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MOSCOW DEATH BRIGADE "Bad Accent Anthems"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2020

Label: 

Genre(s): 

Die Jungs von Moscow Death Brigade muss man mittlerweile wohl kaum einem/einer szenefesten Abgänger/-in noch näherbringen oder gar vorstellen. Was K.I.Z. hierzulande sind, sind Moscow Death Brigade im putinischen Russland. Irgendwo zwischen Wodkabächen, Scooter-affinen Soundspielereien (ohne Hyper Hook), Baseballschläger, Überlebenskampf, Kreativität und Spaß, lassen MDB immer wieder das Herz von der Zunge. Mal straight gegen Rassisten/Neonazis, sozialkritisch und andermals just mit Party im Gepäck. Das Rezept ist hier und da einfach, dafür aber mit Herz und viel Seele serviert, was den Erfolg der Hardcore Rapper letztlich auch mit viel Arbeit einhergehen ließ und lässt. 

Es ist etwas Zeit verflogen seit "Boltcutter" (*2.018) und so manches Blatt hat den Boden des Gorki Parks geküsst, somit also ein guter Zeitpunkt ein neues Album mit gewohnten Akzent-Hooks rauszufeuern, die bestenfalls die Vorfreude auf das Leben nach der Coronakrise befeuern. 

Bereits der Opener "Out The Basement" (Track 1; Anspieltip I) tönt direkten Weges mit Punk Rock Anschlag zu Ohren und fräst sich mit offener Ansage bereits beim Erstlauf straight way ins Ohr. Die Produktion erscheint mir im Vergleich zu "Boltcutter" noch eine Nuance eingängiger, jedoch wirklich nur minimalst! MDB laden infolge per Frischfutter "Feed The Crocodiles" (Track 2; Anspieltip II) zum Schwimmen mit den Krokodilen ein und erinnern dabei von der Beatgebung her ein klein wenig an Die Antwoord, während hier die bewährte Akzent-Rezeptur und ordentlich Basswumps im Zentrum stehen und für einen neuen potenziellen Partyhit sorgen, sofern man denn generell für diese Art Crossover zu haben ist?! ;-) Was ein wenig auffällt, ist der frische-, eher offensive Drive nach vorn, der auch "Bad Accent" (Track 3) zum Mitnicker macht. Stellenweise erinnern MDB an Mindless Self Indulgence, was jedoch geschickt im Eigensound-Sandwich verpackt ist und als Frischkost serviert wird. Drumprogramming und Frames sind hier die tragenden Säulen, wenn man genauer hinhört. Dennoch sind die Vocals definitiv auch nicht unterzubewerten. 

Überraschend dann die Machine Head/Metallica ("Master Of Puppets" Lauf) beeinflussten Läufe zu Beginn von "Break The Mold" (Track 4; Anspieltip III), die sich direkt den Headbanger/-innen zuwenden und deutlich mehr Stilbreite mitbringen. Spätestens hier offenbart sich auch eine gewisse Nähe zu System Of A Down, die von den Gangshout Refrainteilen in den Kopf geschossen werden wie mit einem Bolzenschußgerät. "Sound Of Sirens" (Track 5) hingegen widmet sich wieder den Kern-Skills von MDB. Der starke Beginn wird zum Ohrwurm, die darumherum gebauten Parts wirken hingegen überspitzt formuliert eher bemüht das Ohrwurmlevel halbwegs straight up zu halten, was sich verdammt schwierig gestaltet und ein klein wenig stolpert, sich aber im Verlauf (ab)fängt, dank der Gewöhnung. 

Erneut Metal-affin beginnt "Megaphone" (Track 6) mit typischen Black Metal Gitarrenläufen, die den Flow im Hintergrund beibehalten, während die Beats und scharfkantig rauhe Raps dazukommen. Eine echt abgefahrene Kombination, die wohl beinharten Black Metallern die Tränen in die Augen treiben wird?! Das muss man auch erst einmal schaffen. MDB verbleiben zunächst in den Metalgefilden und servieren zum Einstieg von "Whack-A-Mole" (Track 7; Anspieltip IV) ein -ACHTUNG!- Soulfly Riff! Danach geht es im Direktflug One Way mittenrein ins Ohrwurminnere, wo man mit diesem Rifflauf spielt, was letztlich den Kerndrive mitgibt, dem man sich im Gesamtgeschehen absolut nicht entziehen kann. Damit ist MDB ein Langzeit-Hit geglückt, der zum Überhit mutiert. 

Die fast logische Konsequenz ist, dass "Shy Kidz 2020" (Track 8) zum Abstinker zu werden droht, wogegen MDB mit Skills und Erfahrung gut gegenhalten, so dass der Spannungs-, bzw. der Flow-Bogen nicht zu derbe abfällt. "Throw Ya Canz 2020" (Track 9; Anspieltip V) erweitert die Metalanteile auf diesem Album um Slayer Riffs und verleibt sie dem MDB Sound ein, so dass man zunächst (beim Erstdurchlauf) mit runtergeklappter Kinnlade dasitzt und Step by Step ein breites Grinsen daraus wird, in der sicheren Gewissheit, dass die nächste MDB Show nur ein Win-Win Movement werden kann. Kritisch gesehen nur schade, dass weniger hörbarer Punk Rock Einfluss mitfließt, wenngleich gegen Ende des Stückes etwas gröbere Punkeinflüsse mitfedern. Eher pflegen MDB ihre Rap Anteile mehr ein, was vor allem bei "Dirty White Sneakers" (Track 10) stärker zu tragen kommt. Allumspannend bleibt dennoch der Anarcho Spirit erhalten. Vermutlich wird manch' Einer/Einem dennoch zu viel Metal mitlaufen? Bevor man sich darüber ausgrübeln kann, gibt es den tekknoiden Hybridrausschmeißer "Never Walk Alone" (Track 11), der so derbe nach '90er Jahre klingt, dass es schon wieder zum nächsten Party-Hit-Filler reichen könnte?! Das entscheidet aber am Besten selbst. Fakt ist, dass "Bad Accent Anthems" der nächste heiße Scheiß ist, der Eure Online-Partys an den nächsten Wochenende sichern wird. Gleichermaßen dürfte dieses Album definitiv zum ultimativen Geduldstester werden bzgl. des Wartens bis wir alle wieder gemeinsam Schulter an Schulter feiern können.

V.Ö.: 10.04.20 

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

(Fire And Flames Music And Clothing 2.020)

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Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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