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KICK JONESES "Unexpected Gift" [2CD]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2016

Label: 

Genre(s): 

"Fun Punk"? (*lt. Wikipedia) Kann man ab und zu mal zwischenschieben, ist allerdings ein eher schwierigeres Metier, denn schnell ist da 'ne Band mal eben in der Kitsch-/Langweilerklamaukschublade verschwunden, wo kaum Boden für Humor vorhanden war. Im Falle von Kick Joneses (aus der 1.983 gegründeten Walter Elf [Punk-]Band hervorgegangen), die bereits seit 1.992 bestehen und mit "Unexpected Gift" erst das 5. Album (abgesehen von ebenso viel Single-Veröffentlichungen) abliefern, tönt sich die Stilistik allerdings auf anderen Feldern aus. 

Vielleicht liegt es an der Flut guter (Punk-)Bands in den '90er Jahren, dass ich von Kick Joneses bislang nicht auch nur einen Vokal mitbekommen habe, doch wie so oft, greift hier das "Besser spät als nie." Prinzip, das direkt mit einem Doppelalbum den Kescher zückt. 

CD1 startet mit "Haven't Got Nothing To Do" (Track 1) als Opener, der in knackig sattem Sound verpackt, angenehm rüber drive-t und eher was Pop denn Punk hat, was Kick Joneses schon mal interessanter macht. Und während "50 Bucks Trailer" (Track 2) an gute '90er Jahre Mucke ala Rainbirds z. B. erinnert, durchblättert man interessiert das eher solide gestaltete Booklet, das mit den Credits und einigen Kleinzitaten aus dem jeweiligen Song angereichert das Gesamtwerk abrundet. Bislang klingen die Songs nach typischem Radiofutter, von Punk und etwas mehr Dreck im Sound bislang keine Spur. Zumindest geht "Give You Up Girl" (Track 3; Anspieltip I) etwas mehr in die rockige Richtung und hat kleine Funken der Sham 69 '90er Jahre Veröffentlichungen inne. Auf jeden Fall kommen hier etwas mehr Zündfunken durch. Das Albumtitelstück "Unexpected Gift" (Track 4; Anspieltip II) geht infolge dessen wieder zum popigen Drive zurück, was gewiss nicht negativ zu werten ist, denn Kick Joneses klingen hier durchaus nach grosser Bühne, die sie sich allerdings mit der gar nicht schläfrigen Konkurrenz wie 3 Doors Down und diversen anderen Radio-Airplay-Dauergästen teilen müssen. 

Früher hätte man diese Art Mucke irgendwie im Alterntive/Indie Pop verortet -"Motor Mouth" (Track 5; Anspieltip III)-, trotz Beach Boys Einflüsse und knackigem Drive mit catchy Sound im Genick. Aber auch '80er Jahre Mitgaben sind Teil dieses treffend betitelten Album -"1-2-3 Times Better Than You" (Track 6). Es kommt einem seltsamerweise gar nicht so fremd-, sondern eher vertraut vor. Oftmals in der Nähe der Radio-Hitparaden der '80er. Alles fein abgewogen und mit effektiv-songdienlichen Noten überstreut. 

Unverhofft kommt der einzige deutschsprachige Song "Bring mich schnell nach Hause" (Track 7; Anspieltip IV) zum Zuge, der irgendwie nach einer Mischung aus Sportfreunde Stiller und Ideal klingt, aber eben auch etwas für sich hat. Ich für meinen Teil bin noch etwas unentschieden, ob das jetzt (nach mehreren Durchläufen) gut oder eher weniger gut ist? Um dies' zu beantworten, bedürfte es noch weiterer solcher Songs, zumal diese Art der Sprache den Kaiserlauternern gar nicht so schlecht zu Gehör steht. Lediglich der schmale Grat zwischen Monotonie und fiesem Ohrwurm schwingt hier leicht mit.

