Bild des Benutzers DannyB

SHATTEN "Shatten"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2021

Label: 

Genre(s): 

Beim Lesen der Info bzgl. der eher (bestands)jungen Band Shatten, die sich zum Großteil aus ehem. Mitgliedern der Band Findus rekrutier(t)en, flackerte irgendeine "Kenne ich doch irgendwoher?!" Birne in meinem Kopf auf, nur eben das richtige Ein-Verordnen ist bei mittlerweile einfach zu vielen Bands, die sich im Laufe der Jahrzehnte die Play-Review-Klinke in die Hand gegeben haben, ist einfach manchmal extrem schwierig. Deshalb beließ ich es beim entspannten Angehen, frei nach dem Motto "Vielleicht fällt es mir noch ein?! Und wenn nicht, was soll's.". Fakt ist, dass das hier vorliegende selbstbetitelte Album nicht nur mit dem Spätzug bei mir eintraf (nach Release), dafür aber ein Debütalbum der Hamburger ist. Von Pop-igen Melodien und Punk ist in der Beeinfo die Rede... das könnte (muss aber nicht) nicht ganz einfach werden, oder? Spoiler: Ich sollte recht behalten. ;-)

Man geht es per "Anfang" (Track 1) langsam intro-artig an und startet nach 52 Sekunden mit "Loecher im Himmel" (Track 2; *diese Stück war übrigens die erste Singleauskopplung) durch. Stark pop-affin geht es zu und erinnert an diverse Chartmucken in Landessprache. Textlich gesehen hat das Stück auf jeden Fall etwas. Zeilen wie "...auf dem Boden liegen Steine, am Himmel ein Feuerwerk..." und "Wir schießen Löcher in den Himmel..." haben inmitten schnitiger Basslaufsäulenbegleitung etwas für sich, das sich auch zu entfalten weiß. Dennoch kommt mir der Aufbau, bzw. der Grundstil bekannt vor. Die Machart ist nicht aus frischen Wassern, jedoch auch nicht aus abgestandenen. Auch "Geiselnahme" (Track 3) folgt diesem Grundstil, der mich etwas an diverse zeittemporäre Pop Poeten, Singer-Songwriter/-innen erinnert. An sich gewiss nicht schlecht, mir persönlich aber irgendwie zu melodiezahm und ohne Dreck im Gepäck. Schwierig für meinen ganz subjektiven Geschmack. Solche Art Pop Rock Mucke kenne ich sonst eher aus den Radio-Rotations-Playlists. 

"Vielleicht geht ja was bei "Katzen fuettern" (Track 4)?" dachte ich beim Erstdurchlauf als waschechter Cat-Mate bei mir, doch das, was Shatten hier anbieten, ist zwar handwerklich im sicheren Stand, hört sich allerdings wie ein schrottiger Albumfüller an, den man von gefühlt hundert anderen Bands schön ähnlich gehört hat. Bei mir tut sich da weder emotional-, geschweige denn im Bewegungszentrum auch nur irgendwas. Daran ändert auch das ansatzweise in Richtung Alternative schielende "Falsche Faehrte" (Track 5) nicht viel, wenngleich hier zumindest etwas mehr Zug zum Zuhören/bei der Mucke bleiben aufkommt. Vermutlich liegt es am bisherigen Gesangspaket? Die Stimmfarbe klingt mit Rückblick auf die letzten 10-15 Jahre aus-, bzw. ersetzbar und die Mucke scheint sich an leichter, radiotauglicher Schnellabfertigungskost zu orientieren. Es wird auf jeden Fall genug Menschen geben, die man mit dieser Art Mucke für den temporären Konsum begeistern kann, aber was bleibt auf lange Sicht über den Moment hinaus? Ein Staubfänger im CD Regal?

Umso wunderhafter überrascht der schöne Beginn von "Einen Duft umarmen" (Track 6; Anspieltip I), der von der Blues Rock Gitarre her anrührt und sich insgesamt deutlich vom bisher Gehörten abhebt. Leicht experimenteller Alternative Pop/Rock, der endlich auch mehr Ecken und Kanten auffährt, ohne in Langeweile abzudriften. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Freunde von leichtem Goth Rock oder sogen. "Depro Punk"/Dark Rock/Punk, wie z. B. der Mucke von Fliehende Stürme an diesem Stück Gefallen finden könnten. So ein klein wenig Joy Division Einfluss könnte hier durchaus auch vorhanden sein. Das folgende Stück "Biberkopf" (Track 7) lässt sogar leichte Rio Reiser Nähe zu, während es stellenweise noch vom Faden der ersten Albumhälfte durchzogen ist. Ganz anders das fast schon progressive "Taumeln" (Track 8), bei dem es fast schon noisy zugeht und einen eher verwaschenen Sound mitbringt. Eine Art Garage Trash Progresse Noise Blues Rock Eintopf (inkl. Düsteratmosphärenanstrich). Die qualitative Steigerung in Sachen Hörer/-innen-Bindung nimmt spürbar zu, wenngleich der Grundsound von Shatten nach wie vor im Kern steckt - "Error 2000" (Track 9). Auf jeden Fall clubtauglich und tanzbar, so viel kann man sagen. Noch experimenteller fällt "Muede Freunde" (Track 10) aus, das irgendwo noisy Alternative Dark Rock-ig über Aschewiesen rennt. Der etwas befremdliche Einschub im letzten Viertel des Stückes hat etwas von einer leicht verstörten Psychedelic Filmsequenz, nur eben auf audibler Ebene. Strange irgendwie. 

"Verdammte Enge" (Track 11; Anspieltip II) gibt daraufhin eine Art Symbiose dieses Albums her, mit all' den einfachen- und besonders den deutlich stärkeren experimentellen Zutaten. Auch hier denkt man stellenweise vom Gesang her mal an Rio Reiser zurück, insgesamt bleibt die Mucke von Shatten dennoch recht eigen im Gesamtfluss dieses Albums. Am "Ende" (Track 12) servieren Shatten ein wiederum noisiges Experimentalstück, das etwas von einem psychedelischen Endzeitbesuch hat und rein instrumental versampelt auskommt. Die zweite Albumhälfte hat quasi den Höreindruck der ersten widerlegt. Ein Album das Yin & Yang hat, inklusive des kantigen Linienbereichs dazwischen. Konturen sind eben manchmal eigensinnig. 

 V.Ö. 30.04.21

 

6,55/10 Schafe Schüsse

(Rookie Records/Indigo/The Orchard 2.021)

https://shatten.de/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

Review No.: 

Tags: