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FALLEN TYRANT "Children Of A Nuclear Dawn"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2019

Label: 

Genre(s): 

Wenn sich die Interessen einer Band auf Panzer (O-Ton via deren Facebook Site) beschränken, bleiben die Dinge zunächst einmal recht überschaubar. Die Darmstädter Fallen Tyrant, die sich 2.008 als Soloprojekt gegründet haben und sich dem schwarztreugeteerten Black Metal Genre zugeordnet sehen, scheinen mit ihrem im November erscheinenden fünften Release eine neue Schlacht schlagen zu wollen. Da ich zunächst dem Coverartwork nach eher auf eine Retro/Post-Thrash Metal Kapelle gewettet hätte, ist die Überraschung umso interessanter als "Dominator Overlord" (Track 1) per Sample eingeleitet in ein erfrischendes Sperrfeuer aus gut produzierten Kruzifixwürmern mündet. Vom Stil her bedienen Fallen Tyrant nicht wie so viele Bands dieses Genres den typisch kalten Nordmännersound, sondern binden auch andere, dezent-gewichtige Elemente in das Choasgetrümmer ein, das seine ganz eigenen Pfade in den Boden fräst. Die Stimme von Frontkeifer "Mithras Sol Invictus" (der auch die Saiten zockt) ist zunächst das Element, das typische Black Metal Klischees bedient, jedoch ohne sich anzubiedern. Ob und in wiefern der Künstlername des Frontmannes in Verbindung mit der etwas polarisierenden/umstrittenen, englischen Neofolk Band Sol Invictus steht, kann ich persönlich nicht sagen, es könnte aber auch gut sein, dass man sich auf die seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. gebräuchliche, lateinische Um-/Beschreibung "Sol invictus" (*unbesiegter Sonnengott) bezieht, die in den letzten Jahrzehnten nicht allzuviel weniger erneut in politische Kontexte gezogen wurde. Da es sich bei BHN Productions aber um ein über alle Zweifel erhabenes Label handelt, sprich Alex nicht nur als Labelkopf, sondern vor allem als Mensch absolut Anti-Nazi agiert und denkt, geht diese Review auch in Ordnung für mich. Somit haben jegliche NSBM Grundgedanken fundamental gesehen so gar keine Basis, zumal Alex keiner NSBM zugeneigten Band ein Podium bieten würde. Dennoch schade, dass mir die Lyrics aktuell nicht vorliegen. Doch nun wieder zurück zur Mucke selbst. Etwas sphärischer im Gesamtklang geht "Shifting Tides Along The Rhine" (Track 2; Anspieltip II) als regionaler Gruß in sämtliche Breitengrade raus. Dieser 9:47 Minuten schön fies thrashige Nackenreißer dürfte sich bei den Konzerten der Rhein-Main'ler bestens machen. Stellenweise wirkt das Stück stilecht Underground im Sinne einer Proberaumkelleratmosphäre (inkl. Sytnhie- und Saxophoneinsätzen), bekommt aber die Kurve in Sachen Klang, mit anderen Worten beschrieben, herrscht hier kein zu trockener Sound vor. Ab und zu denke ich etwas an Izegrim und Cripper, während auf Songhälfte in etwa auch ältere Dismember oder Alcest teilweise in den Sinn kommen. Auch einige Sólstafir Elemente/Passagenähnlichkeiten kann man hier ausmachen. Insgesamt ein ziemlich starkes, abwechslungsreiches Stück. 

Mit den Worten "Bullshit is a greater enemy as the truth than lies are" geht es zu "Bullshit Bombardment" (Track 3) über und lässt gut eine Minute auf die Vocals warten. Es geht ernsthaft und etwas düsterer zu. Auch vom Tempo her bewegen sich Fallen Tyrant nun eher in Midtempoläufen. Die immer wieder eingestreuten Schlenkerbreaks, bzw. Zwischentakte, lassen das Stück selbst sperriger- und somit nicht so schnellgriffig wirken. Erst nach hinten raus geht man zum Uptempo über, das sogar Motörhead Momente im Gepäck hat. Ganz anders der black-thrashig-berstende "Death Code: World Manifest" (Track 4; Anspieltip II), der auch seine Zwischenintermezzos mitlaufen lässt. Selbst Gitarrensoli tauchen hier in Blues Art (ich meine sogar ein wenig Country Style vernommen zu haben?) auf und führen zu relativ klaren Gesängen, die megafett reingehen. 

Das Albumtitelstück "Children Of A Nuclear Dawn" (Track 5) stellt zu Beginn erst einmal Acoustic Qualitäten hervor, während erneut ein Sample läuft und in folge ein harmonisch sphärisches Black Metal Shredding vom Stapel lässt. Summoning fallen einem (bzgl. Vocals) als naheliegender Vergleich nicht zufällig ein. ;-) Hier wird gekeift, eingetütet und dem inszenierten Weltschmerz ganz greifbar eine flüssige Bahn verliehen. Im Grunde lebt das Stück auf weiten Strecken vom Gitarrenlauf, die im letzten Viertel deutlich melodischer ausfallen und jeglicher Monotonie (wenn man hier bei überhaupt davon auch nur im Ansatz sprechen kann?) widerstreben. Es wirkt fast etwas cutartig als mit "A Whisper From The Concrete Below" (Track 6; Anspieltip III) erneut ein schön erdiges Old School BM/Punk vermengtes Stück an die tatsächlich sehr interessanten, ursprünglichen '90er Jahre BM Weiterentwicklungen von Bands wie z. B. Satyricon oder auch Darhthrone erinnern. Man könnte fast meinen, dass BHN Productions eine Art Vorliebe für diesen Sound liebevoll schwarzherzlich pflegen?! Die Versiertheit der Fallen Tyrant Musiker spielt dieser Vorliebe dabei angenehm tönend/für sich sprechend zu. Vor allem die Gitarrensoli kommen hier vom Dunkelnebelolymp. 

Wer bis dahin noch immer nicht im Netz von Fallen Tyrant festsitzt, dem/der ist mit Old School zugeneigtem Black Metal wohl nicht näherzukommen. Im Finalgang sorgt der offensive Nackenbrecher "Astronomy" (Track 7) noch einmal mit einem mehrgängigem 9:33 Minuten Inferno für wahrlich astronomische Spiel-, bzw. Hörfreuden, die mit einem Zwinkern wohl auch wieder kindlich an Hexentänze und Belzebubsalven glauben lässt. Im Grunde beherbergt dieses Stück quasi einen schönen Querschnitt als eine Art Rückschau auf dieses tatsächlich großartige Stück Schwarzmetall mit Langzeitlegierung. Lediglich der Ausklang zerrt derbe an den Synapsen. ;-)

V.Ö.: 19.11. 2.019

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(Bleeding Nihilist Productions 2.019)

http://fallentyrant.blogspot.com/

https://de-de.facebook.com/fallen.tyrant

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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