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MONO "Beyond The Past - Live in London With The Platinum Orchestra" [Livealbum]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2021

Label: 

Genre(s): 

Japan ist nicht nur geographisch, sondern auch musikalisch leider etwas abseits gelegen und dürfte vermutlich bei deutlich wenig(er) Europäern auf dem Zettel stehen, zumal es mit Mono oder z. B. auch Riverge nur wenige Bands gibt, die über die Kontinentalgrenzen hinaus bekannt sind, abgesehen vom True Thrash Fest vielleicht noch. Bei der Band Mono handelt es sich ein Quartett, das sich im Jahr 2.000 gründete und auf die rein instrumentale (bis auf wenige Ausnahmen) Ausrichtung setzt. Ich persönlich entdeckte diese Art Mucke, die nicht selten episches Breitbandkino für gedankliche Reisen oder auch einfach zur tonalen Untermalung hergibt, relativ spät vor ca. 6 Jahren für mich, dank Mono, und kam auch schon Live in den Genuss dieser unglaublich starken Instrumentalisten. Vielleicht liegt es an der zu unserem eigenen-, doch etwas differenten Kulturerbe, sowie der japanischen Mentalität, dass Mono in ihrer Musik so unglaublich vieles ausdrücken können für das wir hier in Europa meist Worte (zur Verstärkung) nutzen oder ggf. erst passende Worte erfinden müssten?! Auf jeden Fall ein mega spannender Aspekt inmitten des Mono Kosmos', der in Sachen musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten so weit scheint wie das All/Universum selbst weit ist. Jedem/jeder, der/die sich von purer Atmosphäre beregnen/treiben lassen möchte, sollte demnach mal den Sprung in die Mono-Sphären wagen, es lohnt sich auf jeden Fall!

Zuletzt konnte mich deren letztes Release "Nowhere, Now Here" (*2.019) komplett abholen, mitnehmen und dabei auch gleichermaßen beim Hören wachsen lassen. Das Schöne an Mono ist, dass mir kaum eine andere Band einfällt, der es besser gelingt jegliche Grenzen (egal ob stilistisch, subkulturell oder auch geopgraphisch) auf so intensiv beeindruckende- und gleichzeitig scheinbar einfache Weise verschwimmen zu lassen, bzw. diese komplett vergessen zu machen. Das hier vorliegende Album "Beyond The Past - Live in London With The Platinum Orchestra" präsentiert einen Live eingespielten Gang durch deren musikalische Gärten der letzten beiden Dekaden. Was umso intensiver in diesen Tagen und Monaten ausfällt, da Livekonzerte ja leider nur per Stream und ohne Publikum möglich sind. 

Das vermutlich zusammengestellte "Platinum Anniversary Orchestra" untermalt dabei die Mucke um Weiten bereichernd und dürfte das tonale Kopfkino um einige empfindbare Welten nicht nur bei mir erweitern, was mit "God Bless" (Track 1) den Bogen beim letzten Album ansetzt und mit "Breathe" (Track 2) auch noch an diesem Zeitpunkt in der Bandhistorie verbleibt und dabei bereits eines der wenigen Stücke mit Gesang als Türöffner anbietet. Schon in der Studioversion konnte dieses Stück auf starke Weise punkten und forttragen. In dieser Liveversion erscheint mir das noch einmal um einige Nuancen intensiver reingehend auszufallen. Perfekt, um die Kopfhörer auf den Ohren zu haben und Welt & Zeit auszublenden. Eine Art Tauchgang in anderen Sphären, die nur den Bezug der Sprache, Töne, Emotionen und der menschlichen Sinnes-Empfindungsebenen ingsgesamt als Verbindung mitnimmt. Die Ruhe im Fluss wird mit "Nowhere, Now Here" (Track 3) noch einmal vertieft und fließt ohne von der Dominanz von Hektik/Eile unseres (vor-pandemischen normalerweise) vorherrschend-beeinflussten Alltags dahin. Gerade in dieser Hinsicht können wir Europäer vom ursprünglichen Grund-Spirit Asiens nur lernen, denn nicht erst die Weisheit "In der Ruhe liegt die Kraft." bestätigt sich dabei selbstredend/-tönend, sondern auch dieses Stück, das noch vor der ersten Songhälfte aus sich heraus hervorexplodiert und dermaßen satte Klangfarben vulkanartig in die Empfindung spuckt, so dass man einmal mehr die Klasse der Band Mono und ihrer Kompositionen erkennen kann, auch als Laie. Gerade dieses Stück dürfte super zum Farbenclash des bereits sehnsüchtig erwarteten Frühlings/Sommers passen. Das Leben kann manchmal auf sehr einfache Weise mit wenigen Mitteln ziemlich überwältigend sein. 

