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THUNDERMOTHER "Heat Wave" [2CD Deluxe Edition]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2021

Label: 

Genre(s): 

Erstaunlicherweise ist mir die Band Thundermother geläufig und auch songweise durchaus vertraut, seltsamerweise habe ich es jedoch im Laufe der Jahre noch kein einziges Mal geschafft mir mal ganz in Ruhe ein komplettes Album der seit 2.009 aktiven schwedischen Band zu geben. Das hier vorliegende Album kam bereits im Juli 2.020 erstmals raus und kommt nun als Deluxe Edition neu mit der vollumfänglichen Rock And Roll Kelle ins heimische Rund. 

Vermutlich zwar nicht unbedingt notwenig es heutzutage noch zu erwähnen, aber wer sich daran stören sollte, dass hier ausschließlich Frauen am Werk sind, sollte vielleicht vor dem Hören erst einmal seine Komplexe professionell überprüfen lassen, zumal nicht erst seit Janis Joplin, Girlschool, Suzie Quatro, Joan Jett, Lita Ford oder auch Doro Pesch, Tarja Turunen u. v. m. längst viele Frauen die Geschichte des Rock und Metal Genres um so viele starke Facetten nicht nur bereichert-, sondern auch mitgeschrieben haben. Nicht zuletzt (Spoiler!) wird auch diese Version von "Heat Wave" diese Tatsache(n) stark untermauern und felsenfest zementieren.

Ob man dieses Release als "Re-Release" oder als quasi eigenständige Release wertet, sei jedem/jeder freigestellt, zumal die ersten 10 Tracks identisch mit dem Originalalbum sind, allerdings gesellen sich bei der hier vorliegenden Deluxe Edition noch jede Menge weiterer Stücke dazu, die auch mit einer Bonus-CD angereichert ist, auf der 10 weitere-, bislang unveröffentliche Stücke zu hören sind. Man darf gespannt sein, ob auch diese Albumversion Platz 6 (*so 2.020 geschehen) der deutschen Albumcharts entern wird? 

Da mir die Originalversion von "Heat Wave" aus dem letzten Jahr gänzlich unbekannt ist, genauso wie sämtliche Reviews anderer Kollegen dazu, darf dieser feine Doppelschlag hier auch eine Komplettbe-/durchleuchtung erfahren, der mit "Loud And Alive" (Track 1) seinen Zündungsgeber findet. Der Drive, der sich mit stark produziertem Sound entfaltet, hat AC/DC Einflüsse inne, genauso wie auch kleine Airbourne Momente aufflackern. Schön runder Rock And Roll mit angenehm vertrauten Saitenanschlag.  

Das Coverartworkmotiv ist Programm und dürfte nicht nur den Älteren unter Euch vom Grundfeeling her vertraut sein - nur mit dem Unterschied, dass Eure Wände sicher nicht mit ganz so vielen Thundermother Postern zugkleistert waren/sind?! Sehr nice dabei sind auch die Tribute-Verweise auf dem Coverfoto an Bands wie Van Halen, Rose Tattoo, Ghost, The Beatles... - es gibt also einiges zu entdecken, was in eigenen Jugendtagen auch immer Teil der Vinylcoverschau beim Hören zu Hause war. Da passt das eher Midtempo zugeneigte "Dog From Hell" (Track 2) bestens zu. Nicht nur, dass hier auch Rose Tattoo Momente auf den Saiten mitglühen, nein auch typischer '80er Hard Rock der Marke Van Halen glänzt hier inmitten des Topfes. Insgesamt kann man für den ersten Bewussteindruck (fernab von nebenbei) sagen, dass die starke Gesangsleistung von Guernica Mancini auf Augenhöhe mit ihren Mates steht, bzw. dass das der I-Punkt ist, der Thundermother die Krone aufsetzt. Da könnte also auf längere Sicht 'ne Menge gehen in Sachen Hard Rock und Metal vermengten Rock And Roll. Lemmy (R.I.P.) hätte vermutlich seine helle Freude an der Mucke dieser Ladies gehabt, zumal diese auch gern mal "Back In '76" (Track 3; Track 1) sind und eingangs erwähnte Joan Jett Einflüsse aufgenommen haben und ein angenehm modernes, zeitgemäßes Gewand daraus gestrickt haben, um die Brücke zwischen Old- und New School zusammenzuführen. Emlee Johansson (dr.) ist hier die tragende Säule, neben Sängerin Guernica Mancini, die dank ihren deutlich rauheren Auslage (und der Teilflankierung durch die starke Gitarrenriffs/-soli) zu einem Ohrwurmkandidaten verhilft. Mich als '76 Geborenen besticht das natürlich doppelt. ;-) 

