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THE SUBURBS "The Good Times Are Gone"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2015

Label: 

Genre(s): 

Bevor ich näher auf diese Band und ihr Debütalbum eingehe, sei vorweggenommen, dass es sich hierbei weder um gleichnamige kanadische Indie-Rockband-, noch um die ebenfalls unter gleichem Namen firmierende Punk Rock/Punk-/New Wave Band aus Minneapolis, USA handelt, sondern um eine lupenreine Oi Punkband aus Berlin handelt. Im Lineup der Band finden sich ehemalige Members von No Exit, Oxo86, TowerBlocks und Die ZusammRottung, womit schon einmal ordentlich Strassendreck als Basis für jegliche Klänge quasi vorgarantiert wird. Aber ja, Ihr habt recht, wer kann heutzutage schon irgendetwas (vor-)garantieren? Garantiert und sicher ist nur der Tod. Deshalb widmen sich The Suburbs auch dem Leben, wenngleich der Albumtitel "The Good Times Are Gone" ein wenig resignierend klingt, ist dieser wohl eher als Motivation zu verstehen aus den vermeintlich "schlechten" Zeiten das Beste zu machen. 

Bei The Suburbs gelang es mir die Band (mehrmals) Live zu erleben und dann erst deren Album auf dem Check Out Stapel zu haben. Sicher, die Live Energie kann man maximal per DVD (zumindest annähernd) so einfangen, aber wenn The Suburbs im Studio sich nicht nur gnadenlos dem Wodka gewidmet haben, könnte dies hier ein neuer Underground Weckruf für alle Oi Skins & Punks sein. Das waren meine Gedanken noch bevor ich auch nur einen Studioton gehört hatte.

Zugegeben, mich verbindet mittlerweile eine innige Freundschaft mit The Suburbs Frontmann Holgi, was allein schon aufgrund der Wegparallelen eine fast logische Konsequenz einer Schicksalsfügung ist, aber es sei versichert, dass ich auch in diesem Fall mit dem Herz eines Musikjunkies/Musikliebhabers und dem Verstand eines Musikers an dieses Album gegangen, wie ich es bei jeder anderen Band (egal aus welchem Genre) auch tue. 

Das Coverartwork von "The Good Times Are Gone" lässt die Oi Punk Hochzeiten der End-'70er/Anfangs-'80er ins Unterbewusstsein zurückkehren und erinnert einen selbst an die eigenen Punkanfänge/Erstberührungen, was in einem Lächeln darüber endet welch' abgeranzte Pseudostiefel man damals trug und was man modisch sonst alles für Lumpen trug, um sich auch "stilecht" Punk zu fühlen. Die perfekte Stimmungslage, um mit "Hank" (Track 1) vom "Towerblock" (weg) zu gehen und mit "The Suburbs" (Track 2) bereits mitten im True Oi zu stehen. Der Sound erinnert ein wenig an Voice Of A Generation und typischem England Oi Punk Sound der End '70er/Anfang-'80er. 

Von den Themen her, nehmen The Suburbs auch hot topics in die Zange, wie z. B. bei "Buy Your Imagine" (Track 3), bei dem Sänger Holgi "We'll send the stuff overnight, we'll send your image right to you..." mit glaubwürdig angewidert ins Mikro bellt. In der Tat hört man innerhalb der Oi Skinszene sehr oft von den "Sons of rich men", die jedes noch so teure Marken-Accessoire (Hemd, Boots, Jeans etc.) kaufen und damit glauben sich ihre Szenezugehörigkeit mal eben nebenbei locker erkaufen zu können. Doch wer glaubt, dass Oi oder Punk so funktioniert, der/die hat den Sinn, die Beweggründe des Aufbegehrens nicht verstanden. Ich formuliere es mal mit meinen Worten "Always I fought for a better life, but it will not change overnite, 'cause this society isn't fair, they're really tired to fight, but this promise to myself never to quit stands upright 'til I'll die..." (*spontan so in Wortbahnen gebracht; diesen Vers schenke ich den The Suburbs Jungs) - wer diese Worte versteht, wird auch verstehen welchen Spirit ich meine. Und genau diesen fühle ich verstanden, wenn ich Songs wie "Punks On The Catwalk" (Track 4) höre, die griffig und flüssig Bock auf ein Konzi der Suburbs machen, aber eben auch etwas zu sagen haben. Übrigens tönen die kleinen Gitarrensoli nach schöner Rock 'n' Roll Old School und passen songdienlich schön rein.

Mit "Riot Kids" (Track 5) gibt es dann nicht nur einen Song, der zum Coverartwork passt, sondern auch schönen Singalong Chorus mitbringt, der hängenbleibt. Gerade die einfache Rezeptur geht hier bestens auf, das ist der Sound für einfache Leute wie Dich und mich, die jeden einzelnen Tag hart für einen besseres Leben aufstehen und sich durch die nicht vorurteilsfreie Alltagsscheisse kämpfen, was in "Working Poor" (Track 6; Anspieltip I) auf dieselbe, einfache Weise treffend beschrieben wird. Mit "Working Poor" haben The Suburbs es tatsächlich geschafft eine Hymne für den kleinen Mann zu schreiben. Nicht einfach nur eine fiktive Story, sondern die tägliche, ungeschönte Realtät von Millionen da draussen!

