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GIRLS IN SYNTHESIS "Now Here's An Echo From Your Future"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2020

Label: 

Genre(s): 

Über Girls In Synthesis aus England (offenbar aus London), die in der Info unter "schwerem, (be-)zwingenden Dark Post Punk" verortet werden, findet man zwar viele Worte-, jedoch nicht allzu viele Grundinfos zur Band selbst in Net-Weiten. Letztlich sind die Basicfacts aber auch eher zweitrangig, da am Ende immer die Mucke selbst zählt. Auf den ersten Spontanhör hin fand ich deren Mucke interessant genug, um mich mal intensiver mit ihnen auseinanderzusetzen - rein musikalisch versteht sich. 

Der Bandname lässt zunächst die Genderräder selbstspielend drehen, was zunächgst die Vorstellung einer Frauenband suggeriert, beschränkt sich auf eine Frau im Bandtrio. Eigentlich Nonsens und vollkommen unwichtig, dass man mittlerweile überhaupt über solche Dinge nachdenkt, was letztlich just zeigt, dass die eher verwirrenden, diversen Bezeichnungen, fernab klassischer Geschlechterrollen, heutzutage stark ins Obstruse führen, was mit deren Mucke letztlich wenig zutun hat, trotzdessen genau genommen Teil der subjektiven Wahrnehmung ist. Das hat schon bei Girls Under Glass ähnlich funktioniert, warum also nicht auch bei Girls In Synthesis?! 

Das hier vorliegende Album "Now Here's An Echo From Your Future" wurde bereits 2.019 im Norden Englands in Hull (küstenah) aufgenommen und von Max Walker finalgemischt, der aktuell im legendären Abbey Road Studio studiert. Nach diversen Veröffentlichungen zählt das Album als 11.(!) Release. Echt beachtlich, wenn man bedenkt, dass es Girls In Synthesis gerade mal seit 2.016 gibt. "Arterial Movements" (Track 1) eröffnet die Welt von Girls In Synthesis anno 2.020, was zunächst von einem Noise-Teppich auf-, bzw. ausgerollt wird, weicht subjektiv bevorzugten englischen Punkwurzeln. Stellenweise fühlte ich mich sowohl an Joe Strummer (R.I.P.) als auch an den Basissound der englischen Punkbands der Spät '70er generell erinnert. Das alles läuft erfrischend zeitgemäß rein, trotz liebevollem Old School im Sound. Man könnte sagen, dass hier eine Art Soundmischung zwischen The Clash, The Breeders und Nirvana stattfindet. Die noisigen Experimente laufen dabei auch weiterhin mit, wie man bereits zu Beginn von "Pressure" (Track 2) hören kann. Der Archno/Alternative Wind fegt passend zum nahen Herbst durch das musikalische Geschehen. Es ist schon etwas her, dass ich in Sachen Old School zugeneigtem Punksound eine so starke, ausdruckssatte Umsetzung vernommen habe. Selbst "The Images Agree" (Track 3; Anspieltip I) bleibt bei dieser eher gewinnbringenden Mischung, der man auch per weiblichen Vocals (die allerdings just unterstützend dezent eingesetzt) Abwechslungsfunken zuverliehen hat. Mir gefällt die Art wie Girls In Synthesis ihre Experimentierfreude mit ihren Akkorden und rückkopplungsschnaufenden Riffs mischen. Das streckenweise wüst-chaotische Gesamtgeschehen lässt sich wunderbar mit dem Wort Attitude zusammenbringen - "Scrapped" (Track 4). Die melodischen Momente im Fahrtwasser tun ihr übriges dazu. 

Dass Girls In Synthesis aber auch ruhigere, fokussiertere Stücke zu schreiben wissen, unterstreichen sie mit "Human Frailty" (Track 5; Anspieltip II). Aus der Ruhe der Gedanken heraus begibt man sich wie in einen emotionalen Sog hinein, der schon beim Hören fast zu verschlucken droht. Wer Bauhaus mag, dürfte hieran seine Freude haben, wobei ich ganz, ganz weit hintendrin immer auch das Gefühl habe Joy Division Einflüsse im tiefsten Unterholz zu wissen. 

Zum folgenden "They're Not Listening" (Track 6) hat man jüngst bereits ein Video veröffentlicht, das bei mir vorab das Interesse weckte, wenngleich es fast eher etwas den bereits starken Songs hinterherrennt, die das Album bisher geboten hat. Die Stärke von Girls In Synthesis ist definitiv die emotionale Energie, die sie all' ihren Stücken mitgegeben haben. Das erinnert mich erneut an Nirvana zurück, deren Stärke genau dieselbe war/ist. Mittlerweile fühlen sich die Stücke auch schon etwas strukturierter bis klarer an - "Cause For Concern" (Track 7; Anspieltip III) und bieten sich fast selbstläuferisch an, zukünftig auch in den einschlägigen Punkbars/-radios und/oder Clubs zu laufen - "Coming Up For Air" (Track 8). Dieser großartige Sound aus Verstörung, Alltagsfrustration und Experimentierfreude hat ein Etwas inne, dem man sich kaum entziehen kann. Er erzählt von dunklen Clubs mit Stroboskopgeflacker und Rausch im Anschlag. Diese Musik ist tatsächlich streckenweise wie eine Art Trip, ähnlich dem Stil, den die Meister Alien Sex Fiend schon auf ihre Weise zu zelebrieren wussten. Clever dann auch trocken runterreduzierte Stücke wie "Set Up To Fail" (Track 9; Anspieltip IV) anzubieten, die so Sex-y Pistols sind, dass man nur noch freudig inwendig feiert. Selbst die Jazz-nahen Experimentalbeimischungen ändern daran so gar nichts, im Gegenteil sie komplettieren den monoton-einfachen Grundrhythmus eher. "Tirades Of Hate And Fear" (Track 10) setzt dann stark Bass- und Vocal-betont den Schlusspunkt hinter ein für meinen Geschmack saustarkes Album. Chapeau!

V.Ö.: 28.08.20

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(Harbinger Sound 2.020)

http://girlsinsynthesis.co.uk/?fbclid=IwAR0lzmowXOn3eIj2bA6yO_xtHnGroD8g...

https://www.facebook.com/girlsinsynthesis

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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