Das thematisch in diesen Kontext passende "Death In Rebirth" (Track 4), das schönerweise zum Beginn meiner eigenen Entdeckungsreise des Mono Universums passt und vom 2.016er Album "Requiem For Hell" stammt, präsentiert sich einer Art Transformation, der nicht nur die Live-Magie von Mono-, sondern auch eine hörbare Frische inneliegt und diese in die Wohnzimmer transportiert. Schon bei der Entdeckung per Konzert sog mich dieser musikalische Strudel (wie hier ab ca. der 4:00 Minutenmarke zu hören) mit/auf, der wie eine Windrose mitreist und mit einer spannungsgeladenen Energie aufwartet, dass man nur staunen kann. Darin liegen nicht nur Basics, die man von diversen Metalalben kennt, die von solchen teppichgebenden Tonalunterfütterungen leb(t)en, sondern ganz eigene bis eigensinnige Ideen schwingen hier frei hörbar mit, was nach hinten raus etwas von Industrial-Future-Noise innehat. Mit "Dream Odyssey" (Track 5) geht es (auch eigenhistorisch) noch Lichtjahre weiter im Raum bis ins Jahr 2.012 zurück und das auf nicht untypische-, pianogetragende Weise. Allein die Dichte zwischen explosiven-, implosiven und in sich ruhend/fließenden Sphären ist beeindruckend auf dieser epischen Timeline-Reise. Es drängt sich unweeigerlich der Eindruck auf noch einmal auf eine ganz neue-, höhere Ebene gegenüber zu der bereits bekannten "Mono-Ebene" verbracht zu werden, die sich physisch gesehen auf ein Doppelalbum erstreckt. In Vinylform dürfte das vermutlich mindestens drei Vinyls umfassen, allein schon der Songlängen wegen?! Perfekt also für ausgdehnte Abende/Nächte, um sich zu entspannen.

Was im Hardcore und Punk Metier eine eher eine traditionell kurze Struktur/Länge innehat, erfährt in der Mono-Welt das komplette Gegenteil, hier darf es ausufern und alle Nuancen in Sachen Empfindungen, Emotionen, Ausdruck haben, was einen immer wieder beim intensiven Zuhören auch Dinge erspüren/erahnen lässt, die jenseits oberflächlicher Dinge liegen. Man nennt das allgemeinhin auch "Metaebenen", zumindest im Ansatz dessen, was ich hiermit meine. Das können auch ganz "banal-einfache" Dinge sein wie "Sorrow" (Track 6; zu dt. "Trauer"), unter deren Flügeln wir alle von Zeit zu Zeit Verluste beklagen. Die einfache Aussage, dass der Tod zum Leben gehört wie das Yin zum Yang, wird hier beim Hören spürbar/(be)greifbar. Wenn das Leben immer so einfach erfassbar wäre, es wäre definitiv ein einfacheres. Wer erwartet schon bei irgendeiner Band/einem-einer Musiker/-in, dass die Musik einen genau an solche Punkte führt, ohne Worte zu benutzen? Das kann nur der "Best Case" sein und der ist im Fall von Mono aus meiner ganz subjektiven sowas von gegeben...! Chapeau!!!

Man könnte sagen, dass man "Halcyon (Beautiful Days)" (Track 7) nicht nur-, aber vor allem auch über die Wege durch harte, dunkle Zeiten, Tage, Nächte, ggf. Monate/Jahre wesentlich umfassener, besser verstehen kann. Das kann im Fall dieser Werkschau naturgemäß auch über die Restrospektive zum Ziel des umfassenden (Zurück-)Verstehens führen. Bei diesem speziellem Stück kann man übrigens viel Soul, teilweise sogar Slow Blues, ausmachen, inklusive des Rausch-Schwalls, der erneut explosiv inszene gesetzt-, bzw. umgesetzt wurde. Es scheint kaum eine Nuance zu geben, die Mono in 21 Jahren nicht wenigstens gestreift hätten, ob verspielt wie zu Beginn vom folgenden "Ashes In The Snow" (Track 8), das passenderweise vom 2.009er Album "Hymn To The Immortal Wind" stammt, sowie leicht progressiv auchgehaucht (auf Songmitte) oder auch noisig wie gegen Ende untermauert wird. Am Ende bleibt der Rest des Gefühls verglühender Kometen wie "Exit In Darkness" (Track 9) - erneut eines der Ausnahmestücke mit Gesang, das den Kreisschluss im Jahr 2.019 findet und mit A.A. Williams eine starke Performerin/Sängerin featured. Den Schlusspunkt setzen Mono mit einem Stück aus ihrer Frühphase - "Com( )" (Track 10), das auf einer Eigenlänge von 19:12 Minuten noch einmal diverse Facetten ausrollt, teils schwerer wiegend bis roh und wiederum noisig bis experimentell. Künstlerisch gesehen wirkt das zwar über einige Momente beständig chaotisch bis expressionistisch/avantgardistisch und lebt die künstlerische Freiheit fast schon anarchistisch aus. Was für ein im wahrsten Wortspielsinn MONO-MENTALES Album... 

V.Ö. 19.03. 21

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

(Temporary Residence Limited/Pelagic Records/New Noise 2.021)

https://www.monoofjapan.com/

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Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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