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DISCHARGE "End Of Days"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2016

Label: 

Genre(s): 

Noch auf Bodenstaubhöhe altehrwürdiger Punkbands aus dem good old U.K. enterten die Crust/HardcorePunks Discharge einst den Dreck der Gossen Englands und später auch Europas bzw. der Welt. Immerhin drei Jahre früher als die mindestens genauso kultgewordenen Hardcorepunks von The Exploited. Während The Exploited etwas mehr Melodie auffuhren, knüppelten Discharge gnadenlos schroff drauflos und setzten mit ihrem Sound Maßstäbe, der nicht nur den Hard- & Hatecore, sondern auch Thrash-, Speed-, Death- & Black Metal gleichermaßen nachhaltig beeinflusste. Bands wie z. B. Napalm Death sind bekennende Fans ihrer Landsleute, die mittlerweile bei einem der grossen Metallabels hierzulande ein zu Hause gefunden haben, nämlich bei Nuclear Blast. Verdientermaßen kann man hier quasi von Majorlabelliga (zumindest bzgl. fachspezifischer Labels hierzulande) sprechen, was aber völlig in Ordnung ist, denn Hardcorepunk/ Crust wird wohl kaum zum neuen Massentrend werden.

Doch nun zu Discharge selbst. 18 Alben seit der Gründung 1.977, zwei Charteinstiege (davon eine mit einer Single), obendrauf jede Menge EPs und Singleauskopplungen, sowie eine ganze Reihe an Compilationbeiträgen. Das Klischee vom faulen Punk darf also ehrfürchtig zu Staub zerfallen. Das hier vorliegende 19. Album "End Of Days" steht mit klassischen Coverartwork vor der Tür und töst schon ordentlich die Hufen scharrend die Splitter aus dem Holz. Ob Discharge damit in ihr 40. Bestandsjahr gehen können, wisst Ihr nach dem Albumcheck.

Mit "New World Order" (Track 1; Anspieltip I) brettern Discharge besagte Tür direkten Weges durch wie das Geschoss einer Pumpgun. Der Sound ist megafett ausgewürzt und erinnert ein wenig an eingangs erwähnte The Exploited zu "Beat The Bastards" Zeiten (man höre bei diesem Song speziell mal im Vergleich "Law For The Rich"). Lediglich JJ (* Jeff Janiak) weiß den feinen Unterschied hörbar zu markieren. Fett brettert das Stück aber in jedem Fall durch die Gehörgänge. Drive pur und sogar Metalelemente im Gepäck. Ähnlich, nur etwas Hardcore-lastiger schliesst "Raped And Pillaged" (Track 2; Anspieltip II) genau da an, wo "New World Order" die Spur vorgefahren hat. Genau genommen klingen Discharge hier wie eine Metalband, die mit Sick Of It All und The Exploited genmanipuliert wurde. Trotzdem wäre es vermessen Discharge Abkupferei o. ä. vorzuwerfen. Das Rad erfinden zwar auch Discharge nicht neu, geben sich bislang aber alle Mühe nicht langweilig zu werden. Das Albumtitelstück "End Of Days" (Track 3) rotzt dann auch in 2:30 Minuten die Frischzellenausgabe von Discharge frei raus. Auch hier kreuzt das HC X die grösstenteils Thrash Metal dominierten Drums, denen auch hier die Gitarrensoli Terry "Tezz" Roberts die Krone blankputzen. 

Naturgemäß werden vor allem die Old School Crust Punks auf ihre Dosis warten, die erst mit "The Broken Law" (Track 4; Anspieltip III) kleine Happen abbekommen, das aber nach wie vor mit einer Energie, die derzeit auf weiter Flur ihresgleichen sucht. Nix Alte Herren Liga - hier wird rasierklingenscharf geschossen und ein gefährlich explosiver Sound erzeugt. Mein Vergleich zum "Beat The Bastards" Album von The Exploited bleibt von Bestand und teilt sich die hohe Qualität in Sachen Attitüde. -"False Flag Entertainment" (Track 5), "Meet Your Maker" (Track 6)- Wobei letztgenannter in die Hochzeit der End-'80s bzw. Early '90s des Hardcore wie eingegossen gepasst hätte. Somit dürfen sich auch die Hardcore Maniacs freuen, die auf bitter schmeckenden-, aber dennoch flüssigen Strassendreck im Sound stehen. -"Hatebomb" (Track 7; Anspieltip IV).

Die erste Albumhälfte ist damit im Schnellfrühstücksverfahren runtergerissen wie ein unliebsames Wahlplakat. Was angesichts der Albumlänge von gerade mal 34:34 Minuten Niemanden wirklich wundern dürfte. Wer schon immer mal ein Albumbeispiel für "Less Is More" (= Weniger ist mehr) haben wollte, hier ist es! Wer bis hierhin beim Parallelhören zum Lesen noch nicht "Infected" (Track 9; Anspieltip V) ist, der/die wird spätestens mit diesem Song weichgekocht! Absoluter Vollzünder! 

Zufall oder Schicksal, dass ich ausgerechnet am Todestag von Kurt Cobain einen Song höre, der den Titel "Killing Yourself To Live" (Track 10) finalhöre? Manchmal geht der Punk schon seltsame Wege, wobei Discharge hierbei sicher kaum Kurt Cobain beim Schreiben im Kopf gehabt haben dürften. Dafür gibt es vom Druck her die volle Packung geliefert, genauso wie bei "Looking At Pictures Of Genocide" (Track 11). Für eine Millisekunde glaubt man, dass sich das Album etwas einfahren könnte, doch dann fahren einem Discharge "Hung Drawn And Quartered" (Track 12; Anspieltip VI) vor den Latz. Fast so als wolle man kurz Luft sachnappen und wird von dem eigenen Herz zurück in den Pit gezogen, weil man nicht anders kann. 

Es darf genossen werden. Ob "Population Control" (Track 13), das auch dank der Sample-Passagen noch einmal auf das nächste Level überspringt wie der rühmliche Funke zwischen Band und Pit oder auch "The Terror Alert" (Track 14), dessen Weg sich wie von selbst in Richtung Bewegungssteuerungszentrum bahnt. Der Lichtausknipser "Accesories By Molotov (Part 2)" (Track 15) setzt einen wahrlich hitzigen Schlusspunkt hinter dem 39. Bandjahr. 

 

Verdammt fettes Album! Sollte zukünftig in jedem HC Punk zugeneigtem Haushalt/Kneipe/Venue einen festen Platz haben, alles andere wäre eine Lücke in Sachen Soundtrack zum Alltag.

 

V.Ö.: 29.04. 2.016 

 

9,5/10 Schafe Schüsse

(Nuclear Blast/Warner) 2.016)

http://thenightmarecontinues.yolasite.com/

https://www.facebook.com/Dischargeofficial/?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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