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KRÜCKENKRIEGER "Alles auf Anfang!!!"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2016

Label: 

Genre(s): 

Das nette, kleine Städtchen Eberswalde in der Gürtelzone Berlins ist zu einer konstant-komfortablen Adresse in Sachen Punkkult geworden, nicht nur dank des "Exil", wo regelmäßig klasse Konzerte und Aufführungen stattfinden, sondern auch dank der Macher des Chaos Kombinat bzw. diverser Eberswalder Bands selbst. 

Eine dieser Bands sind Krückenkrieger, die ich Ende 2.014 eher zufällig via Kassetten-/Tape-Split-Release entdeckte und echt erstaunt war, dass der sympathische Rumpel-Punk-Sound still alive ist. Logisch, dass man da hungrig auf mehr wird, um zu sehen, ob das Potential konstant in der Waagschale derer Wege bleibt?

Mit "Alles auf Anfang!!!" drehen die Krückenkrieger das Zeitrad zwar nicht gänzlich zurück, obwohl man bereits 1.998(!) den ersten Gig hatte und sich damit quasi im 18. Bandjahr (oder doch schon im 19.?) befindet. Auch diese drei Mann werden zwar älter, aber scheinbar nicht müde. Die stilechte "Stütze" hat man notfalls ja noch in petto. Was just (bevor ich mich nun gezielt der Scheibe selbst zuwende) etwas unklar ist, ist die Frage, ob "Alles auf Anfang!!!" die Debütscheibe (abgesehen vom Split-Tape mit Klartext) ist? Auf der Krückenkrieger Website taucht nämlich eine Scheibe mit dem gewagten Titel "Wir sitzen alle im selben Kot" auf. Was es damit auf sich hat, könnt Ihr gern mal rausfinden und unter dieser Review (auf schafe-schuesse.de) als Kommentar posten. ;-)

Mit der Aufforderung "Töte uns" (Track 1) eröffnen die Krückenkrieger ihr Album, machen quasi beiläufig auf einen unrühmlich-traurigen Teil der Eberswalder Kleinstadtgeschichte aufmerksam und warnen davor diesen Geist des blinden Hasses wieder einziehen/durch die Strassen ziehen zu lassen. Vom Sound her geht es auf jeden Fall schon gut rein. Dennoch erscheint es einem bedenklich, dass wir in dieser Gesellschaft (wieder/immer noch) soweit sind per Lied(ern) animieren zu müssen dem braunen Geist das Stopschild vorzuhalten. Gerade nach all' den Todesopfern durch rechte Gewalt, sollte es ein Bedürfnis sein, den agierenden Hassköpfen ein deutliches "Nein!" zu deren stumpfsinnigem Weltbild entgegenzuschmettern. # Sorry für diesen kleinen Exkurs, aber was gesagt werden muss... zudem hat auch dies seine Berechtigung, zumal diese Gedanken dank des Krückenkrieger Openers so ihren Weg zu Papier fanden. 

Mit ähnlichen Gedanken befasst sich auch "Scheisse bis zum Hals" (Track 2; Anspieltip I) mit der aktuellen Gesellschaft. Achtung Mitsingalarm! Wenn es dieser Song nicht auf irgendeinen Punksampler schafft, dann wär's echt schade drum, denn auch der leichte Ostdialekt wird hier schön gepflegt rausgeblökt, wie sich das gehört. ;-) 

Und wenn man gedanklich eh schon der ostdeutschen Geographie folgt, sind die Gedanken an einen Systemvergleich nicht weit entfernt. "Ohne Hirn, ohne Verstand mit dem Kopf durch die Wand!" heisst es treffend in "Auferstanden" (Track 3). Manchmal erinnern mich die Krückenkrieger sogar etwas an Müllstation, rein vom Sound her, was z. B. bei "Hau drauf" (Track 4) so ist. Von den bisher gehörten Songs her, merkt man die '90er Jahre Prägung bei der Krückenkrieger Mucke. "Punk's Not Dead" stimmt also doch! :-)

Klasse kommt auf jeden Fall das Sample zu Beginn von "Wir machen uns die Welt" (Track 5; Anspieltip II), das die ganze Sache schön auflockert, dennoch beim Rumpelpogosound bleibt, aber auch kleine Details hören lässt, dass diese Jungs auch mehr als 3 Akkorde beherrschen. Aber warum nicht lieber traditionell zocken? Ein gutes Rezept verfeinert man auch nur dann, wenn es Sinn macht, was "Pech gehabt" (Track 6) unterstreicht. "Pech gehabt" erinnerte mich anfangs stark an "Weck mich nicht auf" von den Abstürzenden Brieftauben, zumindest vom Text. Mittlerweile ist man auf Höhe der Albummitte in etwa angelangt. Hier steht der Humor im Zentrum, was auch mit "Herr Sauer" (Track 7) seine Lachmuskeldosis abbekommt und ein wenig an die Punkanfänge der Böhsen Onkelz erinnert, die damals "Bruno Baumann" am Start hatten. "Herr Sauer" allerdings geht text-gedanklich einen Schritt weiter zu der Frau des Protagonisten. 

Wenn man dann ausgelacht hat, geht es mit "Politik" (Track 8; Anspieltip III) auf den Weg nach Berlin, um mit diesem Song einen ordentlichen Haufen auf den Rasen vor das Reichstagsgebäude zu setzen. Wahrscheinlich legen die Krückenkrieger symbolisch sogar eine Krücke stilecht daneben? Und wenn ich gedanklich schon dort bin, frage ich mich ernsthaft, warum das Gebäude, von dem aus dieses Land regiert wird, noch immer namentlich einem "Reich" zugeordnet wird, wenngleich dies' doch längst nicht mehr besteht?! 

Gut, dass "Rap Depp" (Track 9) die Gedanken auf andere Bahnen zieht. Wobei ich persönlich nichts gegen gut gemachten Rap/Hip Hop habe, doch das soll jede/-r sehen wie er/sie möchte. Der einzige Song also, den ich nach dem ersten Durchlauf eher wegzappe. "Soll das schon alles sein" (Track 10; Abspieltip IV) gefällt mir dann doch um Längen besser, einfach weil es wieder schön rumpelt, Fragen stellt und nebenbei sicher auch Live gut die Party rockt. Beim folgenden "Krieg!" (Track 11) fällt vor allem der Beginn deutlich aus dem bisherigen Kontext. Das kann man gut und gern als innovativ bezeichnen, weil es nicht nur Effekt hat, sondern bei allen Anti-Kriegsliedern, die man kennt, auf sehr einfache Weise erfrischend anders tönt. 

Mit "A.O.S." (Track 12) und "Krückenkrieger" (Track 13) gibt es zwei der Songs zu hören, die bereits auf dem Split-Tape mit Klartext zu hören waren, weshalb ich zu "Feuchte Träume" (Track 14) komme, der zugegebenermaßen Witz hat, ich persönlich hätte mir einen Song wie diesen eher in frühpubertären Tagen gegeben. Für die Auflockerung darf es aber okay gehen. 

"We Make Our World" (Track 15; Anspieltip V) ist der einzig englischsprachige Song auf diesem Album, allerdings hört man hier just die englische Version von "Wir machen uns die Welt". Mir persönlich gefällt diese Version sogar noch besser, denn dank der stimmlichen Umsetzung tönt es sogar etwas Hardcore-punkiger, bevor "Partysong" (Track 16) einen schrägen Schlusspunk-t setzt. 

Alles in allem ein Album, das Bock auf ein Krückenkrieger Konzert macht. Meine Fazite sind: 

- Sofern das Coverartwork auch als Shirtmotiv klargeht, bestelle ich auf jeden Fall eins.  

- Ein Album, das einen daran erinnert, dass einfacher Punk noch was reißen kann und Rumpelsound deutlich besser als irgendwelche überproduzierten Alben klingt. 

 

7,0/10 Schafe Schüsse

(Krückenkrieger/ Chaos Kombinat Production/Furzzilla Records 2.016)

http://www.xn--krckenkrieger-xob.de/

https://www.facebook.com/Krueckenkrieger/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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Kommentare

hier mal ein Parr Infos über

hier mal ein Parr Infos über uns,2012 erscheint die Demosingel "Wir sitzen alle im selben Kot" auf dem darauf folgendem Jahr 2013 das Debütalbum "Bombenstimmung" also bis denne euer Jumpel Majo

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