Bild des Benutzers DannyB

DIE DORKS, Duschen auf Staatskosten

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2014

Label: 

Genre(s): 

Die niederbayrischen Dorks aus Marktl am Inn sind in der Punkszene Deutschlands ganz die Bayern und gerade dabei neue Berge zu er- bzw. besteigen, um berechtigt (soviel vorweg) neue Aussichten zu erhaschen. Dabei hat deren Weg nun auch schon 8 Jahre auf dem Buckel, inklusive dreier vorangegangener Releases (vor diesem Album) mit dem Freischein zum Klischeeregelnwegspülen. Bislang fehlt(e) mir ein Konzertbesuch bezüglich Livecheck genauso wie ein komplettes Album bezüglich Die Dorks, weshalb diese Albumdusche über mehrere Durchläufe auch mit arschkaltem Wasser abgehalten wurde. Warum? Ganz einfach: Strafe für`s Verpassen musste schliesslich sein, da bin ich mein eigener, härtester Schafrichter. ;-)

Laut Infosheet hat das vorangegangene Album "Tyrannoplauzus Fett" nun auch schon 2 Jahre auf dem Buckel, logisch, dass es Zeit für `ne erfrischende Dusche wurde und diese startet mit "Dreckige Saat" (Track 1; Anspieltip I). Pianogetragen, das übrigens von Dritte Wahl Pianist Dietmar intoniert wird, geht es entspannt los, Lizal`s Stimme trägt in den Song hinein, um dann nach etwas mehr als 1:20 Minute `ne frische Pogokante an den Start zu bringen, die für einen Opener echt gut reingeht. Hinter dem Klamauk dieser duschfreudigen Punkhorde kann man schon hier `ne Menge Tiefsinn entdecken, sofern man denn will. Dieser Song hat auf jeden Fall Singalong-Hymnencharakter und dürfte bei den Dorks Konzerten sicher neuer Festbestandteil werden?! Nachdem die "Dreckige Saat" vor der Duschkabine Schlange stand, geht es direkt weiter zum "Duschen auf Staatskosten" (Track 2). Irgendwie erinnert mich dieser Song immer wieder an irgendeine Mittelaltercombo. Nur komme ich einfach nicht darauf welche Combo das war?! Fakt ist aber, dass die Keule hier wie die sprichwörtliche Axt durch den Wald pflügt und standfest den Wasserwerfern entgegensteht. Der Überraschungsmoment (zumindest beim ersten Durchlauf) ist 1000%ig sicher, als in der Drehe 2:50 Minuten Lizal`s Stimme nicht nur echtes Können hören lässt, sondern auch Gänsehautmomente aufkommen lässt, obgleich der Text der Ernsthaftigkeit eher die Schärfe nimmt. ;-) Allein der Satz "Ey ihr scheiß Bullen, heut´ ist Hausputz!" hat Stil. Da kommt der Gedanke auf eine Bullenwache wie ein besetztes Haus zu räumen... :D

Ich bin persönlich bin ein Liebhaber von Songs, die von Samples eingeleitet oder gestützt werden, sofern diese gut integriert sind. Das war oft Teil doppelter Magie bei vielen grossen Alben/ Songs. Die Dorks haben ihre Hausaufgaben auch in dieser Hinsicht gemacht und lassen bei "Gib mir dein Wort" (Track 3; Anspieltip II) ihre oft unterschätzte Magie walten. Dank des Bookletinnern kann man die Texte auch genauer nachlesen, was man teilweise leider auch muss, da stellenweise (gerade bei schnelleren Parts) der Gesang minimal zu weit hinten ist, so dass man nicht klar den Text raushört, was echt schade ist, vor allem in Anbetracht starker Zeilen wie "Gib´ mir dein Wort, dass wir niemals vergessen für was unser Herz schlägt, auch nach all´ den Jahren, gib mir dein Wort, dass wir Rebellen bleiben, gib´ mir dein Wort, dass du stets du selber bleibst...". Auch angehörs dieses Songs frage ich mich selbst abwatschend wie zur Hölle Die Dorks über all´ die Jahre an mir vorbeiflutschen konnten??? Die einzig plausible Antwort ist die, dass ich Klamaukbands selten(er) mag, aber manchmal (wie in diesem Fall) lohnt sich ein Zweitblick eben doch, z. B. in die Texte! Rein musikalisch folgt nun der Tanzmoment beim Duschgang "Alzheimer Armee Fraktion" (Track 4), bei dem Ska-untertönt ein wenig der Altrevoluzzer auf`s Korn genommen wird. Wenn man will, kann man aber auch eine Message mitnehmen, dann sollte man aber vielleicht auch noch einmal duschen, um nicht zu stocksteif durch den Alltag zu intonieren. ;-)

