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POSTHUMANBIGBANG "Jungle Eyes"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2020

Label: 

Genre(s): 

Mit der 2.009 in der Schweiz gegründeten Band Posthumanbigbangschickt sich die fünfköpfige Band an die Lücke zum Debüterstling aus dem Jahr 2.012 zu schließen. Für meine Ohren ist das doch sehr bunte (nicht nur bzgl. des Coverartworks) Album eine Erstbegegnung auf tonaler Ebene. Lt. der Grundinfos rund um "Jungle Eyes" hat Federführer Remo Häberli satte 3 Jahre an dem Album geschrieben, gemacht und gewerkelt bis man das Album schließlich kompakt aufgenommen und versandfertig eingetüt hat, um es in Kürze in Richtung Eurer Ohren zu schicken. 

"Cycles" (Track 1) eröffnet das 64 minütige Vollalbum mit leicht indischen Untertönen und stimmt zunächst auf atmosphärisch ein, um dann eine Groove-Blast-Drumming-Wand losbrechen zu lassen, die schlagartig in melodiöse Progressiveläufe und regelrechtes Epic Flair einfährt. Mit satten 6:55 Minuten Länge wagt dieser Opener mutig den ersten Schritt. Der Abwechslungsreichtum bleibt auf hohem Niveau, brilliert mit klassischen Heavy Gitarrensoli, weiß aber auch ruhig durchzuatmen. Spontan fallen mir vergleichsweise Stratovarius ein. Posthumanbigbang fallen jedoch eine Spur moderner aus. Teils sogar mit Death Metal angehauchtem Metalcore liebäugelnd, schickt man per "Homebound II" (Track 2) einen zunächst offensiv temporeiches Stück nach, das in den melodiöseren Parts stark an Fear Factory erinnert, ohne zu Cyber Metal-lisch zu klingen. Electro-Spielereien fehlen hier eher, dafür geht man dezent Prog-Rock-ig weitere Saitenausflüge an. Die Vokalisten Philipp Thöni und Michael Stucki machen dabei eine angenehme Tonauslagenfigur. Die Experimentierfreude ergänzt sich mit dem Facettenreichtum, die jedes Stück mit anderer Wirkung ausgestattet haben, so auch das teils radiotaugliche "Bury" (Track 3; Anspieltip I), bei dem es auf weiten Strecken eher ruhiger zugeht. 

Die kraftvollen Gitarren machen vor allem die härter ausgelegten Parts/Stücke dieses Albums aus - "Bitter Tears" (Track 4; Anspieltip II). Auf kraftvollen Energieschub kann da schon mal effekt-veredelter Gesang folgen, der einen futuristischen Touch von ferner Zukunft mitwehen lässt und dabei auch etwas für sich hat, während er sich hintenrum unbemerkt bereits einfräst. Der Progressive-Kern bleibt dabei von Bestand wie das innere eines Karamellbonbons. Es ist eher der enormen Songüberlänge von knapp über 9:00 Minuten geschuldet, dass man zwischendrin auch mal temporär versucht ist sich anderweitig ablenken zu lassen. Spätestens der klassisch angehauchte Pianopart im letzten Viertel weiß die Aufmerksamkeit jedoch wieder an sich zu binden. Man weiß auch nach mehreren Albumdurchläufen nicht so recht, warum "Jungle Eyes" so wahnsinnig prall mit Skills und Facetten gefüllt ist?! Andere Bands hätten aus diesem Album locker mindestens drei Alben rausgeholt/gemacht. Vielleicht ist das der bandeigene Luxus von Posthumanbigbang?!? Das Albumtitelstück "Jungle Eyes" (Track 5; Anspielstück III) lässt sich (anders als die vorangegangenen Stücke) mehr Zeit sich zu entfalten und lässt erst nach einigen Samplepassagen den Gesang zum Zuge kommen. Insgesamt gefällt mir die chillig-relaxte Grundatmosphäre des Stückes bislang mit am Besten, trotz einiger Prog-Groove-Schlenker, die teils etwas holprig/vertracktet anmuten. Auch hier werden Fear Factory Einflüsse deutlicher und fallen intensiver ins Gewicht. 

Mit "Theme" (Track 6) folgt eine Art atmosphärisch-epische Instrumentalbrücke, die "Jungle Eyes" gefühlt in zwei Hälften teilt und mit dem Electro-Prog-Groove-Ausbruch in Form von "Coals" (Track 7; Anspieltip IV) den Faden weiterspinnt und auf den Fear Factory beeinflussten Pfaden verbleibt. Der Gesang ist dabei so verdammt nah an Burton C. Bell, dass man dieses Album jedem/jeder Fear Factory Fan/-in nur wärmstens empfehlen muss. Der Übergang zu bedächtigen Schritten in eine Ruhe hinein. Auf Songmitte entfaltet sich gefühlter Neuaufbau dieser Songmatrix, die eben noch laut den Sand aufwühlte und nun hypnotisch stoisch vor sich hin tönt und schließlich endet. "Hate" (Track 8) hingegen startet mit etwas monotonem Beginn an, inklusive einer definitiv von Nirvana beeinflussten Gitarren-Überleitung. Abgesehen von "Themes" ist "Hate" auch das kürzeste Stück auf diesem Album. 

"Still I Am" (Track 9) bringt indes eine unvorhersehbare Hartkante mit, die wie ein plötzlicher Schnitt wirkt - zumindest beim Erstdurchlauf. Posthumanbeing setzen hier wieder hörbar auf mehr Härtegrad. Sofern Ihr die Band Semtex noch kennt, dann stellt Euch diese + Fear Factory und Posthumanbigbang in einem Raum vor, inkl. des Grundfundaments an Progressive Mitgift. Ab Songmitte biegen Posthumanbigbang in sphärische Weiten ab, die u. a. an das Niveau von Alcest's "Shelter" Album heranreichen. Letztlich hat man spätestens jetzt die Spannbreite von Posthumanbigbang auf dem Schirm und verinnerlicht, wenngleich man nicht unbedingt mit der teilweise gegebenen Kinosoundtrack-Nähe rechnet, die bspw. bei "Driftwood" (Track 10; Anspieltück V) als Einleitung und Faden in das Stück verwoben wurde, das teils sogar Alternative Pop-ige Momente mit im Gepäck hat, was tatsächlich zur späten Überraschung wird. Hier gefällt mir die teils neue Klangfarbe in Sachen Gesang vor allem hervorragend. Mit "Off" (Track 11) geht es dann rein klanglich in Richtung des selbigen. Ingesamt ein Album, das eine Menge kantiges Material mit inneren Fluss hat. Keines der Alben, die man mal eben im Handumdrehen verdaut und versteht. Ich schätze dieses Album wird bei einigen zwar mehrere Durch-/Anläufe brauchen, dürfte sich dafür aber umso breiter auf längeren Hör hin entfalten. 

V.Ö.: 20.03. 20

 

8,25/10 Schafe Schüsse

(Czar Of Crickets Productions/Soulfood 2.020)

https://www.facebook.com/posthumanbigbang

https://posthumanbigbang.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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