PsychoBillys und HorrorPunk Fans Ihr dürft Euch über ein neues, blutiges Geistergewächs freuen, denn mit der 6-köpfigen 2.012 gegründeten Band aus Helsinki bekommen ähnlich musikalisch gelagerte Bands (nur eben etwas unblutiger) wie Bonsai Kitten oder Kitty In A Casket (z. T. auch The Creepshow) qualitativ-sympathische Gesellschaft. Da trügt auch der Zufall die Freude nicht, dass es in Portland (USA) eine Crust/ Death Metal Band gleichem Namens gibt.
Wenn man das Bandinfosheet liest, wird schnell klar, dass Ms. Night Nurse himself im Zentrum steht, bei all´ ihren Talenten (Tätowiererin, Pin Up Model, Frontfrau/ Sängerin) nicht unberechtigt. Dennoch begreife ich dieses Debütalbum als Gesamtleistung/ -spiegel der Band. Ob die angepriesene Nähe zu The Cramps, Demented Are Go und den Misfits wirklich vorhanden ist, wissen wir am Ende dieser Review. ;-)
Bereits der Opener "Where Shadows Go" (Track 1) steht den üblichen Verdächtigen/ Genrekollegen musikalisch wie auch von der Qualität her in nichts nach und stimmt direkt Wehes in die Ohren zuversichtlich. Da kommt das kühl geschmetterte "Obsession" (Track 2) gerade richtig um stilechten Psychosound aufzufahren, wie man ihn z. B. von Bonsai Kitten kennt. Kühle Atmosphäre mit Atemhauchflair. Während es bislang immer im sicheren Psychobilly zuging, fliesst nun auch leichter HorrorPunk mit ein und swingt/ slap-bass-t auf rauer Gitarrenuntermalung zwischen rockigen Soli und leichten Ghost Guitars - "Mean Old Low Down Dirty" (Track 3). Mit der eher Midtempo-Horror-Swing-Billy-Perle "Cursed" (Track 4; Anspieltip I) verflucht die Night Nurse ihre Patienten/ Opfer auf finnisch coole, charmante Weise. Ein wahrlich schaurig schöner Song! Mit "Deep Sleep" (Track 5; Anspieltip II) kommt direkt ein klasse Psycho-HorrorPunk angereichterter Ohrwurm hinterher und wird sicher in vielen Ohren ein dankbares zu Hause finden. Besonders das duale Gesangsarrangement zwischen Night Nurse und Dr. T-Bone (Drummer) steht diesem Song klasse. Man muss schon zugeben, dass Night Nurse es verstehen ihre Songs interessant und alles andere als langweilig zu arrangieren, wofür "Lethal Romance" (Track 6; Anspieltip III) ein weiteres, empfehlenswertes Hörbeispiel ist. Mittlerweile befinden wir uns bereits auf Albummitte und bewegen uns in Richtung Morgenfinale. Denjenigen denen Billy-Mucke noch gänzlich fremd ist, könnte man "Beauty Box" (Track 7) als eine Art Appetit-/ Antesthappen empfehlen, um eine Idee von dieser Art Mucke zu bekommen. Individuelle Vorlieben findet man im Laufe der Zeit heraus. Natürlich gibt es da auch mal Songs, die eher vorbeischwappen, was angehörs dieses Albums z. B. bei "Mad Man Blows The Fuse" (Track 8) der Fall ist. Klar, der Song ist "nice", haut mir persönlich aber den Teller nicht weg. Am Anfang von "You Took Poison" (Track 9; Anspieltip IV) ändert sich das dank des einleitenden Gitarrenlaufs schlagartig, zumal ich diesen Lauf kenne, es mir aber partout nicht von der geistigen Zunge springen will. Der folgende "Teenage Taliban" (Track 10) klingt schon allein vom Songtitel absolut ungewöhnlich für Billy-Verhältnisse, hier darf man von cleverem Kalkül ausgehen, denn für Gesprächsstoff dürfte ein solcher Titel allemal sorgen. Die orientalischen Einflüsse sind meisterhaft verarbeitet worden, man belässt es aber unangreifbar beim reinen Instrumental, was sich mit "Nude Girls, Live Shows And Take-Away Babes" (Track 11) wieder ändert. "So Long Gone" (Track 12) rundet dieses echt starke Debütalbum sogar mit Blues-igen Notierungssprenklern ab. Für ein Debütalbum in diesem Genre haben Night Nurse, deren Songs zum Großteil von Slap Basser Tom Bones geschrieben wurden, einen ziemlich guten Start hingelegt!
Und um wie versprochen die im Infosheet suggerierte Nähe noch einmal aufzugreifen, würde ich allenfalls die Nähe zu The Cramps durchgehen lassen. Es mögen zwar Elemente von den Misfits und Demented Are Go mit eingeflossen sein, aber so präsent, dass man sie (sich auf-)zwingend herausfiltert, kann ich nicht bestätigen, aber so etwas ist bekanntlich Ansichts-/ Gefühlssache.

8,4/ 10 Schafe Schüsse

(Wolverine Records/ Soulfood 2.014)

http://nightnurse.fi/
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Danny B