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PRELLBOKK "Alles verbokkt"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2018

Label: 

Genre(s): 

Die erste Runde der etwas rauh-charmverströmenden Ruhrpott'ler ist bereits seit satten 3 Jahren draußen und hat hier und da für erste Notiz/Beachtung gesorgt. Wer aber darauf wartet entdeckt zu werden, wird sich in der Stagnation verlieren, was sich möglicherweise auch Prellbokk gedacht haben und an ihrer zweiten Scheibe "Alles verbokkt" gewerkelt und geschliffen haben. Mit Vorabblick auf das Albumset sei angemerkt, dass ich in all' den Jahren (meine ich zumindest) noch kein Album auf dem Tisch hatte, das ausnahmslos bei jedem Titel einen Gast am Start hatte. Das kann natürlich der Abwechslung zugute kommen, muss aber nicht zwingend so sein. Da Prellbokk bislang rein stilistisch in direktem Fahrtwasser von Grober Knüppel und Blindgänger standen, scheint sich auch hier eine Nische zu weiterzuentwickeln. Natürlich war ich im Vorfeld äußerst gespannt wie sich diese zweite Runde insgesamt gestalten würde?!

Mit "Magnanimus Corrupcion" (Track 1) feat. Bossal Clan hat man direkt globales Exotenflair in petto, dank des franko-mexikanischen Rappers Bossal an der Türschwelle. Nach altbewährter Crossover Rezeptur grooven Prellbokk sich direkten Weges ein und treten stellendienlich auch relativ früh mit Schmackes in die Drumkessel. Damit heben sich die Hartkern-Ruhrpott'ler auch deutlich von ihren Genrekollegen ab. Auch "Meine Mukke und ich" (Track 2) feat. De2l Haka setzt auf Rap/Hip Hop im Kern-Schlepptau. Typische Gangsta Style Streu zu Beginn und kleine Scratchings inklusive. Dafür tönen Prellbook und De2l Haka dennoch weiterhin im Grooveausbau, deren Riffs auch aus dem Metal(core) kommen. Bereits an dieser Stelle kommt die noch leise Frage auf, ob Prellbokk nun gänzlich auf "Rap Core", Crossover bzw. Hip Hop Crossover Core setzen? Klar kann man auch auf diesen Stilfeldern schön variieren, jedoch vermisst man bereits an dieser Stelle eine feste Stimme der Band Prellbokk. Vielleicht ist aber auch genau das der neue Ansatz dieser Jungs? Das wiederum dürfte bzgl. Livekonzerte auf Dauer mehr Aufwand einfordern?! Bislang findet sich zu allen Gästen nur recht wenig in den Netzweiten, was nur noch mehr Fragen aufkommen lässt. Das bleibt auch bzgl. "Arme in die Luft" (Track 3) feat. Los Criminalz so. Hier findet sich gerade einmal eine Annonce eines Drummers... schwierig also sich auch über den gebotenen Tellerrand hinaus ein Bild zu machen. :/ Man klöppelte hier sogar Dudelsachklänge mit ein und weitet die Stilvariation damit deutlich hörbar. Der Grundstil bzgl. Hip Hop/Rap bleibt dennoch die Basis. Inhaltlich zwar nicht neu, aber klaren Wortes bzgl. der Positionierung, die zum Grundtenor von Prellbokk passt, die sich direkt auf der Mitte vom Asphalt sehen. Bislang ist es vor allem der schön druckvolle Gesamtsound, der hier ordentlich Welle macht und gerade das als wahrlich großes Plus zu vermerken ist. 

Bislang wirkt "Alles verbokkt" ein wenig wie Bild, dessen Rahmen von Prellbokk gezimmert wurde und von all' den Mikrogästen mit Eigenmarke gefüllt wird. Quasi Cimplationcharakter. Für und Wider dessen stehen noch auf Augenhöhe und lassen auf einen echten Direktzünder vermissen. "So ist es" (Track 4) feat. Pete Throat ist da schon recht nah an der Zündung. Es sind vor allem die Uptempo-Parts, die erneut im Metal wurzeln und zum kollektiven Abschädeln einladen. Jeder Song ist hier ein eigenes Kapitel, was auch einiges an Recherche einfordert. Beim Namen "Edelpenner" bleiben nur Fragezeichen und das Stück "Spiel' lieber den Blues" (Track 5; Anspielzeit I) feat. Edelpenner, der musikalisch gesehen teilweise Homerecordingflair innehat, bevor Prellbokk für den Chorus immer wieder mit sattem Schub einsteigen und erneut weiter in Richtung Sofortzündung driven. Für die Partyfloors auf jeden Fall über lang geeignet.  

