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LYGO "Schwerkraft"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2018

Label: 

Genre(s): 

Die Bonner von Lygo haben sich bereits im Jahr 2.009 zusammengefunden, um 2.014 ihr Debütalbum "Sturzflug" und 2.016 die EP "Misere" zu veröffentlichen. Da mir beide Releases unbekannt sind, ist "Schwerkraft" dementsprechend auf mehreren Ebenen interessant beim Erstbesuch meiner Gehörgänge. Schon der in Seilen verschnürte Amboss auf dem Coverartwort weiß die Tür zum Interpretationsspielraum weit zu öffnen und eröffnet zunächst mit positiver Egalisierung - "Alles ist egal" (Track 1)- auf 52 Sekunden Pegelausschlag, der in Punk Rock-igem Lauf zu "Festgefahren" (Track 2) führt und deutlich mehr Text anbietet. Schmissiger Punk Rock mit Turbostaat Nähe. "Lippen Blau" (Track 3; Anspieltip I) passt schlüssig in die Songabfolge und geht mit mehr Abwechslung zwischen Ebbe und Flut, Auf- und Abbäumen mit Feine Sahne Fischfilet Raffinesse zu Werke. Man steht noch immer inmitten der Mehrdeutbarkeiten bzgl. des Textes in bestimmten Lebenssituationen. Gerade wenn die Musik den Songtext stützt, auffängt und abstößt, ist das großes Kino, das zu bannen weiß - genau das gelingt Lygo tatsächlich. 

Von "Lautlos" (Track 4) kann jedenfalls keine Rede sein. Und wenn, dann hört sich "Lautlos" in diesem Falle echt gut laut an. Leider ist es nicht immer leicht jedes Wort klar zu verstehen. Die Musik hat durchaus auch schon mal (wenn auch unbewusst) Chaos Z und Fliehende Stürme vernommen. Bislang steht dieses Album jedenfalls mitten im Zeitenzentrum alltäglicher Dinge und Geschehnisse. "Gründe" (Track 5; Anspieltip II) fasst so einige Querläufe, die den Fluss des Leben mit Gift verseucht haben, in wenige Zeilen. Verdammt stark! Wenn der Gesang auch ziemlich straight und teils angestrengt klingt, hat diese Komponente oft etwas songdienliches bzgl. der hörbaren Attitüde, wobei auch "Fiebertraum" (Track 6) keine Ausnahme bildet. 

Alltagssinnlosigkeiten und Dinge, die man zu brauchen glaubt, bringen Lygo in "Schraubzwinge" (Track 7; Anspieltip III) mittels ordentlich schwerer Gewichte auf die gedankliche Bildfläche. Vermutlich werden sich einige beim Zuhören dabei erwischen, genau das Besungene schon getan zu haben. Fies, aber eben auch ziemlich hellgeistig. Da kann man erst mal nur respektvoll den Hut ziehen. Vom Tempo und vom Sound halten sich Lygo recht konstant im Spiel, versuchen aber Abwechslung einzustreuen, um der leicht aufkommenden Monotonie entgegenzuwirken, was noch gelingt - "Vergessen" (Track 8). "Keine Leichtigkeit" (Track 9) folgt dieser Spur weiterhin. Trotz des sich deutlich abhebendem Beginns bleibt es in weiten Songteilen beim bislang musikalischen Konzept. Dennoch schwierig teilweise. Dann lieber easy driving wie beim catchy "Nervenbündel" (Track 10; Anspieltip IV), das die Würze mit Kürze fährt. 

Schade, dass Lygo auch bei "Rausch-Zwang" (Track 11) den "Schreigesang" vorziehen, anstatt dem starken Songtext mehr Tiefe mitzugeben. Am Arrangementrahmen liegt es definitiv nicht, vielleicht just am Tempo? Zum Abschluss lässt die "Schwerkraft" nach und steigt mit "Flughafen" (Track 12; Anspieltip V) stärker aus. Hier kann man zu Beginn tendenziell den Gesang hören, der bei "Rausch-Zwang" mehr hätte rausholen können. Insgesamt steckt in "Schwerkraft" einiges an Für und Wider. Am Ende steht aber ein Album, das eine Menge Message in den Seilen hat.

7,75/10 Schafe Schüsse

(Kidnap Music/Cargo Records 2.018)

https://www.facebook.com/lygoband/

http://www.lygoband.tumblr.com

https://lygo.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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