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FUZZY VOX "No Landing Plan"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

07-2017

Label: 

Genre(s): 

"Fronkreisch, Fronkreisch..." höre ich es von innen her an einen alten, fiesen Ohrwurm erinnern, wenn ich via Infosheet merke, dass ich wieder einmal ein Album einer Band aus dem Land der Käsebaguettes und des vollmundigen Rotweins zum finalen Ohrentest vor mir habe. Fuzzy Vox waren mir bislang völlig unbekannt, was vielleicht an den Eckgenres Garage (Rock) und '60s liegen mag, obwohl auch Punk als Stilrichtung aufgeführt wird. Ähnlich geht es mir bei den von Fuzzy Vox genannten Artists, die sie selbst gut finden, worunter auch Sarah Connor ist (*die Fuzzy Vox allerdings mit einem Mehrzahl-S am Namensende bedacht haben). Alle anderen Bands auf deren Ohrenschirm sind mir allerdings gänzlich unbekannt. Nun ja. Die Welt ist breit, weit und bunt. 

Fuzzy Fox selbst scheinen sich 2.011(?) gegründet zu haben und kommen aus Joinville le Pon, einer Stadt in der französischen Region Île-de-France, süd-östlich von Paris. Quasi "Joinvillais" (*so werden die Einwohner dort genannt). 2.012 veröffentlichten Fuzzy Vox ihre ersten beiden Releases (*"Off The Beaten Track" EP; "Technicolor"), um nur zwei Jahre später ihre erste LP "On Heat" als drittes Release in Full Length am Start zu haben. 

Nun steht mit "No Landing Plan" das zweite Album und damit die vierte Release in den Startlöchern, um ab Mitte Juli auf Ohrenfang zu gehen. Da es sicher nicht nur für mich die musikalische Erstberührung mit Fuzzy Vox ist, hat das Spannungspotential schon einiges vorab zu bieten. Mit "Explosion Of Love" (Track 1) rocken Fuzzy Vox dann auch den Schleier der Spannung direkt weg. Der '60s Rock hört sich von selbst raus und erinnert stark an die Rolling Stones, was aber sogar Bock macht. Von der Produktion her klingt es zwar nicht unbedingt mehr nach Bandaufnahmen damaliger Zeiten, aber doch nah am trockenen '60s Garage Sound, was auch "Distracted" (Track 2; Anspieltip I) mit fetter Hook und Catchiness unterstreicht. Stellenweise meint man auch ein wenig Foo Fighters Einflüsse rauszuhöremn (die Melody Hooks haben da etwas Stempelfarbe der Foos an der Backe). An und für sich schlagen Fuzzy Vox sich beachtlich catchy, was sicher auch an der Kurzwürze der Stücke liegen mag? Die Übergänge gestalten sich fast fließend, womit man dann auch schon bei "Told You Before" (Track 3; Anspieltip II) angelangt ist, das erneut etwas Foo Fighters auf den Saiten und dem Gesang hat. 

Anders "Grow Evil" (Track 4; Anspieltip III), das verdammt ungewöhnlich, aber doch mega stark beginnt und einen leicht doomig-düsteren Black Sabbath angehauchten Sludge mit im Strickgebiet hat, was allerdings just als Einschub stattfindet. Musikalisch packen Fuzzy Vox hier sogar das klassische Rock-Gituar-Solo aus und zelebrieren das Stück in Tenacious D ähnlicher Leidenschaft, während die Stimme kratzig-rau-aufgebürstet im '60s Style bleibt. Gerade bei französischen Bands findet man immer wieder Querreminiszenzen zu musikalischen Einflüssen, was manche Alben zu wahren Wundertüten macht, was auch hier der Fall ist. Schon bei "Western" (Track 5) eröffnet sich ein Gemisch aus Serj Tankian (*System Of A Down) und zaghaftem '50er/'60er/'70er Pop-Balladen-gehauchten (inkl. teils leichter Country naher Basics). Selbst die fast Schlager-haften Pop Balladen der Beatles und The Doors hat man etwas im Hinterkopf beim Hören. Das Ganze wird zunehmend auch rockiger und nach hintenraus kommen sogar The Peacocks in die stimmliche Nähe der Vergleiche. Das muss man erst einmal vollbringen einen solchen Stilrundumschlag in nur einem(!) Song unterzubringen! Chapeau! Das ringt einem bereits beim Hören Grundrespekt ab. Stilistisch fahren Fuzzy Vox sich gar nicht erst fest und lassen "Good Times" (Track 6) direkt in eine andere Richtung tönen, was sich auch wieder etwas lockerer/leichtfüßiger gestaltet. Die Arrangements bleiben hier (trotz Bläsereinsätze) eher einfach gehalten.

Die Stilanführung "Punk" kommt erst mit dem leicht The Clash-igen "I Got A Girl" (Track 7; Anspieltip IV) zur Auflösung, das ziemlich tanzbar ausfällt, hook-igen Punk Rock in sich hat und sogar ein wenig an glorreiche Trio Zeiten erinnert. Vorsicht Ohrwurmgefahr! ;-) Thematisch passt "Don't Leave Me Behind" (Track 8) da bestens ran, fühlt sich aber zunächst etwas nach weichgespülter '80er Fill Up Kost an. Auch "Easy Street" (Track 9) hält sich eher lasch in der '80er Dekade auf. Hat man so schon tausend Mal schon woanders gehört. Damit fällt die Qualität der Überraschung leider stark ab. "Charlie" (Track 10) versucht verlorenen Boden wieder gut zu machen, was dank des Stimmungsabfalls ein wenig gelingt bzw. die Tendenz dahingehend fährt. Erst der deutliche '60er Rockabilly/Rock Zug, der mit dem Tribute an "Bo Diddley" [R.I.P.] (Track 11; Anspieltip V) und auch den Rock der '60es perfekt eingefangen wird/mitschwingt, lässt sicher so manches "Wild Child" erwachen. Klasse Song!

Damit haben Fuzzy Vox ordentlich dirty Saitenschmiss verteilt und gehen mit "Just Hate To Be Your Man" (Track 12) etwas weird den Gang ins Finale. Am Ende steht ein über weite Strecken echt starkes Album, das vom Stilmix tatsächlich zentral im '60s Garage Rock agiert und teils sogar Rockabilly mit überraschender Frische rund in den Raum laufen lässt. 

V.Ö.: 14.07.

 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Kidnap Music/Cargo Records/Rookie Records 2.017)

http://fuzzyvox.com/

https://www.facebook.com/fuzzyvox

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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