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SUDDEN INFANT "Buddhist Nihilism"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2018

Label: 

Genre(s): 

Kurz vor Jahresende 2.018 kommt mir eine weitere nach Berlin verortete Band auf den Tisch. Auch dieses Mal wieder machte sich der Entdeckergeist breit und staunte im Vorfeld angesichts einiger Rahmeninfos nicht schlecht, dass auch diese Combo so lange im Stillen eigener Wege blieb, ohne dass ich auch nur eine Silbe ihrer Existenz je vernommen hatte. Wundersam sind die Wege allzu oft. Umso mehr bedarf es der Eckdaten zu dieser offenbar nach dem "plötzlichen Kindstod" benannten Band, die ursprünglich aus der Schweiz kommt und sich seit 2.014 in der personellen Dreier-Kombination präsentiert und noch im selben Jahr ihr Debüt(?) veröffentlichte. Musikalisch sieht man sich im "Noise Punk Industrial Dada". "Dada in Berlin" also? 

Schon der Albumtitel "Buddhist Nihilism" des hier vorliegenden dritten Albums bringt ordentlich philosophische Tiefe mit und wird (sofern die Mucke dementsprechend punktet) ggf. auch bei der Hörerschaft für Gesprächsstoff sorgen. Umso exorbitanter der Fakt, dass die neutral angehauchten Dadaisten ihren Anarcho Noise bei einem englischen Label unterbringen konnten. (Un-)Ordentlich amtliches Basisfutter, um mit "Rationality" (Track 1; Anspieltip I) das etwas über 45 minütige Werk (r)einlaufen zu lassen. Und was man da hört, ist einfach gehaltene Punk Ursuppe, die auch modern produziert etwas für sich hat und bereits nach 1:30 Minute bei "Hong Kong Nursery" (Track 2) ankommt. Man wähnt sich stilistisch zeitzurückversetzt in die End-'70er/Anfang '80er, die zwischen Punkausläufern, minimalem New Wave Vorzeichen und Retro/Post-Batcave Laune macht. Vergleichsweise fallen mir Joy Division ein, die vom Stil her (zumindest in dem Moment) Paten sein könnten. Vor allem die Pulsarbeit von Bass und Gesang fluppen flüssig. Man überlässt dem künstlerischen Fokus die Mitte - "In This Moment" (Track 3). Wer Gefallen an experimentellen Sample-gestützten Bands findet, bekommt hierbei neues Ohrenfutter. 

Auch von Cat Stevens hat man sich Inspiration geholt und mit "Maybe You're Right" (Track 4) eine Art Gegenpol-Coverstück zu Nirvana's "You Know You're Right" im Angebot, das recht unstetig und wirr-chaotisch keiner echten Regel folgt. Erst "228" (Track 5; Anspieltip II) kehrt wieder etwas mehr in die Nähe der Art von Mucke zurück, die auch ein paar Ohren einfangen will. Wenngleich Sudden Infant auch hier minimalistisch bleiben, kommt letztlich doch ein Wirkungseffekt zur Blüte. Die Experimentierfreude scheint dennoch das Zentrum von Sudden Infant zu bleiben? "Tourists" (Track 6) schleppt sich zäh über lange 6:03 Minuten dahin. Der entstandene Eindruck einer Art experimentaler Record Session beizuwohnen wird auch mittels "Puppet Master" (Track 7) eher verfestigt, anstatt widerlegt. Zwar hat der Drive-Groove ab Mitte des Stückes durchaus etwas, rollt letztlich aber rein instrumental aus. 

Einige Hörer/-innen werden möglicherweise offensiv die Frage stellen, ob die Mucker bewusst mit den Grenzen des (verfestigten) Geschmacks spielen? Andere wiederum werden noch gezielter offensiv fragen, ob man sie verarschen will diese Art Mucke überhaupt anzubieten? Nachvollziehbar, auch angehörs von "100 Word Mantra" (Track 8), dass ebenfalls erst ab Songmitte interessanter und eingängiger-, zum Ende hin sogar wieder punk-affiner, daherkommt. Spätestens mit dem Stück "George Clooney" (Track 9) ist diesem Trio auch der zu mutmaßende Gegenlauf(?)-, bzw. ggf. das Interesse der Damenwelt sicher. Ich wage zu bezweifeln, dass Sudden Infant mit solch' gewagt experimentellen Stücken eine größere Hörerschaft auf Dauer für sich gewinnen können. Etwas zu avantgardistisch, zu vertracktet, zu sehr auf der Disharmoniesuche, besetzen auch Stücke wie "Brownsville Texas" (Track 10) eher Nischen, anstatt Genrefelder. Klar gibt es auch Ausnahmestücke, die man sich mit etwas open Mind geben kann. "French Douche" (Track 11) z. B. kann man sich versuchsweise geben, was auf Albumlänge gesehen einfach zu wenig ist. Zum Abschluss gibt es zumindest ein interessantes Themenfeld im Kern von "Somniphobia II", dass sich mit der Somniephobie (*die Angst vor dem Schlafengehen) beschäftigt und musikalischen Ausdruck dessen sucht. Alles in allem begann "Buddhist Nihilism" tatsächlich interessant und cool, verlor sich letztlich aber zu sehr in eher zusammenhangsloser Experimentierfreude, die wohl nur die Macher selbst nachvollziehen können.

4,5/10 Schafe Schüsse

(Harbinger Sound/Cargo Records 2.018)

http://www.suddeninfant.com/

https://www.facebook.com/SuddenInfant/

https://suddeninfant.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

4
Eigene Bewertung: 4

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