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FLUPPE "Zwei Schüsse alte Kanzlei" [EP]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2020

Label: 

Genre(s): 

"Fluppe sind genau der Stengel, der in deinem Vorgarten eigentlich nichts zu suchen hat. Der Vogelschiss auf deinem Volkswagen." Mit anderen Worten diese Hamburger "Fluppe" kann alles sein, der Zigarettenstummel im kaltem Zeuge Aschenbecher, nach durchzechten Nächten übriggeblieben oder aber auch der nostaligisch angehauchte Nerd-Stammtisch, der es im Polaroid-Style mag, wenn man sich z. B. an das Coverartwork dieser EP hält und etwas stark retro-berührt zwischen Schrott und "ja, das war halt so damals"  (vom Pixel-Noise mal ganz zu schweigen) den zigarrettengilben Stich der Farbgebung schulterzuckend relativiert. Da kann man im Vorfeld schon mal ausschweifend über Kunst philosophieren und sich darin verlieren. 

Anhand der bisherigen Releases, die scheinbar erstmals überhaupt per Tape Release ebenso retro die Zeit gefühlt zurückdreht und doch im Hier eines ziemlich einmaligen, geschichtsträchtigen Jahres ist und mit "Aals" (Track 1) in eine Art NDW trifft auf leichte Turbostaat Einfluss-Atmosphäre aufbricht, kann man dieser vermutlich seit 2.018/19 bestehenden Band auf den Hör gehen. Vom Feeling her kann man dieses erste Stück auch gut an Sportfreunde Stiller Liker/-innen adressiert sehen, zumal die Struktur relativiert unspektakulär und straight bleibt, ohne großartig in Nebenstrassen abzutauchen. Ähnlich im Lauf bleibt auch das EP Titelstück "Zwei Schüsse alte Kanzlei" (Track 2; Anspieltip I). Angenehmer Feierabendsound, der mich spontan an leicht überdrehte trainingsanzugtragende Oberlippenbartträger erinnert, die eine dieser '80er Pornobrillen tragen und so retro aussehen, dass man sich tatsächlich zeitversetzt fühlt. So ähnlich verhält es sich letztlich auch mit der Mucke von Fluppe, die tatsächlich aus den Vorgärten der Musiklandschaft hervorsticht, was dank der etwas anderen-, nicht von der Stange am Reißbrett entworfenen Texte so ist. 

Dank der leicht heiseren Stimmfarbe bei "Warten" (Track 3; Anspieltip II) manifestiert und brennt sich diese Art locker-leicht "überschaubaren" Mucke dann doch ein wenig von hintenrum ein, ohne dass man es bewusst wahrnimmt. Die "Feierabendheimstimmung" bleibt konstant und hat insgesamt etwas von Endzeitromantik, die noch Zeit zum "Warten" hat. Davon bleibt der Fetzen Hoffnung auf Papier, auf dem "Warte mal noch 'n paar Tage..." stehen könnte. Auf was man dabei wartet, verrät sich dabei nicht, sondern kann nur individuell beantwortet werden. Von der Mucke her bleiben die Hamburger fest in der Fahrtspur radiotauglicher Strassen, die sich durch die Erinnerungen diverser Partynächte ziehen und in den sicheren Hafen des Sonntags-Hangout/-overs führen. Dass dabei durchaus auch zaghaft leichte, dunklere Batcave Einflüsse die Saiten mit umschmeicheln können, stellt "Après-Shit" (Track 4) raus, dass ein gewisses Billstedt-Feeling mitbringt und "...mittem im Raum" stehen lässt. Der psychedelische Nebel, der sich insgesamt durch das Unterholz dieser EP zieht, hat etwas für sich, das man eher schwer beschreiben-, dafür aber per Anhören leicht erfassen kann. Insgesamt gehört ist das teilweise etwas einsilbig, dafür aber mit viel Aussage beim genaueren Hören/Schmökern. Musikalisch für meinen Geschmack insgesamt noch etwas zu verhalten, was sich auf längeren Hör hin so abnutzt wie ein Foto, das monatelang genau da an der Wand hängt, wo die Sonne täglich hinfällt. 

V.Ö.: 09.10.20

 

6,85/10 Schafe Schüsse

(Chateau Lala/ La Pochette 2.020)

https://www.facebook.com/fluppeband/ 

https://fluppeband.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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