Dass Thundermother aber auch Uptempo-Rock drauf haben, unterstreicht "Into The Mud" (Track 4; Anspieltip II), den ich quasi schon als Heavy Speed Rock mit Highwaydrive einstufen würde. Dass Thundermother sich offen hörbar als völlig gleichberechtigte Truppe verstehen, unterstreichen die gelegentlichen Parts, bei denen jeder Mal zum Zuge kommt im Fokus zu stehen, wie auch der Basspart von Majsan Lindberg mittendrin (statt nur dabei) eindrucksvoll selbsttönend mitgibt. Dass Gitarristin Filippa Nässil dabei rahmengebendes Teufelsfingerspiel, ähnlich wie ein Angus Young- und blitzartigen Ausmaßes innehat, brauche ich wohl kaum erwähnen, denn wenn Ihr das Stück hört, geht es direkt ins Stromwerk zwischen die Leitersäulen. Das ist schon echt großes Kino, was Thundermother hier abliefern! 

Logisch, dass das Albumtitelstück "Heat Wave" (Track 5) es da quasi entspannt angehen lassen kann und überraschenderweise mit ZZ Top Einflüssen startet, um butterweichmelodisch den Haken auf die "Stairway To Heaven" Treppe (ohne jetzt direkte Led Zeppelin Einflüsse zu meinen) zu schlagen und mit einer schönen Blues/Hard Rock Vermischung zu glänzen weiß. Schöner '80er Jahre Retro-Rocksound, der überraschend gut in die heutige Zeit passt. Dieses Stück entwickelt sich vor allem über mehrere Durchläufe zum Abhänger, der in den Ohren bleibt. 

Das folgende "Sleep" (Track 6; Anspieltip III) schlägt indes die ersten Balladentöne an und dürfte vor allem die Redakteure diverser Radiostations interessieren, zumal sich das Stück für die Mehr-Rotation regelrecht aufdrängt. Es ist quasi einfach zu gut, um es ignorieren. Und das ist für eine von abertausenden Balladen auf dem Zeit-Ozean der Balladen echt außergewöhnlich. Ich bilde mir sogar ein das Stück selbst schon im Radio gehört zu haben?

"Driving In Style" (Track 7) signalisiert nun, dass es genug mit den Balladenklängen ist und geht direkt zurück nach vorn. Zwar immernoch radiotauglich, jedoch musikalisch auf ganz anderer Tempoebene unterwegs. Schon allein das stark vertraut erscheinende Soli, das ins letzte Songviertel führt, kommt stark vertraut vor (Rose Tattoo oder doch eher Böhse Onkelz?) und macht es umso leichter die Stimmung auf positivem Highlevel zu halten. Darauf geht es wieder zurück in Richtung AC/DC Nähe, wobei auch erneute Joan Jett Elemente mitschieben - alles jedoch immer auf dem luxeriösen Thundermother Nährboden, der mit eigener Saat gewürzt ist - "Free Ourselves" (Track 8). Das kann sogar bis zu kleinen Black Sabbath Momenten führen, wenn man genauer hinhört. Ich habe selten eine so spielfreudige Band gehört, die sich kunterbunt durch die Welt des Rock And Roll, resp. des Hard Rock und frühen Metal spielt. Chapeau! Genau diese Spielfreude überträgt sich bereits beim Erstdurchlauf auf den/die Hörer/-in, was heutzutage (gerade in diesen Genreweiten) ebenso so selten ist - "Mexico" (Track 9; Anspieltip IV *Bevor jetzt irgendwie plump fragt, nein, dieses Stück ist ein kein Onkelz Cover). Auch hier besticht das megstarke Gitarrenspiel von Filippa Nässil mit einer Präsenzbrillanz, das es selbst einigen Herren der Saiten-Schöpfung ungläubige Blicke abringen dürfte. 

