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TXL, Angst

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

06-2013

Label: 

Genre(s): 

Die erst 2.011 als Trio gestarteten TXL erschienen völlig unverhofft am Berliner Himmel, als ich am 31.08. und 1.09. diesen Jahres die Konzerte von Veritas Maximus besuchte und die Tegel-zugeneigten Jet-Rocker als Supportact dermaßen fett das Leder reissen sah, dass ich spontan an grosse Namen wie AC/DC dachte, vor allem als ich Gitarrist Ricky (der auch Background Vocals beisteuert) mit hohem Bewegungspensum über die Bühne headbangen sah, dass ich aus dem Staunen fast nicht mehr rauskam. Entweder Ricky hatte Strom in der Schlüpper oder aber er kriegt bei zu wenig Stageacting jedes Mal `ne Ladung Prügel vom krakenarmigen TXL-Drummer Schulle? Anders konnte ich es mir an jenen Tagen nicht erklären was da bei TXL auf der Bühne abging.

Entscheidend ist aber die Haltbarkeit/ Qualität der Mucke selbst, die gerade erneut durch`s heimische Wohnzimmer schallt. Mit "Rock den Scheiss" (Track 1) eröffnet man mit fettem Groove und erinnert von der Gitarrenarbeit ein wenig an Rage Against The Machine, während Frontmann Halid (vor allem beim Ersthör) noch wie eine Mischung  aus Mr. Chris Cornell (Soundgarden), Daniel Wirtz und Tommi Böck (Schweisser) klingt, während Ricky die Saiten ordentlich bearbeitet und zwischendrin auch mal Blues Rock Schule im wahrsten Wortsinn den "Scheiss" rockt. Fetter Opener! Zwar geht es im folgenden "Trauerregen" (Track 2) allein vom Tempo her eher mittig(er) zu, dafür kommen aber Songtext und die Einzelinstrumente, inklusive Gesang wesentlich gewichtiger rüber. Ob "Ich habe Angst" (Track 3; Anspieltip I) so etwas wie der inoffizielle Albumtiteltrack ist, weiß ich nicht, aber das Rüstzeug dafür hätte der Groover. Hier werden ganz alltägliche, menschliche Angstfakoren auf die Saiten geschickt und fressen sich von hinten her (von Beginn an!) in`s Speicherzentrum der Ohrwürmer. Von der Produktion her besticht man mit klarem Klangbild, mir fehlt lediglich etwas mehr Dreck im Gesamtbild, der zum Rock'n Roll, genauso wie Zigarrettenqualm und gereifter Whiskey zu Lemmy, gehört. Dennoch funkt der Groove spritzig, was u. a. auch der Mutmacher "Scheiss drauf" (Track 5; Anspieltip II) unterstreicht und helfen sollte den eigenen Arsch hochzuwuchten, um dem Leben selbst mit der nötigen Lockerheit zu begegnen. Was mich allerdings zu Beginn von "Denn der Herr gab uns den Segen" (Track 6) beim Ersthör spontan in Sachen Gedankensprung gebissen hat und mich immer wieder an Fräulein Britney Spears und ihren "Oops I did it again"-Rhythmus erinnert, kann ich selbst nicht so recht begründen, manchmal geht es schon echt strange zu im Köpfchen... nun ja egal wie, mit den höheren Tönen von Halid werde ich sicher nicht mehr warm?! Dafür bestechen aber die Gitarrensoli. Gut dass "Dank gilt meiner Fernbedienung" (Track 7) das eben Gehörte entzerrt und mich stellenweise an J.B.O. erinnert, wenngleich der Songtext hier durchaus ernsthafter Natur sein dürfte, so lustig es sich auch anhören möge?! Spätestens mit diesem Song wird die leichte Schlagseite Craziness, die es manchmal braucht, von TXL kollektiv ausgelebt, so dass die Freigabe zum völligen Freidrehen direkt mitgeliefert wird. Das andersartige "Komm mit mir" (Track 8; Anspieltip III) entpuppt sich derweil vor allem über längere Zeit zum geheimen Ohrwurm und wartet mittels minimal, fein-gesetzter Saitenspitzen sogar mit Machine Head Einflüssen auf, während es rein musikalisch trotzdem in modernen Hard Rock Gefilden bleibt. Dass man als Berliner kaum an Ärzte Einflüssen vorbeikommt, dürfte dem Rest des Landes zwar ziemlich egal oder auch klar sein, aber solche in der Berliner Luft liegenden Melodien tropfen eben manchmal auch auf neue Bands ab. Bei TXL ist das vor allem bei "Frei" (Track 9) der Fall, was mittels kurzer Knorkator Stippvisite und den schön derbe-überspitzten crazy Einlagen bis zum Zenit ausgereizt wird. Wie bereits angedeutet, braucht es schon `nen Kantenschlag vom Wahnsinn selbst, den man von TXL direkt übergebraten bekommt. Am (fast) Ende sitzt man da und lauscht dem nachdenklich-stimmenden pianogetränkten "Abschiedslied" (Track 10). Wenn die Geschichte auch echt ergreift, dürften die Weichen für TXL bestens stehen?! (Dass es nicht beim Träumen bleibt bzw. geblieben ist, um mal aktuell Bestand aufzunehmen.) Obwohl eine Jet-Crew wie diese eher in den Lüften zu Hause ist, als auf rostigen Schienen, zumal auf den Zugverkehr hierzulande eh nicht unbedingt Verlass ist, aber das steht auch wieder auf anderen Blättern. Zum ultimativen alleinigen Check empfehle ich: "Dank gilt meiner Fernbedienung (Mutti Version)" (Track 11), das die für meinen Geschmack fettere Version ist, den Muttis von TXL ein besonderer Dank dafür! Es bräuchte demnach vielleicht nur TXL mitsamt ihren Muttis, dann ginge nicht nur mehr in Berlin-Tegel, sondern vielleicht sogar am leidigen BER? ;-) Die Mucke selbst ist sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber die Anlagen sich zu einer amtlichen Adresse zu entwickeln. Ich bin schon jetzt auf die nächste TXL Scheibe gespannt! Auf jeden Fall sind TXL eine Band, die nicht im Einheitsbrei der deutschsprachigen Bands hierzulande untergehen, sondern gerade mit ihrer Eigenmarke bestechen, ohne sich um die Knochen grosser Bands zu balgen oder gar ihre Seele zu verkaufen. Genau solche Bands braucht dieses Genre!

7,5/ 10 Schafe Schüsse

(Sonic Revolution/ Soulfood 2.013)

http://www.txl-band.de/

https://www.facebook.com/pages/TXL/454453354566082?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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