Der Mitsingpegel schlägt mittlerweile immer mehr aus, so dass der Sofortzünder "Addicted To Oi!" (Track 7) noch mehr Hymnenzuschlag innehat, was auch die nette Fadeout-Fadein-Passage clever stützt. Da passt der '67er The Equals Evergreensmasher "Police On My Back" (Track 8; Anspieltip II) als Coverversion bestens ins Albumset. Ob "Police On My Back" eher aus der Banddemokratie heraus ausgewählt wurde oder ob dieser Song (wie bei verdammt vielen Punks, Metalheads etc.) einfach nur mit vielen Erinnerungen an DDR Zeiten im Zusammenhang steht, als man ihn eher vom "Bis zum bitteren Ende" Livealbum der Toten Hosen kannte und lieben lernte, bleibt als Frage im Raum. Fakt ist aber, dass "Police On My Back" hier mit Liebe und Leidenschaft im wilden Herzen gecovert wurde. Hier wird nicht einfach so das Programm runtergerissen, sondern sich reingehangen. So muss das!

Einen ausgelassenen Partysong -"Generation Vodka" (Track 9)-, der ebenfalls nicht weit von DDR Zeiten entfernt ist, (da es ja damals auch Besatzungsmächte gab, denen das transparente Zeug durch die Adern zu fließen schien) haben The Suburbs ebenfalls im Gepäck. Auf der nächsten The Suburbs Scheibe dürfte dann "Generation Pfeffi" die nächste Generation zum Tresen rufen?! ;-)

"Wrong Place, Wrong Time" (Track 10) gehört zu den Songs, die in der Studioversion etwas dünner rüberkommen, dafür aber Live eine starke Dynamik in Sachen Nachdruck innehaben. (erinnert sogar leicht etwas an Sham 69) Es bleibt aber nicht beim gemütlichen Midtempo, sondern geht mit "Violence Down The Subway" (Track 11) wieder mit dem Fuß auf's Gaspedal. Besonders Holgi's kraftvolle Stimme, die spätestens hier einige Male an sein Mitwirken bei den TowerBlocks und dieser anderen Band erinnert, hat das gewisse Etwas im Tonfall. Wobei Holgi von der Klangfarbe her manchmal sogar an Wattie Buchan (*The Exploited) erinnert.

Aber The Suburbs sind natürlich keine One Man Show, sondern eine Band, die vom Gesamtfluss lebt, was auch an "Teacher" (Track 12) und dem nächsten Sofortzünder-Singalong "Oi! Boys" (Track 12; Anspieltip III) bestens (raus-)hörbar ist. Wenn der Drive und die knackigen Soli so klingen wie bei "Oi! Boys" und dann auch noch sexy Bassspiel und Schlagzeugsolo als Singalongbasis aus dem Ärmel geschüttelt wird, dann kann man nur noch gepflegt zum Old School Pogo übergehen. Möglicherweise werden nicht nur die Familienväter der Suburbs diesen Song später mal ihren Kids vorspielen?!  

Mit "Same Old Shit" (Track 13) gibt es einen letzten Blick über die Schulter auf die Tage als man selbst noch jung war und die Welt über Nacht zu verändern können glaubte. Den Soundtrack hatte man damals auf diversen Tapes (Kassetten). Genau an dieser Stelle setzt "Same Old Shit" ein und greift diese Momente im Rückblick auf. Hier zeigt sich abschliessend noch einmal, dass The Suburbs eine Band sind, die bereits mit dieser Debütscheibe verdammt nahe am Ziel ihrer Soundfindung sind. 

Eine feine Geste (die nicht unerwähnt bleiben soll!), dass The Suburbs im Albumbooklet Colin "Riot" McQuillan (R.I.P.) [*Runnin' Riot] gedenken, der im August 2.014 viel zu jung verstarb. 

Dieses Album ist definitiv ein Must Have für Oi Punks & Skins, die etwas mit Cockney Rejects, Buzzcocks, Sham 69, Voice Of A Generation oder Last Resort anfangen können. Wer hier aber Mucke(n) erwartet, wie sie diese Jungs in ihren ehemaligen Bands gemacht haben, wird eher enttäuscht werden, denn diese Jungs haben es sich nicht zur Aufgabe gemacht ihre musikalischen Vergangenheiten zu kopieren, sondern etwas eigenes zu erschaffen. Mission gelungen.

 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Contra Records 2.016)

http://www.the-suburbs.org/

https://www.facebook.com/The-Suburbs-100873263348460/?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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