Spätestens jetzt ist unumstößlich und felsenfest sicher, dass man zukünftig nicht um Thundermother herumkommen wird - weder auf den großen Festivals wie Rock Am Ring, Wacken-, geschweige denn auf den etwas "kleineren" wie dem Summer Breeze, With Full Force etc. pp., aber auch auf den ganz familiären wie dem "Headbanger's Open Air" z. B., wären Thundermother ein absolutes Highlight. Dazu passt das chillige "Purple Sky" (Track 10) als runder Abschluss des Origal-Albumsets bestens, bevor es mit "Ghost" (Track 11) zu dem Teil übergeht, der selbst den Besitzer/-innen der Albumversion vom letzten Jahr neu sein dürfte. Ich nehme stark an, dass einige Stücke davon aus den Recording Sessions zum Album stammen und andere tatsächlich komplett neu entstanden sind. Schon bei "Ghost" kommt etwas mehr Auflockerung in Sachen Flow zu tragen, so dass es auch mal nicht ganz so knackig kompakt erscheint, trotzdem aber saugut ins Ohr geht. Fast schon Punk Rock-ig überrascht "Somebody Love Me" (Track 12; Anspieltip V). Dieses Stück fällt stark aus dem bisherigen Stilkontext heraus und könnte auch einer Metal Queen wie Doro Pesch gut zu Stimme stehen. Hier steckt eine Menge Soul im Detail, auch musikalisch. Bei manchen Vocalparts denkt man plötzlich an Joss Stone, obwohl man nach wie vor im Thundermother-Land ist. Einmal mehr ringt mir die Vielseitigkeit dieser Ladies echtes Erstaunen ab, das von hohen Qualitäten zeugt. Unglaublich stark!

Qualitativ mindestens genauso eingängig, verschafft sich auch "Bad Habits" (Track 13; Anspieltip VI) Raum zum Steilgang und macht mega Bock auf Club- und/oder Konzertabende. Solche Stücke sind das Öl im Feuer der Sehnsucht nach ausschweifenden Clubnächten. Von daher nur logisch, dass Thundermother auch bei den DJ/DJanes ihren Platz im Standardgepäck finden dürften, wenn sie diesen Status nicht ohnehin schon längst innehaben?! Und damit ist der erste Albumteil nun auch komplett durch. Auf zum Nachschlag in Form von CD2, die mit "The Road Is Ours" (Track 1) berechtigt selbstbewusst beginnt. Musikalisch bleiben Thundermother beim Kernsound, der mit den bisher gehörten Zutaten daherkommt, trotzdem aber noch etwas peppiger klingt. Vielleicht liegt dieser Eindruck aber auch an der frischen Dynamik, die Thundermother hier geschaffen haben. Es sind immer wieder Stücke dieser Art am Start, die vom hohen Kreativpotenzial dieser Band profitieren, weil sie fähig sind beim Kernsound zu bleiben, sich aber dennoch immer wieder in Nuancen neu erfinden/weiterentwickeln. Da dürfen auch mal ganz offene Motörhead-Tribute-Reminiszenzen mitschwingen, wie das bei "Show Me What You Got" (Track 2; Anspieltip VI; *übrigens kein Jay-Z Cover) der Fall ist. Natürlich bezieht sich das just auf den Sound, dem auch mal Speed/Thrash Metal Gitarrenparts einverleibt wurden. Allein schon die Stimmfarbe von Sängerin Guernica Mancini macht dieses Stück nicht nur eigen, sondern zu einem klasse herausragendem dazu. Big Wow!

