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NIGHT NURSE "The Antidote"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2019

Label: 

Genre(s): 

Das selbstbetitelte Debütalbum der Finnen Night Nurse ist nun auch schon seit einem halben Jahrzehnt Teil des musikalischen Geschehen in Europa, was sonst meist eher Vertretern des Goth Rock oder des Metal Genres stellvertretend für Finnland zufällt. Das Debütalbum von Night Nurse liebäugelte seinerzeit noch mit den Vorlieben für rockgetränkten Psychobilly und konnte damit (zumindest bei mir) überraschend gut punkten. "On Point" quasi. 

Von Night Nurse selbst hörte man in den letzten 5 Jahren (*abgesehen von der 12" Split Vinyl mit The Hellfreaks, The Silver Shine und Miss Behave) recht wenig, bis auf das starke Donna Summers Cover "Hot Stuff", das leider nicht Teil des neuen-, hier vorliegenden Albums ist. (so viel vorweg) Frontfrau Camy hingegen hielt sich wort-wörtlich in Bewegung und widmete sich in den letzten 5 Jahren ihrer Leidenschaft des Bodybuilding und Burlesquetanz, ohne sich zu viel Testosteron einzuverleiben. Mit "The Antidote" markieren Night Nurse nun neue Kapitel, auch stilistisch. Zwar kommt das beim Opener "Tell Me How" (Track 1) noch nicht allzu gewichtig durch, zumal die kleinen Zutaten noch immer klare Billykante innehaben, jedoch kann man es beim Hören bereits ein wenig (vor-)ahnen, bzw. hören, dass auch popige Elemente mittlerweile Teil des Night Nurse Sounds geworden sind. Das ist allerdings keineswegs negativ gemeint, sondern spielt eher der Eingängigkeit zu. Witzigerweise dachte ich beim Erstdurchlauf stellenweise an Kylie Minogue bzgl. Camys Stimmfarbe. Die präsentiert sich sexy cool und dürfte so einige Ohren mit "Baby Blue" (Track 2; Anspieltip I) fischen. Dieses Stück läuft butterweich rund in der Pfanne und breitet sich mit Wohlgefallen aus, so dass man letztlich sogar von Radiotauglichkeit/Singlequalität sprechen kann. Alles läuft im Fluss und besticht u. a. mit schönen Gitarrensoli. Irgendwie habe ich Night Nurse definitiv anders in Erinnerung, was deutlichen Abstand zum Debütalbum markiert, schlägt sich vor allem im leicht Reggae/Ska beeinflussten "Lost In Us" (Track 3) nieder. Vom Drive her fahren Night Nurse hier etwas chilliger durch die Gegend und kommen via "Who's The Fool" (Track 4; Anspieltip II) in Old School beeinflusste Rock-Gewässer, zumindest von der vordergründigen Gitarre her. So manche Hard Rock-/Rockband hatte ähnlich schnittige Läufe an Bord, abgesehen von den doch immer wieder originellen Night Nurse Gitarrensoli. Der mir eher neue Begriff "Psycho-Pop" gesellt sich zum Psycho Rock (/"normal" Rock) dazu. Erst "Ugh" (Track 5; Anspieltip III) geht wieder mit härterem Bassanschlag zu den Psychobilly Wurzeln zurück und bleibt dabei mehr oder weniger instrumental. 

Frontfrau Camy geht stimmlich auf diesem Album definitiv starke Wege, auch in Sachen Melodiebögen, droht jedoch stellenweise manchmal im Gros der weltweiten Popmusiksängerinnen unterzugehen, trotz markanter Stimme - "Nurse U2 Death" (Track 6). Mir persönlich (Musik ist ja immer von subjektiven Empfinden abhängig) gefallen Night Nurse deutlich besser, wenn sie mit Stücken wie "Self Esteem" (Track 7; Anspieltip IV; *kein The Offspring Cover!) in cool sexy Auslage wieder ihre fundamentalen Stärken mit spürbarer Freude laufen lassen. Auch das megastarke "Get Even" (Track 8; Anspieltip V), das bereits im Vorfeld des Albums von der Band selbst veröffentlicht wurde, ist ein klares Pro bzgl. Night Nurse. Der pulsschlaggebende Bass, die sehnsuchtsschwangere Gitarre und Camys coole Stimme, die quasi den Wind bei diesem Törn in den Segeln des Stückes hergibt. 

Es scheint als sei der etwas widerspenstige Knoten im Tau endlich gelöst und ließe den Flow dementsprechend freie Fahrt voraus - "Bed Bug" (Track 9). Wirklich schwierig (in positivem Sinne!) das Gehörte für diejenigen zu umschreiben, die das Stück nicht gerade hören. Irgendwie kommt mir immer wieder in den Sinn, dass man hier bei klassischen Pop Hits gut zugehört hat (gesanglich). Der Neubegriff "Psycho Pop" trifft den Kern, auch den des folgenden "Ding A Ling" (Track 10). Was mir letztlich im letzten Moment noch fehlt, ist der Funke, der bei jedem Durchlauf (speziell bei diesen beiden Stücken) neu zündet. Im Finalgang geht es mit "First Steps" (Track 11) eher ruhig, balladesk zu und bereichert dieses Album um eine weitere Nuance in Sachen Stimmungsbreitband. Alles in allem ein Album, das etwas Zeit braucht, bevor es sich breiter entfaltet - somit keine Schnellkost zum Durchwinken.

7,25/10 Schafe Schüsse

(Wolverine Records/Broken Silence 2.019)

http://nightnurse.fi/

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Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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