Der erste etwas (zumindest mir geläufige) Name, den man schon mal irgendwann, irgendwo gehört hat, kommt bei "Ihr seid jetzt gefikkt" (Track 6) feat. Harleykin zu Gehör. Auch hier wird eher Gangsta Hip Hop kredenzt, der zwar inhaltlich teils nice mit Skills gefüllt wurde, letztlich aber ein wenig zu sehr ins typische Knarrenklischee abdriftet und den Spaß an der Mucke selbst eher nimmt. Ähnlich platt geht es in "Hartgeldnutte" (Track 7) feat. Y-Max zu, den ich im Vorfeld bereits via Videoclip kennenlernte. Mir persönlich geht dieser ganze aufgepimpte Proletenscheiß eher auf den Zeiger als dass es mich bockt. Meines Erachtens hätten Prellbokk solche Art fauler Eiergeschosse gar nicht nötig. Damit holt man jedenfalls keine Symapthien, zumindest bei mir nicht. 

Gut, dass man mit "Verloren auf Erden" (Track 8; Anspieltip II) feat. Gaijin nicht nur zu tiefsinnigeren Themen zurückkehrt, sondern auch musikalisch deutlich interessanter rüberkommt. Bislang tatsächlich der erste Sofortzünder auf diesem Album. Besonders die Gitarrensoli stechen aus den Prellbokk Reihen hervor. Hier stimmt das Gemisch der Mucke und der authentischen Attitüde endlich, ohne künstlich auf dicken Hecht zu machen bzw. so zu wirken. Wer beim nächsten Gast an die gleichnamige Thrash Metal Band denkt, irrt, denn auch hier handelt es sich um einen Hip Hop Artist, dessen Name man definitiv auch schon mal irgendwo am Rande vernommen hat. "Agonie" (Track 9) feat. KetZer bleibt auch in gut reingehendem Drive-Lauf. Dass hier auch ein zu unrecht indizierter Onkelz Song seine Einflüsse mitgegeben hat, dürften zuimndest einige beim Hören direkt bemerken.

Bei einigen Stücken kommen manche Gäste wiederholt zum Zuge, was bei "Lösung im Gepäck" (Track 10) feat. Harleykin zum ersten Mal auf "Alles verbokkt" der Fall ist. Hierbei packen Prellbokk zunächst erneut Metalläufe aus, weichen dann aber in Riff-Groove-Anschläge aus, um mehr Raum für die Vocals zu lassen. Ich fühle mich stellenweise an die kultigen Phase V erinnert. Nur die Gitarrensoli bringen diese Gedanken an die '90er Jahre Band in die Ferne zurück. Erst mit "Gleichschaltung" (Track 11) feat. Y-Max kommt wieder deutlich mehr Nähe zu härteren Riffs und Akkorden auf. Hierbei kommt auch die vertraute Ursprungsnähe zu Grober Knüppel wieder durch, trotz diverser Electrospielereien. 

Dass es auch mal kurz und knapp geht, untermauert der 19 Sekunden Grindcore Einlauf "Grrrr" (Track 12) feat JimBim. Der zweite Sofortzünder dieses prallgefüllten Albums findet sich in "13" (Track 12; Anspieltip III) feat. Q-Bo, der von fetten Riffs und dem Zusammenspiel mit der Vocal Performance lebt, wenngleich mir teilweise die "Großfressen-Lyrics" erneut auf den Zeiger gehen. Seltsamerweise haben die besten Stücke dieses Albums immer auch starke Gitarrenarbeit im Gepäck, ob das Zufall ist? Mit zunehmendem Verlauf fordert die intensive Aufmerksamkeit den Finallauf ein. Wahrlich kein einfaches Album, wenn man sich auf den Inhalt konzentriert. Es wird nicht unbedingt besser, wenn "Ich hab' 'ne Nummer...'ne neue Nummer..." den Beginn von "Sim-Karte" (Track 13) feat. SSIO ausmacht. Der deutsch-afghanische Rapper legt jedoch letztlich den Schalter um, schleicht sich hintenrum in die Gehörgänge und setzt sich dort auch einige Zeit fest. Die Riffs sind zwar nicht unbedingt neu, geben dem Stück aber die passende Dynamik mit. 

Wer obendrauf noch 'ne Fußballnummer braucht, bekommt mit "SC Proissn Münstah" (Track 14) feat. KetZer & Sancho auf 4:37 Minuten 'ne Singalong-Hausnummer rangepappt. Vermutlich wird genau dieses Stück (zumindest in Münster und Umgebung) zum Clubhit mutieren?! Die Anlagen dafür sind definitiv gegeben, wobei der Gitarrenlauf dem/der Ein oder Anderen bekannt vorkommen dürfte. ;-) Nach über 50 Minuten ist man dann bei "Texas Pattis Sexpension" (Track 15) feat. KetZer angekommen und auch dankbar am Ende angekommen zu sein. Die Energie ist raus und man ist froh, dass dieses Stück eher low Level ist, dass man die Finalgedanken bereits vorformulieren kann. Fakt ist, dass dieses Prellbokk Album einiges an polarisierender Fläche innehat und bei intensiver Aufmerksamkeit hier und da an den Nervensträngen zerrt. Es bleiben einige Fragen offen, z. B. die nach dem Posten am Mikro bei Prellbokk selbst, sowie der stilistischen Zukunft dieser Jungs. 

6,25/10 Schafe Schüsse

(Prellbokk Music 2.018)

https://prellbokk.de/

https://www.facebook.com/prellbokk

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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