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EINHORN "King Of Unplugged"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2016

Label: 

Genre(s): 

Ist es wirklich schon drei geschlagene Jahre her, dass der ehemalige Atemnot Frontmann seine erste Soloscheibe veröffentlicht hat? Wahnsinn wie die Zeit mit den Bächen talwärts fliesst. In der Zwischenzeit hat sich so einiges getan im Hause Einhorn. Nachdem Einhorn sein Soloprojekt einige Zeit quasi als Band unter dem Namen Einhorn And Friends laufen ließ, ist das Line Up anno 2.015 auf ein Zwei Mann Projekt geschrumpft und zum Ursprungsnamen, sprich dem Fokus als Soloprojekt zurückgekehrt. Doch die Entwicklungen sind just Teil (s)einer Vita, die mit "King Of Unplugged" erfrischend neue Wege beschreitet. 

Zwar ist dieses zweite Soloalbum von Einhorn auf 2.016 datiert, entstand allerdings bereits 2.015 und ist auch schon für 'nen schmalen Taler zu haben (meines Wissens für 7,- € bei Direktbestellung; ohne Gewähr!). Der kleine Schreibfehler in Sachen Datierung der Aufnahmen im Booklet, dürfte diese Scheibe direkt zum Sammlerstück machen. Anders als beim ersten Soloalbum gibt es dieses Mal ein vollständiges Booklet mit vielen Songtexten und schnittigen Bildern. Auf dem Coverartwork prangt Einhorns Hund Derrick. Der Clou am Booklet ist, dass man sich das Cover quasi selbst aussuchen kann, da sich zwei Varianten anbieten. 

Bezüglich Line Up waren Bastian Wagner (Percussions/ dr.), Mario Haberkern (Solo git.) und Einhorn, nebst einigen Chorsängern (Ramona, Verena, Patrick, Ch. Zintl) an diesem Album beteiligt. Damit nun genug der eher trockenen Fakten und direkt zum Album.

Mit "Frei" (Track 1) startet Einhorn mit ziehendem Rhythmus und flüssigem Lauf aus der langen Stille, die sich in den 3 Jahren ein wenig um ihn gelegt hatte. Thematisch geht es um den Geist des Freiheitskampfes, der textlich mit einigen geschichtlichen Namen besetzt wurde. Vor allem die Percussion hat sich seit "Tage wie diese, sollten nie vergehen" (2.012) deutlich hörbar nach vorn entwickelt und schafft auch mehr Raum für den neuen (Gitarren-)Sound. Auch Einhorn selbst beschreitet neue Stimmfarbenfelder - "Der große Trip" (Track 2). Eine neue Version von "Das Leben ist schön" (Track 3) lässt aber auch den Direktvergleich zum Vorgängeralbum zu. 

Dass sich in den letzten Jahren so einiges in Einhorns Leben getan hat, zeigt sich an "Frohburg" (Track 4), bei dem Einhorn leichten Herzens auf die Stadt zurückblickt, die viele Jahre Mitte seines Lebens war, und dieser Kleinstadt in Sachsen Tribut zollt. Warum auch nicht, schliesslich hat er in Frohburg im Oktober 2.012 das Abschiedskonzert mit Atemnot gegeben. Und wenn Einhorn schon einmal dabei ist Tribute zu zollen, passt das COR Cover "Gelassen" (Track 5; Anspieltip I) bestens in den Lauf. Das Schöne an diesem Cover ist die eigene Interpretation von Einhorn. 

Es scheint als habe er sich intensivere Gedanken um die Zusammenstellung des Albums gemacht?! Auch die Lagerfreuerromantik funktioniert auf leichtfüßige Weise -"Sommer Nächte" (Track 6; Anspieltip II), wobei hier auch der ejher selten vorkommende E-Gitarrenpart schön reinpasst. 

Eine weitere Neuversion gibt es in Form des Atemnot Klassikers "Ein Feuer brennt in mir" (Track 7; Anspieltip III). Am Klassikerdasein des Stückes hat sich nichts verändert, im Gegenteil die Energie fliesst mit den Zeiträdern mit. Für den weiblichen Part hat Einhorn familiäre Verstärkung vor's Mikro geholt, aber das hört am Besten selbst. ;-) Nachdem dieses Feuer wieder in die Blickferne rückt, kommt mit "Zombie" (Track 8; Anspieltip IV) einer der textlich stärksten Songs auf diesem Album. Schade, dass dieser Songtext im Booklet fehlt. Hier kommt auch der Variationsreichtum mit breiter Brust durch, Gitarre und Percussions harmonieren hier auf starke Weise! 

"Motorrad" (Track 9) zieht genauso schnell vorbei wie ein selbiges es imstande ist. Das Stück selbst erinnerte mich basisthematisch ein wenig an den Spirit des Films "Easy Rider". Etwas nostalgisch bis leicht melancholisch geht es bei "Himmel weint" (Track 10) zu, das die bislang eher lockere Gesamtstimmung gedankenvoller werden lässt. Da fühlt und hört sich in direkter Folge der Anfang von "Ein kleines bisschen..." (Track 11) etwas befremdlich an. Diesen Track also ggf. einfach noch einmal ausserhalb des Albumkontextes anchecken. 

Dass Einhorn aber seine Punkwurzeln definitiv nicht verleugnen wird, hört man bei "Hey!" (Track 12) am Besten durch, bei dem auch etwas Ramones Spirit mitschwingt, allerdings nicht in Coverform, sondern eher als eingebundenes Element. Und auch hier wurden die Arrangements mit hör- und spürbarer Liebe zum Detail ausgefeilt. 

Leider läuft der Atemnot Neuversions-Klassiker Nummer Zwei "Tiere sind Lebewesen" (Track 13) auf meiner CD als Leertrack, sprich es herrscht betretene Stille. Vielleicht ist das künstlerische Absicht? Es wäre ein tiefsinniges Statement bzgl. der Thematik "Massentierhaltung". Vermutlich liegt die Stille aber einem Pressfehler zugrunde?

Mit "Tage wie diese, sollen nie vergehen" (Track 14) gibt es im Finallauf eine weitere Neuversion eines Songs vom ersten Soloalbum. Alles andere als schlecht, nur hätte ich persönlich mir lieber noch einen neuen Song gewünscht, zumal sich die neuen Songs auf diesem Album wirklich gut anhören und einen grossen musikalischen Schritt in der Entwicklung im Hause Einhorn (+ Gäste/ Freunde) markieren. 

Mit "Stadtbekannter Trinker" (Track 15) läuft dieses Album in klassischem Singer/ Songwriter Stil aus. Der kleine Bad Religion Seitenhieb am Schluss lässt breites Schmunzeln aufkommen. Einhorn'scher Humor. ;-)

Alles in allem ist dieses Album nicht nur vom Klangbild näher dran, sondern insgesamt auch ausgereifter und leichter eingängig. Alles fliesst leichtfüßig (bis auf wenige Momente) auf den Saiten mit, somit dürften auch die Konzerte zukünftig noch facettenreicher werden, wenn der Mittelfranke mit kerzengeradem Iro seine Akustikklampfe umschnallt.

 

7,0/ 10 Schafe Schüsse

(Eigenproduktion 2.016)

https://www.facebook.com/Atemnot.Offiziell/?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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