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RUSTIKARL "Therapie"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2019

Label: 

Genre(s): 

Gerade einmal seit 2.017 sind Rustikarl aus Brilon (*NRW) als Band am Start und haben sich Punk 'N Roll auf die Notenblätter geschrieben. Dass man im Beiblatt bereits vom regionalen "Kultstatus" spricht, darf dennoch mit Skepsis am Rande dieses Debütalbums wahrgenommen werden. Mit Bezug auf das hier vorlegende Album und dem Titel "Therapie" heißt es: "Das Entscheidende ist, dass Musik bewegt. Wenn das der Fall ist, kann keine Chefarztvisite, keine Gruppentherapie und kein Medikament ähnliches auslösen, wie die Musik." Hm, klingt ein wenig nach Schwarzwaldklinik. Na mal sehen, bzw. hören, ob diese Jungs zur Bewegung(stherapie) verhelfen können? 

Der Einsteiger "Ich hoffe du hörst zu" (Track 1) geht in vernünftiger Klangproduktion vom Stapel. Von Punk Rock jedoch wenig Spur, eher stilistisch das, was man allgemeinhin von sogen. "deutsch Rock" etikettierten Veröffentlichungen kennt - mit anderen Worten geht dieses erste Stück eher etwas lau raus. Der nötige Kick fehlt hier leider komplett. Handwerklich gehen die Skills voll in Ordnung, tönen insgesamt eher in Richtung Pop Rock mit etwas rauhem Hauch im Gepäck. Zumindest kann man beim folgenden "Bevor du gehst" (Track 2) kurzzeitig etwas mehr Punk Rock ausmachen. Thematisch eines dieser typischen Backgroundlieder über irgendein (für den/die Hörer/-in) fiktives Girl, was man in den letzten 20 Jahren von zig Bands schon ähnlich gehört hat. Das Beste daran ist, dass Rustikarl hier etwas mehr Tempo aufnehmen, was im Gegensatz zum Albumeinstieg auf jeden Fall eine subjektiv wahrgenommene Verbesserung ist. Mit etwas Fliehende Stürme im ersten Schritt geht die Saat bei "Zeit ist wertvoll" (Track 3) schon wesentlich besser auf. Echt schade, dass die Texte im Booklet fehlen, stattdessen einige etwas zu poserhafte Fotos, was insgesamt einen etwas seltsamen Beigeschmack mitgibt. Die Arrangements sind eher einfach gehalten. Dankbare Abnehmer für diese Leichtkost wird es da draußen mit Sicherheit geben. Ob das jedoch auf Dauer ausreicht, bleibt als Frage im Raum stehen. 

Thematisch reißen Rustikarl mein Interesse bislang nicht gerade aus der Ruhe, auch nicht mit "Tequila mit den Engeln" (Track 4), obwohl auch hier Potenzial auf den Saiten mitläuft. Rein stimmlich fehlt Bassist Christian Ester etwas Markantes, das etwas mehr zu berühren weiß. Thematisch kennt jeder das Gefühl von "Fernweh" (Track 5), musikalisch leider erneut etwas zu lasch umgesetzt. Über weite Strecken klingen Rustikarl wie die Leipziger Saitenfeuer auf ihren ersten Alben, nur mit dem Unterschied, dass Saitenfeuer deutlich mehr Drive/Feuer in petto hatten. Wie gesagt mit Punk Rock haben Rustikarl nicht allzu viel zutun. Das bleibt auch bei "Nur für diese Nacht" (Track 6; Anspieltip I) so, bei dem zumindest etwas mehr rumkommt. Deutlich catchier dürfte dieses Stück definitiv eine Liveset Trumpfkarte sein/werden. Bei wenigen Stücken nimmt man vom Gitarrenlauf her zu Beginn auch mal Punkanleihen wahr, z. B. bei "Zu nah am Wahnsinn" (Track 7) bei dem zumindest der Rockfaktor endlich mehr in Bewegung kommt. 

Warum es gerade die Partysongs sind, die bei diversen Bands erst die Zündschnur über der Schulter haben, kann ich nicht sagen, wenigstens geht mit "Leber brennt" (Track 8; Anspieltip II) endlich mal musikalisch mehr. Was vorher insgesamt eher wie mit angezigener Handbremse rausgefahren wirkt, kommt nun endlich flüssig. Da passen zwar balladeske Töne nicht direkt in den Lauf, wissen dafür aber mittels "Ich weiß nicht mehr wer du bist" (Track 9; Anspieltip III) wesentlich stärker zu überzeugen. Selbst die klasse Gitarrenintonierungen geben hier endlich mal eine Idee mit wie diese Jungs klingen könn(t)en. In ein paar Jahren könnte dieser Song den Status einer Perle aus frühen Bandtagen innehaben. Dass hier sogar etwas Blues im Gepäck ist, verwundert beim Erstdurchlauf positiv. Tendenziell fließt hier ein wenig mehr Einfluss der Toten Hosen unterschwellig mit ein, den man vor allem zu Beginn von "Lichtblick" (Track 10) stärker wahrnimmt. Aber auch die Broilers dürften Rustikarl eine vertrauter Adresse sein - "Therapie" (Track 11). Inhaltlich leider dennoch zu viel Wischi-Waschi, anstatt gehaltvoller, bodenfester Message(s). 

Der erste (und einzige) Sofortandocker auf diesem Album ist mit "Auf Wiedersehen Logik" (Track 12; Anspieltip IV) gefunden. Zwar noch immer genährt vom Futter der Broilers/DTH Schnittmenge, dafür aber insgesamt stimmig. Vor allem endlich auch mal mit einer toughen Message. Mit "Mann über Bord" (Track 13) geht es ins Finale dieses knapp 48 minütigen Albums. Zum Schluss noch einmal drivy und versöhnlich, wenn auch nicht gerade balkenbiegend. Über weite Strecken ist da noch 'ne Menge Luft nach oben, die Entwicklungsspielraum lässt. Für ein Debütalbum zwar absolut okay (dank der handwerkllichen Skills), allerdings deutlich mehr nötig, um die massenhafte Konkurrenz an die Wand zu spielen. Von "Kultstatus" kann jedoch definitiv noch lange keine Rede sein.

5,25/10 Schafe Schüsse

(Langstrumpf Records/Cargo Records 2.019)

https://rustikarl.com/info/

https://www.facebook.com/pages/category/Band/Rustikarl-527351054324037/

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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