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MONO "Nowhere, Now Here"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2019

Label: 

Genre(s): 

In 20 Jahren 10 Alben zu erschaffen, ist ein guter Schnitt für eine Band, die handwerklich, spielerisch und auch von der Intensionstiefe ihrer Werke lebt, mehr als beachtlich. Als mich Mono vor einigen Jahren zu Zeiten zwischen "Rays Of Darkness" (*2.014) und "Requiem For Hell" (*2.016) per Konzerterlebnis vollends ins Schlepptau nahmen, war felsenfest sicher, dass ich diese Japaner/-in auch weiterhin im Auge meiner Ohren behalten würde. Das gelingt nicht gerade vielen Bands, zumal Mono eine der Bands sind, die eher rein instrumental vom Anker gehen. In diesem Metier des Epic Rock kann man zwar z. B. auch an Long Distance Calling denken, der Unterschied jedoch findet sich in der Art der Bildertiefe wieder, die diese beiden Bands doch deutlich unterscheidet, während auch die Stile an unterschiedlichen Enden brennen. 

Verhältnismäßig lange tourten Mono rund um den Globus, was auch ein Grund der längeren Veröffentlichungspause sein dürfte. Mit "Nowhere Now Here" scheinen Mono neue Maßstäbe setzen zu wollen, bzw. die nächste Entwicklungsebene zu markieren, was bereits beim gigantischen Coverartwork deutlich wird, das erst seine volle Wirkung via Websitebesuch entfaltet. Selten hat ein Coverartwork allein schon Stimmungsbrücken von Jahrhundert zu Jahrhundert geschlagen, trotzdem das Hier & Jetzt im Fokus behalten und das auf so kunstvolle Weise. Aber auch Produzent und Abmischer Steve Albini dürfte hier vor neuen, interessanten Herausforderungen gestanden haben. Immerhin eilen Albini große Namen und damit ein dementsprechender Ruf spezieller Klangbilder voraus, um nur einige zu nennen: The Breeders ("Pod", 1.990), Helmet, Nirvana ("In Utero", 1.993), Neurosis ("A Sun That Never Sets", 2.001), Barb Wire Dolls ("Slit", 2.013) u. v. m.. Mono selbst waren bereits mit ihrem 2.004er Album "Walking Cloud and Deep Red Sky, Flag Fluttered And The Sun Shined" bei Albini, was den Rückschluss zulässt, dass Mono möglicherweise bestimmte Elemente des besagten 2.004er Albums auch in "Nowhere Now Here" zu mehr Reife verhelfen wollen?

Inhaltlich geht es grundlegend um den Konflikt und die Wechselbeziehung zwischen Dunkel und Hell (Licht). Kein neues Thema also. Es sei an dieser Stelle auch gar nicht die Frage nach der thematischen Intension gestellt, sondern nach der Art der dargestellten Bilder in Form der "MONOistischen" Töne. Eine erste Idee bzgl. der Umsetzung bringt der Opener (gleich einem Intro) "God Bless" (Track 1) zutage, bzw. zu Ohren. Bereits "After You Comes The Flood" (Track 2) befacht nicht nur philosophische Gedankengänge, sondern bringt genau die Art Kernsound auf, der mich Live einst so abgeholt und mitgenommen hat. Teilfetzen hinter dem Bombasttaifun der Percussions/Drums sind vertraute Klänge älterer Mono Alben. Mit Fortlauf des Stückes scheint eine Art apokalyptische Hölle aus ewiger Dunkelheit eines Meteoritensturmes auf-/hereinzubrechen und bringt das Gefühl der eigenen Endbarkeit auf die Existenzwege eines Einzelpunktes. Dazu das animierte Coverartwork noch immer vor Augen, geht es hinüber zu "Breathe" (Track 3; Anspieltip I). Erstmals nehme ich Mono bewusst mit Gesang wahr, der diesem Stück so unglaublich gut zu Ohren steht... man findet sich in einer Art Zeitpause wieder und träumt sich hinweg - just reset this world.... Schmerz, Trauer, Fernweh, Sehnsucht, jede Menge Licht, Freifluggefühl - all' das vereint "Breathe" auf wunderschön umgesetzte Weise. Man möchte fast von "märchenhaft" sprechen. Ein echtes Ersthighlight auf "Nowhere Now Here". 