Genau genommen gehört diese Deluxe Edition Version unbedingt auf Vinyl gepresst und natürlich auch gekauft, sofern man das Herz im Rock And Roll zu Hause weiß. Das folgende "You Can't Handle Me" (Track 3) wurde bereits als Single per Video ausgekoppelt (genauso wie "The Road Is Ours"), weshalb ich mir Kommentar-Ausschweifungen klemme, zumal Ihr damit auch noch etwas mehr Futter für den Direktcheck (inkl. bewegter Bilder) habt. Interessanter wird es dann erneut als "Driving In Style (Acoustic)" (Track 4) zum Zuge kommt. Wie ich immer zu sagen pflege, funktioniert jeder halbwegs gute Song auch akustisch (andernfalls wäre es kein Song mit hohem Potenzial) - das tut dieser auf hohem Niveau und hebt sich dabei sogar in dieser Version noch einmal von der Originversion ab, ohne den Kern zu zerstreuen. Fast schon leicht exotisch haben Thundermother "Driving In Style" hier umgesetzt. Ähnlich ist das auch bei der "Dog From Hell (Acoustic)" (Track 5; Anspieltip VII) Version der Fall, die starke Country Acoustic Rock Züge auffährt. Bei so viel Ohrwurmdichte insgesamt, können diesen Ladies doch nur ihren ganz eigenen "Höllenhund" im Studio gehabt haben?! 

Offenbar hat auch Jesper Binzer von D.A.D. längst das unfassbar hohe Potenzial dieser Ladies erkannt und wahrgenommen, zumal er bei "Sleep feat. Jesper Binzer (Acoustic)" (Track 6; Anspieltip VIII) als Gast mit dabei ist. Was für ein mega Duett! Was Ihr hier hört, hat Weltklasse, die von der Stimmfarbe Binzers stellenweise sogar an keinen Geringeren als Steven Taylor (*Aerosmith) erinnert. Ich könnte mich schon an dieser Stelle bereits easy zurücklehnen und Euch den Rest im Vollvertrauen darauf überlassen, dass auch keines der restlichen Stücke Enttäuschung verursachen wird, wenn da nicht noch ein schöner Liveblock käme, der aus den Stücken "Give Me Some Light (Live)" (Track 7), "Thunderous (Live)" (Track 8) - Leider ist hier für mich so gar nichts-, außer kompletter Stille zu hören. Ein doofer Fehler, der Euch allerdings vermutlich erspart bleibt. -  und "Hellevator (Live)" (Track 9) eine Art Vorfreude auf das Jahr 2.022 (spätestens?!) entfacht. Thundermother stehen bei mir definitiv auf dem Zettel in Sachen Konzertbesuche im Jahr 2.022. 

Zum ultimativen Finalabschluss gibt es mit "Rock 'N' Roll Heaven (feat. Dregen & Pontus Snibb)" (Track 10) ein rein schwedisches Hör-Festival, das (wie der Rest dieses Doppelalbums) ebenfalls mega Bock macht. Damit rangiert diese Deluxe Version von "Heat Wave" auch im Jahr 2.021 ganz oben mit, wenn es um die erdigen Hard Rock Alben des Jahres geht, zumal hier nicht nur lieblos leer Rock auf dem Beipackzettel steht, sondern tatsächlich die Vollbedienung auf ganz unterschiedliche, "vielsaitige" Art auf voller Linie zelebriert wird. 

V.Ö. 21.05. 21

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

(AFM Records/Soulfood  2.021)

https://www.thundermother.com/

https://www.facebook.com/thundermother

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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