitelten Song vor gut drei Jahren veröffentlichten. 

Die musikalische Klasse spiegelt sich u. a. auch auf starke Weise zu Beginn von "Big Words" (Track 6) wieder. Vom Stil her sehe ich dieses Stück locker in der Nähe der Foo Fighters, trotz der teils plötzlichen Wechsel, was nach hinten raus erneut in eine Art Led Zeppelin Tribut übergeht. Es ist eindeutig dem Punk Rockigen Grundfeeling zuzuschreiben, dass War On Women dieses gewisse zündende Etwas haben, was stellenweise auch an Juliette And The Licks erinnert - "Seeds" (Track 7; Anspieltip III). Besonders dank der groovy Riffs und der powervollen Vocals spielt dieses Stück zwischen Atitude und Catch-Me-If-You-Can-Grundstimmung mit dem Hörer. Wenn das schon beim bloßen Hören so dermaßen die Schuhe von den Socken rupft, wie mag das wohl erst Live sein? 

War On Women geben aber auch kurz und knappe Breit-Saiten-Hiebe mit, die in 1:11 Minute abgefrühstückt werden und erneut von der klassischer Hardcore Punk Schule herrühren - "In Your Path" (Track 8; Anspieltip IV). Black Flag lassen grüßen. :) 

Mir persönlich gefällt diese schön holzige Punk-Kante mit mehr Gewichtung großartig, die auch beim schmissig-schnittigen "The Ash Is Not The End" (Track 9; Anspieltip V) das Level verdammt hochhält und jede/-n Toten aufstehen lässt. Dieses Stück hat definitiv Single-Qualitäten. "Demon" (Track 9) stellt im Finale leichten Bezug zum Coverartwork her und packt etwas düstere Atmosphäre aus. Der eher spannungsgeladene, ruhige Beginn zieht-fließt zum letzten Viertel durch den Raum, ohne in Versuchung zu führen vorzuzappen. Die teils epische Stimmung zeigt insgesamt neue Qualitäten von War On Women auf, die zukünftig ja vielleicht sogar ausgebaut, weiterentwickelt oder gar intensiviert werden(?), wer weiß?! Insgesamt ein sehr beeindruckendes, abwechslungsreiches Album, dass vor allem auch über längere Zeit seinen Charme nicht verliert. 

8,85/10 Schafe Schüsse

(Bridge Nine Records/Soulfood 2.020)

https://www.facebook.com/WarOnWomen/?ref=nf

https://waronwomen.bandcamp.com/?fbclid=IwAR203bCy0fPCepC2LRld0voTxvuabJ...

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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