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SARCATOR "Sarcator"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2020

Label: 

Genre(s): 

Offenbar 2.018 in Trollhättan in der westschwedischen Provinz gegründet hat dieser "Blackened Thrash Metal" Vierer trotz der noch jungen Lenze bereits zwei Releases (beides EPs aus dem Jahr 2.019), sowie eine Compilation namens "Visions Of Purgatory" in diesem Jahr im Januar veröffentlicht. Dass sich die Bandfinfo derweil um um die Altersangaben dreht, die sich rund um die 20 Jahresgrenze abspielen, mal mit einigen Jahren Abstand (16), mal schon ein Jahr (21) drüber. Wenn dann auch noch der Sohn von The Crown Gründungsmitglied Marko Tervonen (git.) Teil von Sarcator ist, dürfte es kaum verwundern, dass das Label (der in doppeltem Sinne noch jungen Band) von einigen Überraschungen spricht. Überraschend ist auch der Opener, der von einem "Abyssal Angel" (Track 1; also einem "abgrundtiefem Engel") spricht, der hier von der Kette gelassen wird und Thrash Metal in sehr fein ausgewogenem Sound in die Offensive schickt. Die Mischung aus frühen Kreator und sehr Sodom lastigem Sound hat ihren Eigencharme inne, der von Beginn an Bock macht. Irgendwie ist es den Jungs von Sarcator dabei gelungen sogar fundamentale Nuancen von Sodom's "In The Sign Of Evil" Kultdebüt im Kern mitpulsieren zu lassen, während auch High Standard Thrash Metal Level wie zu "Persecution Mania" Zeiten durchaus mit viel "Blackend in the air.." Keifbock am Start ist. "Manic Rapture" (Track 2) unterstreicht diese Erstansätze weiter und weiß auch zeitgemäße Fills einzubauen, während die Vocals zu grossen Teilen immer Angelripper-lastiger werden. Für eine so junge Band ist das schon echt amtliches Niveau mit dem hier gezockt wird. Da kann man nur noch alle Viere zusammenzählen und sich ausmalen wohin es zukünftig gehen könnte. "Deicidal" (Track 3; Anspieltip I) bringt dann auch etwas mehr Eigenentfaltung mit und geht etwas tiefer in das Death-Black-Thrash Gemisch und lässt ein ordentliches Bollwerk mit Speed Metal Spuren in Sachen Drehzahl ein. Dieses Stahlbad versprüht auch erstmals bewusst wahrnehmbare Gitarrensoli wie sie zum guten Ton im Metal gehören. Vor allem die Tempovariation und die damit einhergehende-, wesentlich melodiösere Auslage sorgen nach hinten raus abermals für Überraschung (zumindest beim Erstdurchlauf). 

Diese Jungs kleckern nicht, sondern klotzen nach allen Musterregeln der Kunst und ziehen ein echtes Thrash Metal Gewitter auf, dem man teils sogar Schleudertraumaqualität attestierten kann - "Midnight Witchery" (Track 4; Anspieltip II). Drummer Jesper Rosén tritt hier die Pedalen mit ordentlich Wadenmuskulatur in die Felle, so dass die Druckdichte sich effektiv auf der Fellfläche verteilt. Nicht nur, dass das Fundament der Sodom Einflüsse hier von konstantem Bestand bleibt, nein auch die Alben der ersten beiden Sodom Dekaden werden abgearbeitet, allerdings mit starkem Fokus auf den '80er Jahren. Hier schwingt von den Vocals her das Pendel quer durch die Sodomaniac-Welt, während Sarcator in Sachen instrumentaler Rahmengebung weiterhin auf dem High Standard Kurs des "Persecution Mania" Albums bleiben und diesen so gut zelebrieren, dass es sich nicht(!) etwa nach liebloser Sodom Coverband-, sondern nach einer hungrigen Band mit eigenen Ideen anhört, die das Rad mit den besten Grundzutaten der '80er Jahre Thrash Metal Ikonen dreht. Selbst rare "Expurse Of Sodomy" Einflüsse/Inspirationshilfen kann man bei genauem Zuhören ausmachen - "The Hour Of Torment" (Track 5; Anspieltip III). Auch hier können Sarcator vom Ruhrpott-Einfluss der '80er Jahre Thrash Schmieden zehren, zumal auch die frühen Kreator Releases Paten-t zur Seite stehen. Selbst die Midtempo-Parts in etwa ab Songmitte machen Bock und streuen eine Dynamik, die insgesamt als clevere Brücke arrangiert wurde und dabei auch klasse funktioniert. Da kann man auch locker noch etwas in "Expurse Of Sodomy" Nähe verweilen und zeigt sich seitens Sarcator mit "Circle Of Impurity" (Track 6; Anspieltip IV) vom oft unterbewerteten B-Seiten Stück "My Atonement" inspiriert. Die zunächst ruhigeren Töne werden sogar mit Klaviertönen erweitert, um mit einem gewagten Köpfer direkt zurück in das köchelnde, lavaartige Stahlbad zu springen, das Sarcator hier angerichtet haben. Die Death-Thrash-ige Würze ist genau die Art Esprit, die man früher bei Sodom schätzte und liebte. Da kann auch mal vorkommen, dass Skalenbereiche angezockt werden, die früher einem Frank Blackfire fast schon quasi als exklusiv vorbehalten galten. Von allen bisher gehörten Stücken ist "Circle Of Impurity" das in positiven Sinne eigensinnigste Stück auf diesem Album, will heißen eines meiner Erstfavoriten/Highlights.  

