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TIMOTHY WHITE "Bob Marley, Catch A Fire" [Buch]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2017

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Genre(s): 

Rober Nesta Marley (R.I.P.) braucht man wohl keinem/keiner da draußen mehr vorzustellen, zumal Marley's Reggae zur musikalischen Geschichte dieses Planeten gehört. Als Liebhaber von Biographiebüchern war es also nur eine reine Zeitfrage wann ich mir das Leben und Wirken Bob Marley's in all' seiner Tiefe für die heimische Sammlung zulegen würde. Dieses von 423(!) Seiten prall gefüllte Buch aus der Feder von Timonthy White stellte sich dabei als ein Ausnahmestellungswerk heraus, das bereits vorab versprach jeden denkbaren Winkel auszuloten, der auch nur ansatzweise mit Bob Marley und dessen Werdegang zutun hätte. Bevor ich nun gleich etwas näher auf dieses Buch eingehe, möchte ich erwähnt wissen, dass Bob Marley's musikalische Karriere letztlich definitiv und unumstößlich auch Funken sprühte, die die Ursprünge des Ska, bzw. genau genommen sogar die der Oi! Bewegung mit beeinflussten. 

Die Wenigsten, die Bob Marley Shirts tragen, weil sie ja ach so hip sind, werden The Wailers kennen, die quasi den Kokon darstellen aus dem heraus sich Bob Marley und dessen Musik dahingehend entwickelte, wo er nicht nur zu Welterfolgen gelangte, sondern auch politische Geschichte (dank seiner Credibility) mitschrieb. Die Lebenshärte, die den jungen Marley prägte, war die einer kleinen Familie im sogen. "Hinterland" einer alleinerziehenden Mutter, die sozial gesehen (in Jamaika weit verbreitet) ganz sicher nicht zur oberen Gesellschaftsschicht gehörte. Marleys Herkunftsbasis wurde vor allem von sozialer Ausbeutung durch die europäische- und die amerikanische Politik durchzogen. Somit hatte er in seiner Jugend fast logisch-folglich auch eine Art Rude Boys Umfeld, das es auch in Jamaika gab - nur eben anders bezeichnet wurde. 

Das Buch selbst geht bzgl. Marleys Kindheit und Jugend ziemlich ins Tiefendetail. Timothy White hat dabei wahnsinnig intensiv die geschichtlichen Fundamente in Sachen Wirtschaftspolitik (inländisch, sowie extern) beleuchtet und einfliessen lassen, wobei man als Europäer ziemlich derbe beim Lesen vor Augen geführt bekommt wie kackendreist sich diverse Staaten und Politiker in Jamaika bedient haben, bzw. eine regelrechte Ausbeutungspolitik bis zur Spitze sämtlich vorstellbarer empathisch erstarrter Eisberge betrieben haben. 

Aber auch stark relegiöse Glaubenswurzeln schwingen immer wieder mit, was letztlich die Gemeinsamkeiten mit anderen religiösen Ausrichtungen und der damit einhergehenden Zeitgeschichte nicht nur beiläufig aufzeigt. Wo Glaube ist, da gibt es natürlich auch Mythen und Geschichten, von denen am Ende nur die unmittelbaren Zeitzeugen aus dem privaten Umfeld Marleys die Wahrheit kennen. Robert Nesta Marley wurden außergewöhnliche Fähigkeiten nachgesagt, die nach seiner Kindheit zumindest noch mit seiner Aura, seiner Präsenz spürbar einhergegangen sein sollen. Seine Jugend jedenfalls war, ähnlich wie die vieler englischer-, amerikanischer- oder auch deutscher Ghettokids, von Banden-/Gang-(Waffen-)Gewalt geprägt, die in sozialer Armut ihre Herkunft hatte. Überleben wollten alle, allerdings gelang das nicht allen, auch in Marleys Umfeld nicht. Umso größer das eigentliche Wunder von Marleys Wesen, das eher sanftmütig im Zentrum steht, es sei denn (und auch das zeigt diese Biographie nachzeichnend auf) man wollte Marley um den Lohn seines Schaffens betrügen. Und dass es gerade nach dessen Tod noch einige Versuchsdiebesschaften gab (teils sogar aus dem engeren Umfeld), erfährt man mittels der recht weit ausgeführten Gerichtsprozesse ebenfalls.

 Alles in allem liest sich dieses Buch dennoch streckenweise etwas schwierig/zähflüssig, was an der Informationsfülle liegt, die man als interessierter Leser erst einmal ordnen und verarbeiten muss, nicht umsonst habe ich ein gutes halbes Jahr mit dem Lesen dieses Werkes zugebracht und mich darin vertieft, in nahezu jeder halbwegs freien Minute. Ganz zu schweigen von den Liedern und all' den Bands aus dem musikalisch-direktem Umfeld der Wailers, bzw. Marleys selbst. Kleine Überraschungen inklusive, denn wer weiß denn z. B. schon, dass das ukrainische Wort für Wermut "Tschernobyl" lauter?! (*siehe Seite 315) 

Ich kann dieses Buch nur all' denjenigen empfehlen, die an Zeitgeschichte (nicht nur musikalisch) und realen Lebenswegen (inkl. etwas Spielraum für unerklärbare Dinge) interessiert sind. Jeder, der/dem nur etwas Logik innewohnt, wird feststellen wie die Welt politisch in die Angeln geschoben wurde, was letztlich den Kreis da schließt, wo Menschen zu Tausenden aus ihren Ländern flüchten, um ein halbwegs bestreitbares Leben führen zu können, ohne, dass man ihnen Resourcen entreißt und für teuer zum Rückkauf anbietet.

8,5/10 Schafe Schüsse

(Koch International GmbH/Hannibal Verlag; 9. Auflage,  2.017)

https://timothywhite.com/

http://www.bobmarley.com/

https://www.facebook.com/pg/BobMarley/about/?ref=page_internal

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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