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EYES OF TOMORROW "Settle For More"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

12-2020

Label: 

Genre(s): 

Zum Ruhrpott passt der Hardcore wie das Heart zum Core, wie das Slow zum Down und schließlich wie straight zum Charme, der vor allem einst vom an der Ruhr gepotteten Thrash Metal Rough-Charme vorgeprägt in die "Lost Industrial Area" gestreut wurde. In keiner Gegend hierzulande (abgesehen von einigen Großstädten) ist der Nährboden von besserer Fruchtqualität wie im Ruhrpott, was den von den Cro-Mags inspirierten Eyes Of Tomorrow (*der Namensgeber-Song findet sich auf dem '92er Cro-Mags Album "Alpha Omega"; bereits ohne Parris Mayhew im LineUp) auf jeden Fall in die gut gemischten Karten spielt. Doch abgesehen davon, sucht man sich die Gegend (in der man lebt) frühestens als Teenager bewusst aus, somit ist das also Glücksroulette. ;-) 

Glücksroulette ist es auch (sofern man keine Lupe besitzt) die Songtexte dieses Albums zu lesen - zumindest bei der CD Version. Diesbzgl.-, sowie mit Blick auf die Titelauflistung auf dem Backcover (eher lieblos nebeneinander geklatscht) hat der Graphiker leider schwer versagt, bzw. hätte man lieber ein Minimal-Booklet einplanen sollen, das hätte letztlich mehr Sinn gemacht. Dafür ist Coverartwork mega stark! 

"Gone For Good" (Track 1) eröffnet mit oft verwendeter Sirenen-Fiktion, die Gosse und Nebengassen suggerieren. Vom Sound her geht die Mucke schön Old School dedicated ins Rund und orientiert sich zunächst an Ikonen wie Madball oder auch Sick Of It All. Was sehr schnell aufklart, ist die die Tatsache, dass Eyes Of Tomorrow sich eher (wenn überhaupt) an den Cro-Mags Werken nach "The Age Of Quarrel" und "Best Wishes" orientiert haben, bzw. beeinflussen haben lassen - "State Of Mine" (Track 2). Die kleinen charming Metal Einflüsse der Ur-Cro-Mags schwingen bei EOT eher weniger mit, wenngleich man z. B. beim Albumtitelstück "Settle For More" (Track 3; Anspieltip I) durchaus ins Uptempo-Lager wechselt und deutlich frischer rüberkommt. Ähnlich wie Warstreet einst, setzen EOT auch auf Gang Shout Akzente, was genau genommen zum guten Ton im HC Genre gehört. Stimmlich klingen EOT stellenweise fast ein wenig wie Schmier von Destruction mit Zug zu S.O.I.A. - "Blinded By Greed" (Track 4). Klanglich besticht dieses Album mit angenehm ausgewogener Balance und verhilft groovigen Midtempo-Brettern wie "World Of Lies" (Track 5; Anspieltip II) zu höherer Eingängigkeit, trotz teils dezent runterreduzierter Instrumentaluntermalung. Dass diese Jungs auch Motörhead's "Iron Fist" kennen, hört man dank einiger Chorusparts (clever verarbeitet!) raus. Es geht also doch noch etwas bzgl. der Fremd-Genre-Einflüsse, die bei bei "Hold On" (Track 6) erneut auf Destruction in einer Art Hardcore-verpackten Variante querverweisen. Mir persönlich gefallen solche Stilgemische oftmals am Besten, zumal dadurch auch mehr Facettenvielfalt bei rumkommt. 

Dass Eyes Of Tomorrow tatsächlich auch Metal Skills innehaben, unterfüttert das Sperrfeuer-Drummung zu Beginn von "Take My Life" (Track 7; Anspieltip III) besonders stark. Gerade bei diesem offensivem Stück mit Zug zum Uptempo-Groove hört man auch das vorhandene Potenzial dieser Jungs aus'm Pott raus. Die '90er Jahre Gewichtung in Sachen Hardcore Style bleibt bei mindestens 75% Gesamtanteil und gewinnt mit fortlaufenden Albumverlauf immer mehr an Eigenmarkencharme - "Masses Of Depair" (Track 8). Was in sehr angenehmen Anstieg seinen Verlauf nimmt, sucht nach neuen Wegen und hört sich auch mal wie eine starke Slow Version von Bands wie Lavatory an - "Hate, Lies And Violence" (Track 9; Anspieltip IV). Dieses Stück ist nicht nur eines der abwechslungsreichsten auf diesem Album, sondern auch eines der absoluten Highlights. Kickstart-Zünder!

Erst zu Beginn von "My PMA" (Track 10) höre ich den Ur-Spirit der Cro-Mags raus, was subjektiverweise ein weiteres Highlight aus meiner Sicht innehat und die Relevanz des Bandnamens etwas mehr unterstreicht, obwohl dieses Stück den Schluss nahelegt, dass man Bezug auf John Joseph's drittes Buch "My PMA Effect" nimmt, bzw. fast schon unterschwellig Promo für selbigen/selbiges fährt. Via dieses Stückes kommt man letztlich auch zurück zu der hitzigen Debatte um das Vermächtnis der Cro-Mags. Thesen gibt es dazu viele, Fakten aber auch. Welchen Einfluss diese Thematik auf das Leben des Einzelindividuums hat, darüber kann man mindestens genauso hitzig diskutieren. Doch wer zu lange diskutiert, verpasst das Albumschlusslicht "Things We Need" (Track 11), was inhaltlich den ursprünglichen Punk/Hardcore verbandelten Spirit zurück auf den Tisch bringt und statementmäßig genau die Art von Gehalt innehat, die eine Hardcore Band nicht nur haben-, sondern auch leben sollte. Wie es die Beiniinfo so treffend umreißt: "Kein Kokolores, sondern direkt und geradeaus Old School in die Fresse."

V.Ö.: 04.12.20

 

7,75/10 Schafe Schüsse

(Swell Creek Records 2.020)

https://www.awayfromlife.com/band/eyes-of-tomorrow/

https://www.facebook.com/eyesoftomorrowHC/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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