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ENRICHMENT "Reanimate"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2017

Label: 

Genre(s): 

Ein Semi-Jahrzehnt ist es her, dass ich (zugebenermaßen damals doch sehr begeistert) von Enrichment hörte, doch leider folgte der beachtlichen EP-Explosion (*2.012) der gefühlte Dornröschenschlaf, wenngleich die Band einiges an Gigs abgerissen- und zum besetzungsmäßigen Fünfer angewachsen ist. Manchmal will gut Ding zwar Weile haben, aber das Leben dreht sich dann doch rasend schnell und schön laut weiter. Somit ist mein Blick auf die Zeiten als ich Frontmann Martin K. und Bassist mAz kennenlernte fast schon mit leicht nostalgischen Schleier überzogen, denn auch Menschen entwickeln sich weiter, auch bzw. vor allem musikalisch. Mit "Reanimate" liegt nun das lange versproche Album vor, auf dem so mancher Song noch im Erinnerungszentrum hockt und neue Lebensgeister findet. 

Mittlerweile sind Enrichment auch bei einem Label untergekommen - MetalSpiesser Records, deren PR-Töne sich teils dann doch etwas krampfig lesen >>Das Album ist ENRICHMENTS Abrechnung mit einer Gesellschaft, die sich von selbstgerechten Parolen und seichter Deutsch-Pop-Scheiße einlullen lässt. Wie ein Tritt in die Eier - nur eben für die Ohren! "Reanimate" ist der Defibrillator für die Bendzko-Foster-verklebte, graue Masse.<< Das ist mir persönlich zu offen auf Krawall gebürstet, man muss doch keinem Klischess vom Proll-Metaller gerecht werden, der Anderen den Erfolg nicht gönnt, oder? Zumal sowohl Bendzko, als auch Forster (übrigens mit "R" im Namen; um mal den Klugscheisser zu geben) gleichermaßen ihre musikalischen Berechtigung haben und etwas können. Man kann nur hoffen, dass solche O-Töne nicht auf den Tenor der Band zurückfallen, zumal Enrichment eben jene musikalische Gleichberechtigung mittels ihres Könnens untermauern. 

Doch genug von dumpfen Vermarktungsstrategien seitens des Labels und zurück zum Album, das mit "Reanimate - Intro" (Track 1) vertraut erscheinend heranschleicht und leicht epische Atmo auffährt, um mit "When Silence Breaks" (Track 2) 'nen echt fetten Riff-Wall-Sound ins Wohnzimmer zu fahren. Martin bewegt sich stimmlich/gesangstechnisch nach wie vor eher im Heavy Bereich (mit gelegentlichen Abstechern). Enrichment präsentieren sich jedenfalls verdammt kraftvoll, was dann auch den langen Albumreleaseanlauf relativiert. Und wenn dann auch ein amtlicher Gast wie Mr. Tom Angelripper (*Sodom/Onkel Tom) für "Crawl" (Track 3; Anspieltip I) mit an Bord ist, hat das schon einmal fett was für sich. Auch vom Sound und den Arrangements her tönt es hier stimmig und alles, nur eben nicht langweilig. Auf mehrere Durchläufe hin entwickelt sich "Crawl" sogar zu einem Ohrwurm aus der zweiten Reihe, dem klasse Soli im Magen beitönen (Twin Guitar Moment inkl.). 

Die Songlyrics sind dabei schön eingegossen worden und manchmal kann man da auch ordentlich Interpretationsspielraum mitnehmen, sofern man das möchte. Bei "My War" (Track 4) z. B. dürfte auch so ein wenig von Martin's Leidenschaft für die Game-Zockerei mitschwingen, wobei da aber auch garantiert genug Realitätsfutter mit reinspielt. Auch hier stechen vor allem die Gitarrenfideleien ordentlich hervor, worüber sich vor allem Guitar Maniacs der Dimebag/Zakk Wylde Fraktion besonders freuen dürften. Anders als bei der 2.012er EP ist der Gesang bislang gleichwertiger Teil jedes Stückes. Erst bei dem bereits bekannten "Reanimate Your Roots" (Track 5; Anspieltip II) bekommen die Wurzeln der 23 jährigen Bandgeschichte eine Frischzellenkur, die mit Sicherheit auch von Sepultura (nicht nur des Titels wegen) beeinflusst wurde. Dem Stück selbst tat die lange (Weiter-)Entwicklung hörbar gut. 

Mit "Pounding" (Track 6) folgt ein Zwischenspiel, das man auch als solches nehmen kann, denn auch "Obey (The Truth)" (Track 7; Anspieltip III), das etwas sperriger wirkt, zollt Tribut an eine hinlänglich bekannte Band. Der "sachverständige" Metalhead wird merken um wen es geht. ;-)

Die Enrichment Stücke auf diesem Album halten auf jeden Fall in Bewegung, ruhig sitzen unmöglich -"Nothing To Say" (Track 8). Musikalisch passiert viel und spielt mit der Erwartung (vor allem zum Songende hin), bevor mit "Back Again" (Track 9; Anspieltip IV) ein bereits bekannter Song zum Zuge kommt und im Direktlauf zündet, was dem groovy Riffing zu verdanken ist. Die früheren Slayer (Tom Araya) Einflüsse scheinen sich zugunsten von Martins eigengesanglichen Ideen verflüchtigt zu haben - "I Swear" (Track 10). Im Grunde ist die komplette 2.012er EP auf "Reanimate" Teil des Laufes, nur mit deutlich mehr Schmackes und definitiv fetterem Sound - "I Stand Alone" (Track 11; Anspieltip V) - hier tauchen dann auch kurz funkenweise die alten Arayas auf den Stimmbändern auf. ;-) 

Zum Finale gibt es Martins 2.003er Solo-Charthit-Single "Angel Of Berlin" (Track 12) in einer erfrischenden Rockversion-Neuauflage obendrauf, der sogar ein paar Punk Rock Uptempoparts innewohnen. Insgesamt ein überraschend stimmiges Album mit viel Detailverliebtheit und Gespür für Melodien. 

7,75/10 Schafe Schüsse

(MetalSpiesser Records/Soulfood Music 2.017)

http://www.enrichment.de/

https://www.facebook.com/ENRICHMENTMUSIC/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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