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ONE TAPE "raus"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2019

Label: 

Genre(s): 

Nicht nur, dass es sich bei diesen Jungs aus Brilon (Sauerland) um noch junge Kids handelt und hier ein Debütalbum vom Stapel läuft, nein auch deren Plattenfirma, die bereits 1.992 gegründet wurde, wurde aus der Versenkung heraus reaktiviert. 

Schon das Coverartwork von "raus" lässt einiges an Interpretationsspielraum und weiß zu gefallen, weil es doch irgendwo einen nachdenklichen Punkt trifft. Zwar passt da zunächst der Türöffner "Wir sind zurück" (Track 1) rein gedanklich nicht so richtig dazu. Die Frage von woher One Tape zurück sind, wenn dies' gerade erst ihr Debütalbum ist, steht im Raum?! 

Musikalisch geht es im deutschsprachigen-, Melodik Pop/Rock zu, von der leicht eingängigen Sorte. Schade, dass die Songtexte nicht Teil des Gesamtpaketes sind, dafür bieten One Tape ein zweiseitig bedrucktes Albumcover-Miniposter. Je nach Laune kann der geneigte Fan/Käufer auch ein Miniposter der Band an die Wand pappen. "Keine Angst, es ist soweit" (Track 2) wurde im Vorfeld der Veröffentlichung bereits online vor-veröffentlicht und stellt damit eine Art Singleauskopllung dar. Nachvollziehbar, denn da geht schon was. One Tape müssen sich zwar letztlich an vielen, vielen deutschsprachigen Bands aus einem etwas unübersichtlichen Genre (mit vielen mittelmäßigen Bands) messen lassen, bestehen dabei aber doch recht gut, da diese Jungs hier definitiv was können und auch nicht in typische Genrekerben hauen. Sänger Mathias Kaup klingt zwar jetzt nicht nach hartem Leben, dafür authentisch nach Jugend - "Ich will raus" (Track 3). Der Gitarrensound hätte gut noch etwas mehr fetten Unterbau vertragen können, rein produktionstechnisch, dann hätten die Stücke vielleicht noch etwas mehr Schub/Catchiness im Lauf inne?!

Die erste große Stärke kommt mit "Frei wollten wir sein" (Track 4; Anspieltip I) zur Blüte. Leicht melancholisch angehaucht, rufen One Tape auf einfache Weise die Emotionen aus den hinteren Winkeln. Gänsehautpotential inklusive. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Jungs mit den Jahren nicht nur öfter im Radio laufen, sondern sich auch auf so mancher Festivalbühne ein Zuhause einrichten. By the way coole Gitarrensoli von Ben Müthing. Erst mit "Wunden letzter Nacht" (Track 5; Anspieltip II) kommt etwas mehr Rockfeeling auf, das mit catchy Drive auch mehr zu zünden weiß als die Stücke bislang. Textlich zwar eher einfach gestrickt, dafür aber effektiv im Flow. Auch "Kunterbunt" (Track 6) rockt weiter, stellt sich jedoch eher etwas ver-pop-ter ein. Man denkt kurzzeitig an Wir Sind Helden, MIA (jedoch ohne Elektrospielereien) inmitten eigener One Tape Anstriche. Es hat was, braucht aber einige Durchläufe. Weniger Kante, stattdessen runder Lauf. 

Musikalisch funkiger (Red Hot Chili Peppers Slapbass im Unterholz?) und deutlich experimentierfreudiger, dafür eigenständiger, kommt "Nachts in unserer Stadt" (Track 7; Anspieltip III) klasse. Wenn ich Stücke wie diese höre, kann ich mir vorstellen wo One Tape zukünftig tönen könnten. Wobei ich mich beim Gesangseffekt frage, ob das bei den "Wohoooohooo" Parts so gewollt ist? Da wird es bei "Niemand hofft und glaubt daran" (Track 8) textlich zwar stärker, musikalisch allerdings langatmiger. Will heißen für sich allein braucht das Stück länger, um sich festzusetzen und dann auch richtig, im Albumkontext jedoch bremst es insgesamt bei den ersten Durchläufen etwas aus, bzw. geht vom Gaspedal runter. Am Ende ist dieses Stück auf lange Sicht ein nicht erahnbarer, echter Gewinner, der wohl auch in einigen Jahren noch im Liveset zünden dürfte. 

Welche Bands diese Jungs in ihrer Freizeit so hören, kann man dank des Kraftclub Covers "Randale" (Track 9; Anspieltip IV) ahnen. Musikalisch auf jeden Fall eine echt anspruchsvolle Timing-Nummer, spricht auch dieses Stück sprechen für die handwerklichen Skills von One Tape. Ob dann letztlich auch eine Ligaplatzierung wie die des Originalclubs anvisiert wird, bleibt abzuwarten. Nach hinten raus bekommt man auf diesem Debüt auf jeden Fall ein besseres Gefühl dafür wo der Weg dieser Jungs noch hinführen könnte. Zwar alles sehr Mainstream-Pop/Rock-affin, also eher weniger Dreck in den Mühlen, auch dank der eher sauberen Produktion auf weiten Strecken, dennoch sympathisch "Eure Arroganz macht uns krank" (Track 10), weil rockiger ausgelebt (erneute Gitarrensoli inklusive). Musikalisch noch einmal überraschend, geht es mit Street Jam Flair mittels "4 Reifen und 6 Saiten" (Track 11) ins Albumfinale. Insgesamt cool und ausbaufähig. Musikalisch von den Skills her auf sicherer Seite. Kann man öfter mal einlegen. 

6,55/10 Schafe Schüsse

(Langstrumpf Records/Cargo Records 2.019)

https://www.onetape.rocks/

https://www.facebook.com/onetapebrilon/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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