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THEE FLANDERS "Graverobbing 2"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2015

Label: 

Genre(s): 

Eine der (berechtigt!) nicht mehr wegzudenkenden Bands der Psychobilly Szene, sind die nun auch schon seit 18 Jahren aktiven Thee Flanders, die nebst 5 Demos nun das 14. Release ausgegraben haben. "Pots-damn!" - Respekt dafür! Sicher Psychobilly ist vielleicht nicht jedermann's/ jederfrau's Ding, aber dank Thee Flanders und deren grenzen-/ genreüberschreitenden Releases, dürfte so manche/ -r hell-hörig geworden sein oder noch werden. Wie in einem gut gemachten Horrorklassiker, weiß man quasi, dass eine Fortsetzung nicht auszuschliessen-, sondern sehr wahrscheinlich ist. Anders aber wie bei besagten Klassikern, leben sich Thee Flanders glücklicherweise nicht ab und schaffen es mit immer wieder neuen Ideen noch eins draufzusetzen. 

Aktuell bzw. ziemlich neu am Start ist deren "Graverobbing 2" Album, das ähnlich wie der erste Teil (erschien 2.007) mit einigen Überraschungen aufwartet. Bereits beim "Intro" (Track 1) hat man den ersten Gast mit Tom Toxic (Tom Toxic Und Die Holstein Rockets) am Start, um dann Depeche Mode auf Psychobilly zu drehen und per Cover des Klassikers "Enjoy The Silence" (Track 2; Anspieltip I) den ersten grossen Akzent zu setzen. Doppelt Spass macht der Track, wenn man sich einfach mal den dazugehörigen Videoclip mit Achim Mentzel gibt, der offenbar für jeden Spass zu haben ist?! Wobei diese Nummer hier auch locker als Rockabilly durchgehen könnte. Da passt ein '84er One Hit Wonder Nummer wie "You Spin Me Round" (Track 3; Anspieltip II; von Dead Or Alive) gut ins Rund, zumal der Song dank des Arrangements bestens auf die Kontrabasssaiten passt und ordentlich Bewegung ins Publikum (egal ob auf Konzerten oder in den Clubs) bringen dürfte, zumal ein gewisser Bela B. hier als Gast mitzockt. 

Weniger  überraschend (wenn man Thee Flanders über die Jahre mitverfolgt hat), dafür aber nicht minder liebevoll das nächste Cover in Form des Ärzte Klassikers "Dein Vampyr" (Track 4) bei diesem Friedhofsrundgang. Wer nun glaubt, dass Bela B. hier als Gast doch näher gelegen hätte, hat die Rechnung ohne Brigitte Hadley von Brigitte Handley & The Dark Shadows gemacht, womit nicht nur australischer-, sondern globaler Flair Einzug hält. Schon jetzt hat dieses Album etwas von einer Reise zurück in pubertäre Teenagerzeiten, dass man direkt mal zum Spiegel geht, um zu checken ob auch die Pickel wieder sprießen? ;-) Mit "Red Light Speels Danger" (Track 5) wird es dann etwas schwieriger für's Erinnerungszentrum. Doch mit Google als Hilfe, stellt sich Billy Ocean als Quelle heraus, was allerdings offenbar sogar bis ins Jahr 1.977 zurückgeht. Nicht erst an dieser Stelle realisiert man, wie wandelbar sich Thee Flanders im Rahmen ihres Genres zu bewegen wissen und einiges an Grenzen wegzocken. Schwieriger dürfte es für Die Hard Fans der Ramones werden, wenn "Pet Semetary" (Track 6; Anspieltip III) durch die Boxen tönt. Für meine (subjektiven) Ohren geht dieses Cover voll auf und damit in Ordnung, zumal man das Original erkennt, aber immer noch genug Eigenmarke mitschwingen lässt. Lediglich der Gast Teddy Taste (ein Alleinunterhalter) war mir bis dato völlig unbekannt. 

Dass Thee Flanders es aber nicht zu einfach machen wollen die Herkunft der Songs (egal ob mit oder ohne Google) zu durchleuchten, bringt "Ich brauch' keinen Grund" (Track 7; Anspieltip IV) auf den Punkt. Ich stolpere über eine Hip Hop Nummer, über eine gewisse Lara Herrmann und auch über einen gewissen Olli Schulz, aber all' diese Suchstationen bringen keine Treffer. Entweder haben Thee Flanders hier eine ganz alte Punknummer ausgegraben, die nicht einmal ich kenne oder aber sie haben einen lupenreinen Gassenhauer geschrieben?! Fakt ist, dass diese Nummer ein klasse Singalong ist, vor allem in dieser Version, bei der Norman Winter stellenweise sogar an Westernhagen erinnert. Dass selbst Paul Young auf dieser Scheibe nicht fehlt, zeugt für einen vorzüglichen Musikgeschmack, wenngleich mich persönlich "Comeback And Stay" (Track 8) nicht unbedingt über die musikalische Nostalgie hinaus packt. Anders wird es den tanzfreudigen DAmen der Schöpfung mit dem Cindy Lauper Überhit "She Bop" (Track 9) gehen, bei dem Thee Flanders Ramon Sitoci von Mad Sin zum Who Is Who an Gästen hinzugepackt haben. 

Diese Potsdamer Jungs haben nicht nur ein pots-damn gutes Gespür für ihr Albumset im Gepäck, sondern auch für ihre Gästerunde, die sich um Pattsy beim Human League Hit "Don't You Want Me" (Track 10; Anspieltip V) sehr harmonisch tönend erweitert. Man könnte gut sagen, dass dieses Album in den Listen guter '80er Compilations geführt werden sollte, gerade weil es musikalisch abweicht, aber trotzdem den Spirit des jeweiligen Songs bewahrt und sogar teilweise mit einer Frischzellenkur neu transformiert. Es macht jedenfalls Spass das Album laufen zu lassen. Und wenn ich nicht völlig falsch liege, dürfte es sich bei "Dirty Lies" (Track 11) um ein Bob Dylan Cover handeln? Allerdings bin ich mir da genauso wenig sicher wie beim folgenden "Junk" (Track 12; Anspieltip VI), das ich dem Titel nach just von Paul McCartny kenne. Sollte es sich aber um diese Herkunft handeln, bringen Thee Flanders ordentlich Punk Rock/ Psychobilly in diesen Song, was ich für meinen Teil fast noch besser fände, ohne jetzt respektlos Paul McCartneys Werk gegenüber sein zu wollen. 

Mit "Deja Vu" (Track 13) geht es in Richtung Finale, das ich Euch überlasse. Ihr solltet aber auf keinen Fall das "Outro (by Achim Mentzel)" (Track 14; inklusive Hidden Track) verpassen! ;-) 

Am Ende haben Thee Flanders ein echt starkes Album am Start und untermauern einmal wieder mit Humor, aber auch mit viel Liebe für's Detail und gute Songs, dass man noch lange mit ihnen rechnen kann.  

 

9,0/ 10 Schafe Schüsse

(Halb 7 Records/ Broken Silence 2.015)

http://www.psychomaniarumble.de/theeflanders/ 

https://www.facebook.com/theeflanders/?sk=wall

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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