Bild des Benutzers DannyB

TIMBEAU "Wundersam" [12" Maxi Single]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2020

Label: 

Genre(s): 

Es hat schon echten Raritätswert, wenn eine Veröffentlichung im Doppelpack ins Ziel kommt, wie das im Falle der Timbeau Maxi Single "Wundersam" und seinem vermutlichen ersten(?) Full Length Soloalbum der Fall ist. Während die Single als hochwertig schönes Vinyl verpackt in Richtung Nikolausgeschenk zwinkert (zumindest optisch), erscheint das Album digital, sowie ganz "altbacken" bis ursprünglich in Kassettenform. Beide Veröffentlichungen jedoch auf unterschiedlichen Labels. 

Timbeau selbst spielt auch bei der experimentellen Alternative Rockband Sloe Paul, die sich musikalisch meines Erachtens stilistisch doch schon sehr stark von seiner Mucke unter Timbeau unterscheiden. Vom Stil her nennt sich die Mucke von Timbeau "Japan City Pop", was lt. beiliegender Labelinfo "...die ganze Welt: Kitsch, Wahnsinn, Herzschmerz und eben Sonnenschein, Groove und Leichtigkeit.", sowie "Die Gegensätzlichkeiten des Daseins verpackt in lässige Stücke Musik mit deutschen Texten..." mitbringt. Interessante Umschreibung, die neugierig machte und mich mal über den sonst eher gitarrenorientierten Tellerrand gehen ließ, um mal bei Timbeau einzuchecken wie in einem dieser farbenüberladenen Hotels, die aktuell (dank der Pandemie) eher in Schlichtheit verblassen wie ein Polaroid aus den '80er/'90er Jahren. 

Mit dem Einsteiger "Bieder" (Track 1) A-Seite kam ich mir bereits direkt zeitverklaut vor und wähnte mich in irgendeinem der Gottschalk-Krüger-Filme aus den '80er Jahren vor, in denen man sich gerade in irgendeiner Diskothek befindet und rein musik-stilistisch Pop-Schnulzen-Schmalz zelebriert wird. Musikalisch so gar nicht meins, wenngleich wenigstens die Lyrik noch was hergibt. Irgendwie schafft "Bieder" es die gesamte Bandbreite an '80er Jahre Pop auf einmal wachzurufen, was mich persönlich eher zur Flucht veranlasst, anstatt zum Verbleib. "Wundersam" (Track 2) ist im direkten Vergleich schon angenehmer, wenn auch nicht unbedingt viel anders geartet. Hier kann man zumindest den sehr, sehr weiten Bogen zu Wanda spannen. (jedenfalls mit viel Wohlwollen) Auch hier trieft der Schmalz von der sogen. "Popperlocke" und bleibt in genau jenen Diskotheken, in denen die braven Jungs und Mädels artig ihre alkoholfreie Cola trinken und um kurz nach Mitternacht von den Ellies abgeholt werden. Ehrlich gesagt eine mir schon damals grausig bis peinliche Vorstellung. 

Die B-Seite versucht wenigstens etwas frischer/beschwingter mit "So schön allein" (Track 3) aus der Hüfte zu kommen, was insgesamt zumindest ein wenig gelingt. Zur Ehrenrettung von Timbeau muss man jedoch sagen, dass es eine Kunst für sich ist diesen '80er Jahre Sound (inkl. Songwriting) so zu reproduzieren und es dabei zu schaffen so sehr nach den '80ern zu klingen, dass man (wenn man es nicht besser wüsste) meinen könnte irgendwer hätte in irgendeinem Keller Originalaufnahmen aus jener Zeit gefunden, in denen irgendein damaliges Label zu wenig Potenzial gesehen hat. Selbst "Melodram" (Track 4) hält diesen Sound/Zeitgefühl konstant und lässt an diverse TV Serien und Filme aus jenen Tagen zurückdenken, denen nur die Texte noch etwas vom aktuellen Zeitgeist entgegenzusetzen haben. 

Wenn ich ganz schonungslos ehrlich bleiben darf, kann ich nur sagen, dass es mir auch nach mehrfachen Durchläufen derbe vor dem viel längerem Album graut. Ausnahmsweise bin ich mal echt froh zurück in der Zukunft zu sein. Tatsächlich "Wundersam"...

V.Ö.: 27.11.20

 

2,5/10 Schafe Schüsse

(Tomatenplatten Records 2.020)

https://www.facebook.com/Timbeau-106182691153606/

Danny B

Schaf Schüsse: 

2
Eigene Bewertung: 2

Review No.: 

Tags: