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DUCHESS SAYS "Sciences Nouvelles"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2016

Label: 

Genre(s): 

Von Zeit zu Zeit kommt es mal vor, dass man sich mit Rahmeninfos einer Veröffentlichung konfrontiert sieht, die das Interesse auf besondere Weise wecken. Im Falle der Kanadier/-in Duchess Says aus Montreal, die sich offenbar aus Mitgliedern der Band The Church of Budgerigars zusammensetzt und es seit 2.003 auf beachtliche 7(!) Releases (inkl. EPs, Spli, Singles) gebracht haben. Ich persönlich nehme das Quartett mit dem in diesen Tagen erschienen Album "Sciences Nouvelles" erstmals wahr und finde bereits den Novellenansatz im Albumtitel gleichermaßen interessant wie den Bandnamen, der vermutlich irgendwo zwischen der Verfilmung der "Herzogin", Georgiana Cavendish, Duchess of Devonshire (*1.757-1.806) und den Blüten der Noblesse liegt. Zumindest ist dieser Konzept(?)ansatz mal etwas anderes. :-)

Schon der Gesamteindruck in Sachen Artworks, stilistisch an das 17.- und 18. Jahrhundert angelehnt, vermittelt einen greif-/spürbaren Hauch jener Zeiten zwischen industriellem Vormarsch, Novellen und wissenschaftlichem Drang. Da mutet es zunächst etwas unpassend an, dass Duchess Says ihren Stil Electro-/Dance-Punk- und Moog Rock verorten. Ich hätte hier rein von den Grundinfos und den Artworks her irgendetwas mit Progressive erwartet. Aber so funktionieren Suggestionen und subjektive Wahrnehmung nun einmal. Am Ende zählen die Fakten.

Und diesen möchte ich mich nun auch finalisierend widmen. Mit "Inertia" (Track 1) beginnt die musikalische Reise, die zunächst stark an The Baboon Show erinnert, allerdings eher im Mid-/Low-Tempo zwischen Punk Rock und New Wave anfährt. Sängerin "A-Claude" steht zwar hörbar im Zentrum dieses Openers, der aber funktioniert u. a. auch dank des satten Bassspiels von Phil Clem so gut. Direkt in folge "Intertia Part 2" (Track 2), der einer Art Balontauchfahrt gleichkommt, die mittels '70er Spiritual/Psychedelic Rock mit treibenden Rhythmus im Flow bleibt. Das rein instrumental gehaltene Stück hat etwas für sich, das aber jede/-r selbst erleben sollte. Wo es bislang eher erster tönend zuging, kommt mit "I Repeat Myself" (Track 3) etwas mehr Auflockerung hinzu. Irgendwo zwischen Juliette And The Licks, The Baboon Show und leichtem Vive La Fête Einfluss.

Die teils an Fehlfarben und Kraftwerk erinnernden Elemente, denen auch so ein wenig der Geist der Einstürzenden Neubauten beiwohnt, fließen mitreißend wave-ig rockend ins Ohr - "Negative Thoughts" (Track 4; Anspieltip I), "Troops Of Tomorrow" (*The Exploited) Nähe inklusive. Erstaunlich, es muss nicht zwingend immer im Uptempo stattfinden, sondern sich lediglich ab und zu etwas hoch- & runterschrauben wie die Mutter auf einem Gewinde. Von der Abwechslung und der Experimentierfreude, die bei Duchess Says mitschwingt, lebt dieses Album. Duchess Says verstehen es auf angenehme Weise leicht zu verstören -"Poubelle" (Track 5)-, trotz songweise rein instrumentaler Läufe. Der '80er Jahre museumstaugliche Electro Commodore 64 Computer kommt einem angehörs solcher Stücke wie "Travaillez" (Track 6; Anspieltip II) in den Sinn. Zwar reduziert man hier den musikalischen Rahmen auf's Wesentliche, aber genau dieser solide Grund baut den Zug zur Tanzfläche aus. Less is more. Often. Manchmal überdrehen Duchess Says es dennoch etwas -"Talk In Shapes" (Track 7)- und kreieren damit expressionistische Anarchoklangkunst. 

Für meinen Geschmack stehen ihn aber pop-wave-ige Stücke besser zu Ohren. Dabei tanzt es sich auch sexier in den Clubs - "I'm An Idea" (Track 8; Anspieltip III). Überraschend sind just unerwartete Stücke wie "Pink Coffin (FCC)" (Track 9; Anspieltip IV), das mit amtlichen Punk-Pogo-Einschüben das Gesamtgeschehen noch etwas mehr an-/aufpeppt, bevor "The Family Physicians" (Track 10) den hypnotischen Sack mit grunge-igen Feedbacks zumacht. 

Waver, Gothics, SteamPunks und Muckeoffene sollten hier unbedingt mal ein Ohr leihen. Ich kann mir Duchess Says ziemlich gut beim Wave Gotik Treffen vorstellen, aber auch bei mir zu Hause wird dieses Album definitiv öfter mal laufen, passt wunderbar zur Herbststimmung. Mit dem 17.-/18 Jahrhundert hat dieses Album allerdings just vom Artworkstil her zutun.

8,0/10 Schafe Schüsse

(Slovenly Records/Rookie Records/Rough Trade 2.016)

http://www.duchesssays.com/

https://www.facebook.com/duchesssays

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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