Umso so verwunderter ist man bei den ersten Akkordeon-Irish-Folk-beeinflussten Klängen, die "Lily Of The Valley" (Track 8) mitbringt. An Facettenbreite haben Kick Joneses auf jeden Fall ordentlich Futter im Rücken, so viel steht festen Standes. Ich bin ehrlich leicht beeindruckt, dass wirklich jeder Song wieder etwas Neues mitbringt, wenn es auch manchmal etwas (zu) einfach wirken mag - "Ringing Tone" (Track 9), was allerdings auch sein Für haben kann - "How Low Can A Drunk Get?" (Track 10; Anspieltip V). "Minimalistisch" kommt mir als Schlagwort in den Sinn. Das haben Trio einst perfektioniert und damit ge-punk-tet. Trio sind hier allerdings lediglich von der Gesangsphrasierung her ab und an irgendwo am Horizont wie ein Trampolinspringer. 

Damit ist die erste CD (*wahlweise die erste Platte, da es die Scheibe auch in Vinylform gibt) durch. Ich habe wahrlich schon schlimmere Doppelalben gehört. ;-) 

Zunächst vermutete ich hinter dem Titel "Heart Of Gold" (Track 1; CD 2) ein Neil Young Cover, was sich hier aber nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, es geht ein wenig in Richtung Discosound mit Beat-Einfluss der '70er Jahre und leichtem Madness Anteil. Weiterhin überraschend also. Den Hörer erwartet das Unerwartete, was auch bei "Known To Be Lost" (Track 2; Anspieltip VI) der Fall ist. New Wave/Electro Pop mit melodiösem Rock in den Backen, womit man wieder zurück im '80er Indie/Alternative Popsound ist. Wem das zu lasch ist, der/die zappe just zu "(You Make Me) Wasting My Time" (Track 3) weiter, ein bisschen Fine Young Cannibals (dann aber in der rockigen Auslegung) und allgemeines Brit Pop Rock Flair schwingen hier auf den Saiten mit. Auf jeden Fall Tanz + Bar und tanzbar. ;-)

Wer's dann doch lieber New Wave verrockt mag, mit Batcave/Punk Rock im Anschlag, der nehme den Sofortzünder "No Time 4 You" (Track 4; Anspieltip VII). Tempoflüssiger Drive und Boneshaking. 'S läuft bestens rein! Man wundert sich über nichts mehr bei der Stileinflussdichte quer durch Zeit und Raum. Da dürfen auch Queen Einflüsse zu Beginn von "Hail Of Blows" (Track 5) nicht wundern, um dann in vertrautem Chartpop zu landen. Wie ab und zu einmal, liegt mir bei die bekannt vorkommende, stimmliche Klangfarbe bzgl. eines bekannten Namens auf der Zunge, der wie so oft partout nicht im Hirn ankommen will. Am Besten hört Ihr selbst mal rein, vielleicht kommt Ihr auf den Namen? Anfangs kamen mir The Beatles in den Sinn..., aber das trifft es dann letztlich vergleichsweise nicht zielgenau.

Zu Ehren Joe Strummer (R.I.P.) darf mit "Strummer Was" (Track 6; Anspieltip XIII) auch The Clash Spirit frei Haus ertönen. Bislang ist diese zweite Scheibe dieses Doppelalbums noch etwas breitgefächerter unterwegs. Vielleicht sogar etwas mutiger, weil experimenteller irgendwie, was auch "Ship In Heavy Water" (Track 7) zu unterstreichen weiß. Hier erinnern mich Kick Joneses stilistisch etwas an The Baby Universal. Leider stellt sich nun langsam ein wenig Überforderung in Sachen Sound/Geduld ein. Gewiss, handwerklich/songtechnisch wird es nicht schlechter, just die Menge wird zunehmend etwas viel. -"Battered And Bruised" (Track 8)- Daran ändert leider auch das groovige-, teils ver-break-te "Stuff Up The Cracks" (Track 9) nichts, dessen Basslauf butterweich fließt. Somit bringt das ruhige "House Made Of Dirt" (Track 10) Besänftigung und schließt ein wirklich albumtitelstimmiges unerwartet starkes Doppelwerk. Von "Fun Punk" jedenfalls nicht die Spur - liebes Wikipedia - schlecht informiert.

8,0/10 Schafe Schüsse

(Rookie Records/Cargo Records/FineTunes 2.016)

http://www.kick-joneses.de/Home.html

https://www.facebook.com/Kick.Joneses/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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