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SPOOK THE HORSES "Empty Body"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2020

Label: 

Genre(s): 

Offenbar scheint in diesem Jahr einiges mehr in Neuseeland zu gehen, einem Land, von dem man musikmäßig nicht oft allzu etwas hört. Im Falle der 2.009 gegründeten Spook The Horses (was für ein Bandname) aus dem 190.000 "Geister"-Städtchen Wellington City dürften die Chancen jedoch recht gut stehen, dass sie hierzulande, resp. in Europa auf breiterer Ebene wahrgenommen werden, dank ihres Deals mit dem Berliner Label Pelagic Records, die in den letzten Jahren doch so einige coole Releases an Mann und Frau, bzw. zu Ohren gebracht haben. 

Wie man bereits anhand des Labels gut erahnen kann, handelt es sich bei Spook The Horses um eine Metal zugeneigte Band, die Ende August (offenbar ihr Erstwerk) veröffentlicht. Seltsamerweise ist der Albumtitel anstatt des offiziellen Finaltitels "Empty Body", noch mit "Inheritance" betitelt, was zunächst für kurze Verwirrung sorgte, zumal es auch ein gleichnamiges Stück auf diesem Album zu hören gibt. Vielleicht wurde hier erst in letzter Minute umentschieden?

Schon das künstlerisch leicht futuristische Coverartwork hat etwas, dem man sich kaum entziehen kann und das mich im ersten Moment kurioserweise an ein Ausstellungsstück der "Körperwelten" Ausstellung erinnerte, die ich vor gut 15-20 Jahren einmal besucht habe. Das würde dann vom Opener "Self Destroyer" (Track 1) auch gar nicht mal so schlecht zu der Endbarkeit allen menschlichen- und tierischen Lebens passen, wenngleich Band- und Coverartworkkonzept sich dann doch eher Pferden widmet. Musikalisch starten Spook The Horses grob umschrieben im leicht progressiv angehauchtem Metalcore mit viel Raum für Attitüde. Der Sound ist scharfkantig digital und besticht mit klarer Klangbild, das vor allem durch die Säulen von Gitarren und Schlagzeug gestützt, belebt wird - "Cell Death" (Track 2). Teils unterfüttern dynamische Bassläufe oder auch atemverschaffende instrumental-inszenierte Brücken, wie hier gegen Ende, das runde Gefühl, trotz des Metalcore-typischen Screamogesangs. Genau dieser entfaltet beim folgenden "Counting Days On Bone" (Track 3; Anspieltip I) noch einmal eine extra-expressive Note inmitten ausgenommen intensiver Instrumentalbilder, die fast wie ein Sog/Rausch wirken. Alles in allem zwar atmosphärisch bis hin zu leicht chaotisch angehauchter Schlagseite, bewegen sich Spook The Horses insgesamt auf experimentellen Ebenen der Eigenauslotung, um ihren Sound zu definieren - "Apology Rot" (Track 4; Anspieltip II). Das kann dann auch mal fast hufescharrend wirken. Man ist regelrecht angespannt wann wohl die Zügel los-/lockergelassen werde, um loszupreschen und wieder höheres Tempo auf dem gefühlten Tacho zu haben. Anstatt dies aber zu bedienen, bauen Spook The Horses eher besänftigend ruhige Passagen ein, die einladen sich darin zu verlieren, was nach hinten raus von mega intensiven Becken-/Schlagzeugschlägen Peitschenhiebe auf tonaler Ebene inszenieren, was eine verstörende Wirkung hat. Wow!

So wie "Writhing" (Track 5) betitelt ist, so hört es sich auch an. Energetisch intensiv und kräftezerrend - schon beim Zuhören. Schwierig das nach nur einem Durchlauf auf die Kette zu kriegen. Zu meiner Überraschung steht auch ein deutschsprachiger Titel mit "Gestalt" (Track 6) zu Buche (jedoch rein instrumental), der mich schon von der bloßen Suggestion her erneut an die "Körperwelten" Austellung erinnert(e). Vom musikalischen Eindruck her kann ich das Gesamtgeschehen der 1:14 Minute nur als eine Art Gemisch aus Einstürzende Neubauten und den bisher bereits empfundenen Neurosis Einflüssen beschreiben. Viel Kunst/Expressionismus, die/der hier den Raum beschleicht und ausnahmsweise einmal nicht so offensiv ausfüllt, was äußerst angenehm ist. "The Maw" (Track 7) kehrt jedoch direkt wieder zum offensiv-aggressivem Ton zurück und gönnt sich die Wucht mit der Spook The Horses bis auf "Gestalt" durch dieses Album walzen. Musikalisch geht es auch hier abwechslungsreich zu, während der Gesang auf Nummer sicher verbleibt und immer wieder wie eine Kreissäge durch die Klangwelt fährt. 

Der ziemlich eigensinnige Stil dieser Neuseeländer weiß hier und da aber auch Überraschungsmomente zu setzen, die z. B. auch dank "Watermark" (Track 8) stattfinden und damit auch mal weitgehend ruhig auskommen, sich zwar emotional hochzuschrauben drohen, aber unerwarteterweise nicht explodieren, bevor das eingangs bereits erwähnte "Inheritance" (Track 9) den Sack zumacht und noch einmal eine Art Querschnitt aller Stilmittel dieses Albums auspackt. Fast hypnotisch hämmert/fräst man sich durch die 4:58 Minuten. Ab Songmitte in etwa verfließt das Gesamtgeschehen in einen intensiven Tonalsog, der gefühlt aus dem Innen heraus nach außen wirkt, als wäre der Hörer von Lawa ummantelt und würde alles im Millisekundentempo via der Mucke empfinden, ohne dass das Tempo der Mucke selbst sich verändert. Ein ziemlich abgefahrenes Album, das definitiv von der Intensität lebt. 

V.Ö.: 28.08.20

 

7,75/10 Schafe Schüsse

(Pelagic Records 2.020)

https://www.facebook.com/spookthehorses/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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