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END OF GREEN "Void Estate"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2017

Label: 

Genre(s): 

End Of Green ist eine jener Bands aus dem düsteren Rockradius, die man immer wieder auflegen kann. Seltsamerweise höre ich EOG öfter in den "wunden (bzw. nachdenklichen) Stunden" und dann nicht selten starke Alben wie "Songs For A Dying World" (*2.002) oder "The Sick's Sense" (*2.008), die beide gleichermaßen und auf Augenhöhe mit den hochgeschätzten Type O' Negative stehen, wenngleich EOG zwar von Type O' beeinflusst sind (oder waren), aber längst ihrem eigenen Sound pflegen. Zwar haben EOG immer wieder mal etwas veröffentlicht in den vergangenen Jahren, das allerdings ging leider an mir vorbei. Woran auch immer es lag, ich hoffe es ändert sich zukünftig. 

Mit "Void Estate" hat die Band aus Stuttgart/Göppingen das 11. Release im 25. Bestandsjahr am Start, das mir seit einiger Zeit vorliegt. Mit dem etwas an den Stephen King und seinem "Es" Roman erinnernden Song(titel) "Send Me Clowns" (Track 1) steigen EOG balladesk und ungewöhnlich direkt ein. Man ist direkt mitten im Song, ohne musikalische Voreinleitung, was unüblich bzw. selten genug ist. Michelle Darkness' Stimme ist über die Jahre beständig in Sachen Charme/Catchiness geblieben, während die Band wie gewohnt den warmen Instrumentalrahmen zum Fallenlassen gibt. Unzweifelhaft haftet EOG (sehr wahrscheinlich für immer) der Vergleich mit Type O's Peter Steele (R.I.P.) an, was EOG bzw. Michelle Darkness eher dankbar aufnehmen und mit tieftöniger Stimme auf Steele Kurs gehen - "Darkside Of The Sun" (Track 2; Anspieltip I), einem sludge-ig/doomigen Schleppstück, das die dunklen Wege ausrollt und das auf die typisch Green'sche Art ausgerollt wird. Der Rockpegel bleibt zunächst noch zurück und lässt eher Platz für popige Nummern wie "The Door" (Track 3), das von getragen schöner Gedankenweite- und vom Feingespür für eine catchige Instrumentierung lebt. So haben Lieder von großen Bands geklungen, die berechtigt erfolgreich wurden/sind. End Of Green passen damit locker in einen Satz mit Bands wie Soundgarden (R.I.P.), Pearl Jam oder eben Type O' Negative, was auch "Head Down" (Track 4) mit Bezug auf letztgenannte unterstreicht. Lediglich die arg ruhgige Ausrichtung lässt einen auf einen Rocker wie z. B. "Motor" warten. Aber vielleicht habe ich zu viele Releases von EOG verpasst, dass ich noch etwas zu sehr an vergangenen EOG Großtaten festhänge? Der (Gast-?)Gesangspart holt hier 'ne Menge an Emotionen raus. 

Erst "Crossroads" (Track 5) lässt etwas mehr Bewegung/Schwung zu, allerdings eher popig tönend. Die dezente-, jedoch tragende Gitarrenarbeit ist hier von meisterhafter Hand. Selten, dass sich Gitarristen mit so viel Gespür und (Fein-)Gefühl songdienlich zurücknehmen. Das hat Charakter, ohne Egohascherei - sehr sympathisch! Faktisch braucht dieses Album ein paar Anläufe, zumal es (zumindest beim ersten Durchlauf) anfangs noch etwas befremdlich wirkt, der eher größtenteils ruhigeren Auslegung wegen, wenngleich die Stücke leicht verdaulich (trotz einer gewissen Tiefe) daherkommen - "The Unseen" (Track 6; Anspieltip II). Mit dem Material bisher könnten EOG locker eine Akustiktour mit ausgedehntem Liveset füllen, ohne auf ältere Hits verzichten zu müssen. 

EOG sind musikalisch auf jeden Fall stark gewachsen und haben auf "Void Estate" handwerklich großartige Popsongs am Start. Zwar immer noch "Dressed In Black Again" (Track 7), dennoch hinterlassen die eher semi-balladesken Stücke etwas Zwiespalt bzw. braucht es Zeit sich an die "neuen" EOG Songs zu gewöhnen. Mit "Mollodrome" (Track 8; Anspieltip III) erst gelingt es etwas nachdrücklich-kräftigere Riffs und Vocals zu transportieren, was brandenden Wellen, die gegen Felsgestein schlagen gleichkommt. Zwar bleiben EOG auch hier eher in getragenerem Tempo, setzen dies' aber definitiv stärker in Szene, was dann auch ein klassisches Gitarrensoli (hier hat doch wer Old School Heavy gehört?) zulässt. EOG werden ihrer Eigenbezeichnung "Depressed Subcore" gerecht und lassen eine Art lethargische Depristimmung mit "Worn And Torn" (Track 9) ihren Lauf nehmen, was dich zwar drankriegen mag, aber eben nur an entsprechenden Tagen (bzw. Nächten). Echt schade, da EOG sich damit zwar selbst treu bleiben, aber eben nicht unbedingt zum täglichen Hören geeignet sind, sofern man denn kein Die Hard Fan ist. Die alltägliche Realität deprimiert schließlich genug.

In nahezu ähnlichem Tenor geht auch "City Of Broken Thoughts" (Track 10; Anspieltip IV) raus, just die melodiösere Ausrichtung rettet da 'ne Menge an schwindendem Boden und lässt sogar momentweise mehr Träumerei zu, was EOG definitiv deutlich besser steht und recht schnell zu einem Ohrwurm heranwächst. Ein zu großen Teilen ruhiges-, dennoch mutiges, abwechslungsreiches Album nimmt mit "Like A Stranger" (Track 11; Anspieltip V) ein angenehmes Ende, zumal auch noch einmal etwas mehr Rock von den Saiten gezockt wird. Kein einfaches Album, das man mal eben schnell durchhört, so viel steht fest. Auf längeren Hör hin macht sich "Void Estate" aber mit jedem Mal angenehmer in den Ohren.

6,75/10 Schafe Schüsse

(Napalm Records 2.017)

http://www.endofgreen.de/

https://www.facebook.com/endofgreenofficial

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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