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TXL, Kopfschuss

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2014

Label: 

Genre(s): 

Als ich letztes Jahr (2.013) im Frühsommer das TXL Debütalbum "Angst" nach einigen Durchläufen besprochen hatte und von der nicht einheitsbreimäßigen-, noch etwas roh-ungeschliffenen Frische der TXL-Eigenmarke überrascht wurde, stieg die Vorspannung wie dieses Berliner Trio ihre Chancen nutzen und verarbeiten würden?! Seither hat man in schöner Regelmäßigkeit News von ihnen vernommen. Dann und wann wurde es auch leicht verwirrend. Hatte man bereits von neuen Studioaktivitäten in Sachen Nachfolgealbum gelesen, schoben TXL verwirrenderweise ein neu gedrehtes Video zu "Scheiss drauf" (vom Debütalbum) in die Kanäle, anstatt direkt einen Song vom neuen-, nun vorliegendem Albumnachfolger "Kopfschuss" oder auch von der Zwischendurch erschienen Gratis-EP "Cover den Scheiss" (im April 2.014 online erschienen) zu servieren. Nun gut "Klingt komisch, ist aber so." würde Peter Lustig achselzuckend sagen. 

In der Zwischenzeit haben TXL die Knarren mit neuen Patronen bestückt und gehen unter der Headline "Kopfschuss, weil die Musik in den Kopf muss" offensiv nach vorn. Mit "Mayday" (Track 1) setzen sie den Fluss neu in Bewegung, was anfangs dank der eingeflochtenen Keyboardpassagen spontan an Rammstein und/ oder Oomph! erinnert. Man kann auch die mittlerweile wahrscheinlich fast vergessenen Schweisser ebenso als Vergleichsbeispiel mit anführen. Soundmäßig hat sich einiges getan, es tönt wesentlich angenehmer als auf "Angst" durch die Boxen. Auch die Eingängigkeit hat einen Schritt nach vorn getan, was mich vor allem beim Ersthör positiv stimmte. Die Mucke von TXL zu umschreiben macht auch das folgende "Polytoxicomane" (Track 2) nicht einfacher, zumal man nach wie vor die klassischen Hard Rock Einflüsse im Sound hat, während eine Schippe voller moderner Einflüsse hinzugekommen ist, die leichte Nuancen früher Oopmh! Werke aufblitzen lässt. Was sich bei TXL aber nicht verändert hat, ist die grosstönende Berliner Schnauze, die man gut und gern als gesundes Selbstbewusstsein bezeichnen kann, die nach wie vor noch immer am Besten reinläuft, wenn sie in einem flüssigen Rocker  wie "Leck mich am Arsch" (Track 3) verpackt ist. Irgendwo am Anfang meine ich sogar einen Kurzeinsatz einer Trompete(?) vernommen zu haben?! Fakt ist, TXL haben sich Gedanken gemacht wie sie ihre Mucke auf die nächste Ebene bringen können. 

Was bislang noch nicht sofort gezündet hat, fängt mit "Siehst du es nicht" (Track 4; Anspieltip I) Feuer, das länger als jedes Streichholz (nach-)brennt. Als Gast haben sich TXL Phaedra als Gast ans Mikro geholt, was den nötigen Funken der Explosion mitbringt und sogar grosses Kino im Refrainteil auffahren lässt. Dieser Song hat Zug zum Radioairplay und ist das erste, standhafte Pro auf diesem TXL Album (gemessen an tausenden Bands da draussen). Es scheint als hätte sich der Wind blitzartig gedreht, denn auch "Bomben fallen" (Track 5; Anspieltip II) hat den Kampf um Eure Ohrengunst im Innern, vor allem, wenn der Refrainteil butterweich rundrockt wie man es sonst von Bands wie In Extremo kennt. Man fragt sich ernsthaft warum TXL Hochkaräter wie diese nicht schon auf ihrem Debütalbum hatten? Manchmal braucht es offenbar nur eine echte Chance vor der Tür, etwas Druck und Inspiration.

Zwar ist der rohe Hard Rock Sound, der noch viel Street Rock Flair auf "Angst" innehatte, einem neuen, zeitgemäßeren Sound gewichen, aber das heisst beileibe nicht, dass TXL das Rocken verlernt hätten. Ganz im Gegenteil, direkt zu Beginn von "Ich reiße dir den Kopf und scheiß´ dir in den Hals" (Track 6) gibt es Motörhead Drive satt (nebst Phaedra  als erneuten Mikrogast) zu hören. Lyrisch zwar nicht der grösste Wurf, aber musikalisch eine sichere Bank für Steilgang auf Konzerten. Dass System Of A Down den TXL'lern auch nicht fremd sind, kann man bei "Wie es mal war" (Track 7; Anspieltip III) feststellen, allerdings unterstelle ich mal, dass hier auch Knorkator als Einfluss Pate standen. Sofern man es mit Einflüssen nicht zu übergenau nimmt und diese als legitim betrachtet, kann man an "Wie es mal war" echt Gefallen finden, das sich bei jedem Hörgang mehr (r)eingroovt. Gerade Albumtitelsongs stehen immer besonders im Fokus, einfach weil eine Band sich daran messen lassen muss. Einen Midtemposong hätte ich zwar ehrlich gesagt nicht erwartet, aber dafür geht "Kopfschuss" (Track 8) tatsächlich über länger in den Kopf und besticht mit musikalischem Können, bei dem auch leichte Aerosmith-Prägung (Backing Vocals beim Wort "Kopfschuss") mitschleicht und endlich auch mal ein Gitarrensoli Raum findet. 

Da darf es auch mal etwas lockerleichter werden - "Hey Baby" (Track 9). Bar Rock'n Roll mit Hüftschwungtanz der Rockbabes und satte, schöne Gitarrensoli, die TXL vor allem Live Arschwasser einbringen dürften. Die selbstbewusste Bandhymne "TXL" (Track 10) überlasse ich Euch. Ich für meinen Teil kann mit Aufpimpern dieser Machart mittlerweile eh nichts mehr anfangen, davon gab es in den letzten Jahren einfach auch zu viele. "Eene Meene Miste" (Track 11) beginnt erst mal wie auf einem Bad Trip/ Paronoiaschub, nachdem der offenbar noch junge Phlipp Butze das Schlusslicht dieses Albums am Mikro eingeleitet hat. Diesen Song muss man mit all´ seinen Facetten auch erst einmal fassen lernen, zumal TXL hier mal eben Uptemposchrauben mit Speed Metal Zug und einem echt abgedrehten "Alle meine Entchen..." Part ernsthaft ins Rund brettern. Hätten Knorkator das gemacht, hätte es mich nicht grossartig gewundert, so aber hinterlässt der Last Taste dieses Albums erst einmal Fragezeichen. Schade eigentlich, denn einige Patronen dieser Knarrenschüsse sitzen echt nah am Zündzentrum. 

V.Ö.: 19.09. 2.014

 

7,35/ 10 Schafe Schüsse

(Riff Raff Records/ Megaphon 2.014)

http://www.txl-band.de/ 

https://www.facebook.com/pages/TXL/454453354566082

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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