Danach geht "Heretic's Domain" (Track 7) von den Ansätzen her frischere Wege und hält sich an Blaupausen wie z. B. der "Nuclear Winter" Break-Parts, weiß sich jedoch mehr in eigener Marke zu präsentieren und lässt damit auch immer mehr erahnen, was Sarcator an Potenzial innehaben. Da darf es dann auch mal etwas mehr Durchläufe brauchen, bis sich auch dieses Stück voll entfaltet. Erfreulicherweise gibt es in direkter Folge mit der Einleitung von "Desolate Visions" (Track 8) sogar '90er Jahre Ausreißer ins Epic/Death Metal Genre, bevor es wieder zurück auf die sich durchziehenden Thrash Metal Lanes geht. Die Überaschungsdichte nimmt dabei auch allmählich etwas ab, was jedoch nicht zulaste des hohen Qualitätslevels geht, im Gegenteil, die Konstante wird dynamisch gehalten. Im Umkehrschluss könnte man Tom Angelripper höchstselbst empfehlen mal ein Ohr zu riskieren, um vielleicht auch Sodom wieder etwas mehr Frische einzuverleiben. 

Trotz des schrägen Effektes, der bei "Demonstrike" (Track 9) als seltsam anhörende Studiospielerei zum Einsatz kommt, sticht hier ganz klare "Blasphemer"/"Nuclear Winter" Nähe durch, sowie weiterer Sodom-typischer Erfolgsläufe, die zu grossen Anteilen mit etwas mehr Speed im Gepäck von Sarcator gezockt wurden. Mich erinnert das an eine Schallplatte (Vinyl), die man mit zu hoher Drehzahl abspielt. Das konnte früher stellenweise witzig sein, hört sich bei diesem Stück jedoch eher schräg an. Diese Schräglage verflüchtigt sich Gott sei dank ab Mitte des Stückes. Ahnlich zentral fokussiert wie bislang, hat Drummer Jesper Rosén auch beim letzten Stück das Gewicht auf seiner Seite, indem er "Purgatory Unleashed" (Track 10) intoniert. Sarcator lassen hier noch einmal alles an stahllegierten Skills raus und variieren das Tempo mit catchy Part(s), bevor sie auch typische '90er Jahre Black Metal Läufe der Marke Dimmu Borgir rausbraten wie frisch gegrillten Burger-Belag. Damit ist der offizielle Teil dieses ersten Full Lengths aus dem Hause Sarcator vorbei. Bei der CD Version gibt es noch den Bonustrack "Cryptic Pain" (Track 11; Anspieltip V) obendrauf, der auf kurzen 2:49 Minuten noch einmal den typischen Sound von Sarcator kurz und knackig auf's Wesentliche reduziert zum Besten bersten lässt. Dieses Stück setzt die früher oft hohe Qualität der B-Seiten/Bonustracks fort und gibt letztlich noch einmal ein besonderes I-Tüpfelchen, das insgesamt unterstreicht, dass Sarcator das Rüstzeug- und auch die hochwertigen Skills zu eine großartigen Thrash Metal Bands der nächsten Generation innehaben, denn abgesehen von den stark Sodom gewichteten Einflüssen auf diesem Album, macht diese Scheibe mega Spaß und dürfte beiläufig selbsttönend auch noch mehr den salzgetränkten Finger in die Wunde der konzertlosen Zeit legen.

8,95/10 Schafe Schüsse

(Redefining Darkness Records 2.020)

https://www.facebook.com/sarcatorband/

https://sarcator-se.bandcamp.com/album/sarcator

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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