Da passt die fast schon intime Studio- oder Raumatmosphäre des Albumtitelstückes "Nowhere, Now Here" (Track 4; Anspieltip II) bestens in den zunächst eher ruhigen Fluss. Unglaublicherweise passt das strukturell kaleidoskopbasierende Cover mit 3D-Realstic-Bezug erneut als visuelle Animation zum Song selbst, was nebenbei gesagt jedem besseren PC-Bildschirmschoner den Rang abzulaufen imstande ist, während die fiktiven Wasser etwas mehr in Bewegung kommen und die 10:24 Minuten zu einem Hörerlebnis aus unterschiedlichen Licht- und Farb-Tonalen machen. Ich bin geneigt zu sagen, dass Mono sich mit diesem Album das "Mono-ment" eines Klassikeralbums erbauen, bzw. bereits manifestierend erbaut haben. Auch hier finden sich teils vertraut-untergebaute Fundamente aus 20 Jahren Mono wieder. "Far And Further" (Track 5) fließt zurück in die Ruhe Mono-gemachter Klangwelten, die mich dann und wann an diverse Bilder menschenleerer Plätze (nicht nur) in Japan zur Blütezeit im Frühling erinnern. Das alles in einen malerischen Abendrothauch gehüllt, macht "Far And Further" sogar noch etwas mehr subjektiven Sinn für mich. Immer wieder unerschöpflich scheinen die Ideen von Mono zu sein, trotz dessen, dass man sich einiger bereits benutzter Stilmittel bedient. Nach hinten raus setzt eine Art Herzschlag Akzente und lässt "Sorrow" (Track 6; Anspieltip III) hereinklingen. So sanft und bedacht, es wirkt fast behutsam - wie aus der japanischen Mentalität herauskopiert, entfaltet sich der eher gehauchte Tonalschleier wie ein Stück Stoff, das vom Wind davongetragen wird und mit auf die kinosatte Bilderreise nimmt. Jennifer Dunne's Violineparts runden das Stück, nebst der beflügelnden Streicher-/Keyboardflächen, ab. Es ist auf jeden Fall der starken Produktion zu verdanken, dass hier ein Guß aus sehr fein abgestimmten Höhen und Tiefen seinen Lauf findet, der mir wie eine nahezu perfekt abgestimmte Gemäldeserie erscheint, was vor allem nach hinten raus ein Gemisch aus Flut und Ebbe zu zaubern weiß. Intensivverschmelzung pur. Aufbrandende Emotionen, die auf Schaumkronen reiten... so viel Fläche will erst einmal gefasst werden! Big Wow! 

Es sind diese einfach wirkenden Ideen wie auch bei "Parting" (Track 7), die sich immer wieder gefühlt verselbstständigen, indem Mono sie einfach fließen lassen. Jede/-r, der/die auch etwas für moderne Klassik übrig hat, wird verstehen was ich meine, wenn man diese Stück hört. Warum es ausgerechnet öfter die eher dunkler-betitelten Stücke sind, die Mono in ihrer opulenten Zeit zeigen, kann ich nicht so recht beantworten, aber sie haben die volle Leidenschaft am Start - "Meet Us Where The Night Ends" (Track 8). Auf einfache Weise scheinen Mono ihre Message mitgeben zu wollen. Als wollten sie sagen "Nehmt Euch nicht so wichtig, wir alle leben nicht ewig.", wenngleich sie im selben Atemzug parallel ebenso zu sagen scheinen, dass wir alle unseres Glückes Macher sind. Am Ende -"Funeral Song" (Track 9)- ist nur der Tod so unausweichlich wie auch gewiss. Hierbei wirken vor allem die Bläserinstrument (erstmals überhaupt so vordergründig auf "Nowhere, Now Here") im Zentrum vor und geben sogar etwas Stilerweiterung mit auf den düsteren Weg. Mit "Vanishing, Vanishing Maybe" (Track 10) weiß man nicht so recht, ob man den Titel auf die Band Mono deuten kann/soll, (bzgl. deren Zukunft) oder ob man hierbei einfach nur dem Gesamtkonzept treu am Faden bleibt und dieses Albums dem Finalgang zuführt? In jedem Fall geht "Nowhere, Now Here" sehr locker und befreit zu ende. Ein megastarkes Album, dass jede Sekunde zum intensiven Hörvergnügen macht. 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

(Pelagic Records/Cargo Records 2.019)

https://www.monoofjapan.com/en/

https://www.facebook.com/monoofjapan/

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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