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DROP OUT CHAOS "Apocalypse"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

07-2017

Label: 

Genre(s): 

Die Berliner Drop Out Chaos habe ich bereits einige Male im Zuge der sogen. "deutsch Rock" Welle im Kontext mit ganz unterschiedlichen Bands on Stage gesehen. So richtig hängengeblieben ist mir deren Sound allerdings bislang nicht. Als weder grottenschlecht, noch übergut sind sie mir in Erinnerung geblieben. Irgendwo im Mittelfeld tausender konkurrierender Bands dürfen sich Drop Out Chaos an den erfolgreichen Bands im weiten Genrefeld messen lassen, so wie alle anderen auch. Dass man in der beiliegenden Info von "Street-Punk-Veteranen" spricht, kann ich allerdings nicht unterschreiben, zumal Drop Out Chaos für mein Verständnis nie so wirklich im Punk stattfanden, genauso wenig im StreetRock. Im Berliner StreetRock werden ganz sicher Bands wie Toxpack und Troopers noch einige Jahre die Könige bleiben, da kommt so schnell erst einmal lange nichts ran. Bei diesen beiden Bands könnte man dann auch schon eher von "Veteranen" sprechen.

Drop Out Chaos haben ihren Weg 2.004 begonnen und ihn mit bislang drei Releases (* + Single und DVD) gepflastert. Das neue Album "Apocalypse" ist seit 5 Jahren (zumindest bei mir) ein erster Beleg, dass es Drop Out Chaos überhaupt noch gibt. Bei der Masse an Bands kein Wunder, dass man nicht jede Band im Blick hat. Zwischenzeitlich hat man auch einen neuen Bassisten an Bord, ob der an diesem Album beteiligt war, erschließt sich mir anhand der eher dürftigen Albumcredits nicht. Fakt ist lediglich, dass Dirk Burke (* u. a. bereits In Extremo, Knorkator, Dritte Wahl, Friedemann, Zaunpfahl) für Mix und Mastering verantwortlich ist. 

Mit "Dagegen" (Track 1) geht es zwar textlich in Punk-nahem Spirit zu, läuft musikalisch allerdings eher in recht soliden Arrangements nach Strophe/Refrain-Konstrukt (im letzten Viertel auch ein Solilauf) durch. Zwar geben sich Drop Out Chaos hörbar Mühe, kommen aber auch nicht besser aus dem Startblock raus wie andere Bands - nüchtern faktisch gesehen. Beim folgenden "Du musst hart sein in dieser Welt" (Track 2) geht es zunächstlich unerwartet Hip Hop affin zu, um dann im "Ohohooo"-Hook zu landen. Als Garnierung hat man sich Viktor (*Soifass) als Gast ans Mikro dazugeholt. Auffällig sind bereits an dieser Albumstelle die etwas sehr einfachen Refrainteile (textlich), die beim Hören irgendwie das Gefühl mitgeben, dass es beim Verfasser deutlich an Resthoffnung fehlt bzw. dass da jemand etwas over-pissed ist, wenngleich man rein musikalisch die Wogen rund hält. Daran muss man sich ja nicht weiter stören, lediglich überzogene Bilder wie "Ich weiß nicht mehr, wem ich trauen kann, ich leg Euch alle um und fang zu tanzen an, auf dem Weg ins Nichts, schrecken wir vor nichts zurück" klingen bis zur etwas relativierenden, zweiten Strophe befremdlich, zumindest beim Erstdurchlauf. Wesentlich interessanter und zeitgemäßer tönt "Geister der Depression" (Track 3) vom Herz des Zeitenlaufs aus dunklen Winkeln der Ich-Perspektive hervor. Leider lässt auch hier die Abwechslung im Refrain eher Wünsche offen. Insgesamt geht es musikalisch eher dezent-solide zu, aber vielleicht liegt genau darin der Reiz für manche potentielle Hörer?

Erst mit "Lass los" (Track 4; Anspieltip I) weichen Drop Out Chaos die bisherigen Songstrukturen etwas mehr auf und beschreiten Wege, die aus dem Midtempo heraus zum Mutmachertrack werden. Es kommt hierbei sicher nicht von ungefähr, dass das Stück an eine bekanntere Band erinnert, was man mit etwas Zwinkern mal durchgehen lassen kann. Thematisch passt "Lass los" bestens an "Geister der Depression" ran. Dass Drop Out Chaos auch die ein- oder andere Onkelz Scheibe kennen, unterstreicht "Niemand" (Track 5), wo es vom Tempo her auch deutlich in Richtung Uptempo Rock geht. Die "einfacher Refraintext"-Regel kommt erneut durch, was zwar bei Konzerten sicher einige mitgröhlen lassen dürfte, dafür aber das Stück selbst schneller plattgehört ist. Inhaltlich dreht es sich immer wieder um "Durchhaltekost", was sich auch bei "Wach auf" (Track 6; Anspieltip II) nicht ändert, sondern nur thematisch anders gelagert ist. Hier kommt allerdings mehr Feeling rum, was gerade dank des rundum gelungenen Intrumentallaufes so ist. Der erste echte Ohrwurmkandidat auf "Apocalypse".

Dass Drop Out Chaos sich auch auf Balladenterrain wagen, lässt "Die Nacht gehört dir" (Track 7; Anspieltip III) hören. Bewegt, mit Gänsehautmomenten und ziellos, weist dieser Song den Weg durch den gedanklichen Irrgarten. Viel Interpretationsspielraum, der Platz genug bietet, um mitgenommen zu werden. Somit kann man schon sagen, dass Drop Out Chaos Potential haben - es wäre ja auch seltsam, wenn das im 13. Bestandsjahr anders wäre. Dennoch gibt es auch Stücke, die eher zischend vorbeischießen - "Frei wie der Wind" (Track 8) und von anderen Bands um einiges catchier vertont wurden. Auch "Boom" (Track 9) ist trotz schönem Drive (und erneutem Gasteinsatz am Mikro von Vikor [*Soifass]) nicht unbedingt der Überohrwurm, was natürklich eine subjektive Einschätzung bleibt. Interessanter wird es da beim englischsprachigen Stück "World Of Crime" (Track 10; Anspieltip IV), das zwar eher in seicht-düsterem Midtempo fährt, aber deutlich hervorstechender klingt. Hier kommt man auch mit Schulenglisch locker durch in Sachen Übersetzung. ;-)

Wenn es schon mal stimmungsmäßig im Dunkelbereich läuft, geht es immer auch noch eine Nuance dunkler - "Himmel" (Track 11; Anspieltip V). Dank der sehr intim-emotionalen Stimmung dürften hier bei vielen Leuten die Tränen mit den Gänsehautschauern einhergehen. Mit "Himmel" ist Drop Out Chaos der zweite Instantohrwurm auf diesem Album gelungen. Leider stinkt kurz darauf "Führungsriege" (Track 12) wieder mit eher gewöhnlichem Sound ab. So viel "Fuck you"/"Fickt Euch/Fuck..." auf einem Album spricht zwar dafür, dass man als Band mit einigem so gar nicht konform geht, aber es belegt auch, dass scheinbar die Ideen für andere Themen fehlen bzw. gefehlt haben und dadurch bedingt zum Albumfüller verkommt. Zwar bleibt auch bei "Lost Generation" (Track 13) das "Fuck" nicht aus, bringt aber auch einen etwas anderen Anstrich mit. Der melodiöse Chorus (inkl. Variation zum Ende hin) verhilft hier zumindest in Richtung Ohrwurm, bevor mit "Terror" (Track 14) der Finalgang eingeläutet wird. "Terror" ist zwar einer der abwechslungsreichsten Songs überhaupt auf "Apocalypse", bevor das "Outro" (Track 15) dieses Album besiegelt, ändert aber den Gesamteindruck nicht mehr großartig. 

Mit fast 55 Minuten Gesamtspielzeit hat dieses Album zwar seine durchaus interessanten-, sogar starken Moment, geht aber insgesamt gesehen auf lange Sicht genau dahin zurück, wo meine Eindrücke bzgl. Drop Out Chaos auch vor diesem Album liegengeblieben waren. Mir persönlich erscheinen einige Stücke auf "Apocalypse" etwas verkrampft. Nur selten kommt Spielfreude und Licht durch, aber vielleicht soll das auch so sein, um diesem ohnehin recht düster gehaltenen Album (z. B. bzgl. Texte und Artworks) noch mehr Deckkraft bei der Farbgebung zu verleihen? 

5,8/10 Schafe Schüsse

(Burnout Records/Soulfood 2.017)

http://dropoutchaos.de/

https://www.facebook.com/dropoutchaos/

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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