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VENGINCE "Against The Tide"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2016

Label: 

Genre(s): 

Die ehemals stark Hardcore/Metalcore-lastigen Amerikaner von Vengince aus Oakland, Kalifornien meldeten sich nach satten 6(!) Jahren Veröffentlichungspause zurück und veröffentlichten im zurückliegenden September (*2.016) mit "Against The Tide" den "A Turn For The Worst" Nachfolger. Im Zuge dessen enterten sie in den amerikanischen  iTunes Top 200 am V.Ö. Tag direkt Platz 82. Das ist eine Ansage, hart erarbeitet und für eine Band, die sich mittlerweile im 23. Bestandsjahr befindet, nicht unwichtig. 

Kluge Sprüche wie "was lange währt..." spare ich mir an dieser Stelle und komme lieber direkt zum vorliegenden Album, das mit ungewöhnlichen-, klassisch beeinflussten Klängen fast feierlich startet (was an diverse Computerspielsoundtracks erinnert), um mittels "In Revenge We Trust" (Track 1) mit deutlich klarerem Sound zu eröffnen. Zunächst klingen Vewngince etwas solider/auf's Wesentliche runtergeschraubter. Anfangs ist dieser "neue" Sound mit all' seinen liebevoll eingeflochtenen Melodic Parts etwas gewöhnungsbedürtftig, es fehlt die Wucht, die auf diesem Album den sehr gut verständlichen Lyrics zuspielt. Mit "Against The Tide" (Track 2; Anspieltip I) geht es tiefer ergründend unter die konzeptionelle Oberfläche und bringt einen saustarken Bollwerkreißer mit 'ner Menge Attitude im Bauch zu Ohren. Fronthüne Relentless (*u. a. auch bei Endrah) klingt keine Spur müder und kotzt sich auf vertraute Weise aus, während auch die kleinen Keyboardspielereien noch immer Teil des Vengince Sounds sind, wenngleich auch deutlich reduzierter. Genauso kommen auch die Vengence typischen Prog-shred-down-Gitarrenparts wieder zum Zuge -"Birth Of Plagues" (Track 3)-, was stark an das 2.008er Album "As It All Sours" erinnert. 

Vengince spielen sich in die engen Genregassen, die zwischen Hard-/Metalcore, Progresse Rock und Metal in musikalische Seitenstrassen führen. Die Texte bleiben systemkritisch - "Police State Of America" (Track 4; Anspieltip II), wovon auch ein Lyric Video gebastelt wurde. Da "Against The Tide" bereits vor Trumps Amtsantritt veröffentlicht wurde, kann man Vengince fast schon als Visionäre bezeichnen, was das Klischee vom un-informierten, politverdossenen Ami-Redneck zu widerlegen weiß. Musikalisch fährt man hier stärker in neue Metalcore Gewässer. Wer es etwas mehr verspielt (bzgl. Gitarren) mag, kann sich "The Sickness Well" (Track 5) geben, das sich erst mit mehreren Durchläufen tiefer einfräßt. Die Gesangslinien folgen dem bislang gepflegten Rezept, die durch Melodic Passagen verfeinert werden.

Dieses Rezept geht vor allem beim erdenden "Rupture" (Track 6; Anspieltip III) im Direktlauf auf. "Rupture" versprüht diesen einfachen Charme, der zu packen weiß. Vengince reizen ihren Sound mittlerweile mehr aus, tun dies allerdings auf subtil-clevere Weise, indem sie die Arrangements mit aller Erfahrung garnieren und sogar Black Metal Gitarrenläufe mal eben locker einflechten und ihren Stempel selbst überholen/updaten - "Where The Dead Refuse To Roam" (Track 7; Anspieltip IV). Die zweite Albumhälfte fährt deutlich offensiver, was man beim Durchlauf zunächst nur beiläufig wahrnimmt. Was trotzdem fehlt, ist dieser eine Song, den jedes Album braucht. Dieser eine Song, der die Synapsen sofort entflammt. "Of The Same Shadow" (Track 8) ist gewiss kein schlechter Song, allerdings zu vertracktet/verwinkelt, um dieses Gütesiegel einzufahren. Ähnlich geht es dem Midtempo-Riff-Plattwalzer "Life's Proof" (Track 9), dem ein starker Part inneliegt, der in erneuten Samplepassagen mündet. 

Mit ähnlichen-, fast schon Mathcore-igen Taktbreakern geht es mit dem krass stilvielschichtigem "Take Me To Your Grave" (Track 10) über die Ziellinie dieses Vengince Albums. 

"Against The Tide" ist musikalisch, wie auch von den Lyrics her definitiv kein glattes Album. Zeitweise deckt es sich mit dem aktuellen Zeitenlauf und kann mit dem Wort "unbequem" grob umrissen werden. Nicht alles, was unbequem ist, kann man deshalb als lieblos bezeichnen, im Gegenteil, dieses Album kann man klasse als konstruktiven Ansatz nehmen. Das Positive mitnehmen und all' den wirklich unnützen Scheiß hinter sich lassen. Den Musikliebhabern nicht leicht verdaulicher Kost kann man dieses Album (das musikalisch, zeitlich stark voraus ist) nur wärmstens empfehlen.

7,25/10 Schafe Schüsse

(Unable Records 2.016)

http://www.vengince.com/

https://www.facebook.com/venginceband/

https://vengince.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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