"Gegen die Resignation" (Track 5) könnte man als eine Art ernsthafte, gedankliche Weiterführung von "Alzheimer Armee Fraktion" sehen bzw. als eine Art "AAF 2.0", nur mit dem Unterschied, das sich dieser Song mit der heutigen, zu grossen Teilen  Generation und dem Unwillen in Sachen Rebellion/ Dagegensein beschäftigt. Einer Generation, die fest in einem fiktiven, damoklesschwertartigen Wrap von trashig-belanglosem Alltags-TV Soups, geschmierter Nachrichten und Angst vor dem Staat umwickelt ist und lieber alles wegfeiert, anstatt sich eine eigene Meinung zu bilden, die eben nicht aus irgendeinem netten Post auswendig gelernt wurde. Dabei geht es auch um das Thema Selbstreflexion und Aufrichtigkeit. Allein schon dafür, dass Die Dorks hier ganz offen geraderaus auf sympathische Weise unbequem hinterfragen ist einen kleinen Bonuspunkt wert, denn auch darauf kommt es an. Der Song gleitet aber zu keinem Zeitpunkt in lippenleere Phrasenplattitüde ab. Hut ab! Musikalisch ist der Song stilgemäß unterfedert und läuft flüssig ins Rund. Wie gesagt Die Dorks werden/ wurden (leider ja auch von mir) unterschätzt und als Spassband abgetan, was zwar auch nicht das schlechteste Image ist, sich aber auf Dauer vielleicht auch ein wenig abnutzt? Dennoch tut Lachen/ Spass immer gut, anderfalls wäre man irgendwann reif für die Kugel. Mit "Irgendwie, Irgendwo, Flaschenpfand" (Track 6; Anspieltip III) gibt es mit einem Nena Cover mit Partyspass pur. Mehr brauche ich dazu nicht sagen. ;-)

Erneut könnte ich zu Beginn von "Im Namen des Individuums" (Track 7; Anspieltip IV) fast schwören (dank der Gitarrenspitzen von P-Assi) Dudelsacktöne funken zu hören... wahrscheinlich haben Die Dorks mich inzwischen ordentlich durchgedreht via aller Durchläufe. Wahnsinn ist, wenn es beginnt sich normal anzufühlen. ;-) Nüchterner Fakt ist aber, dass hier die Gitarrenfraktion definitiv mal ein Ohr bei mancher Mittelalterrockband riskiert hat, dessen bin ich mir felsenfest sicher. Das muss aber nicht zwingend schlecht sein, denn der Ohrwurm grinst hier fies bevor er in den Weiten der Gehörgänge schon mal den Klappstuhl aufbaut. Ein weiteres scharfes Korn wird knapp nach Albumhalbzeit ausgelegt "1000 japanische Facebookfreunde" (Track 8). Etwas Luft zum Selbstentdecken. Und wenn Die Dorks schon einmal die An- bzw. ABsage Checklist abarbeiten, fehlt auch bei ihnen der klare Stinkefinger in Richtung braungeistigverseuchter-suffgesteuerter Vollidioten "Mit Bier gefüllte Deutsche" (Track 9; Anspieltip V) nicht. Und spätestens hier sind auch Dudelsacktöne am Werk. Immer geahnt, aber sicher war ich mir (vor allem beim ersten Durchlauf) bis zu diesem Song nicht.

Spätestens bei "Der Schmutz unserer Strassen" (Track 10) wird mir auch klar an wen mich Lizal`s Gesangsstil immer mal wieder erinnert, an keinen Geringeren als an Sir Hannes Smith von The Idiots. Eine gewisse Ähnlichkeit kuschelt hier auf jeden Fall mit. Auch bei diesem Song steht mein Daumen allein für die Thematik kerzengerade in Richtung Top. Im Backgroundchor könnt Ihr hier übrigens Alex (Take Shit/ Deutsche Kinder) und Wulf (Take Shit) hören. "Wer hätte unter all´ dem Klamauk so viel Stil, Tiefe und Ideal vermutet?!" frage ich mich selbst und versuche meine Begeisterung auf die Zeit nach dieser Review zu vertrösten, schliesslich möchte ich so objektiv wie möglich bleiben! Da wird es auch Zeit für einen musikalischen Durchflitzer wie "Lebensphilosophie" (Track 11). "Punk ist, wo Ehrlichkeit atmet." So oder so ähnlich könnte man "FKK im autonomen Zentrum" (Track 12; Anspieltip VI) umschreiben, das all´ den überkorrekten, erigierenden Politikschwanzvergleichern der Kaktus im Arsch sein dürfte. Allein Sätze wie "...doch nur weil du zu viel Emma liest, ziehe ich mir keine Burka an, der hosenfreie Widerstand entert heut´ die prüde Festung...". Einfach herrlich! 

Nachdem dann "Photosynthese (swaffeled by Donald)" (Track 13) auch runtergespült ist, werden die Metal Heroes von Iron Maiden dorkisiert, indem Die Dorks "Fear Of The Dark" auf "4 von den Dorks" (Track 14; Anspieltip VII) ziehen und damit mit Sicherheit jede Party zum Siedepunkt treiben. 

Ein Album, das den Szenewald zwar ein Stück weit spalten wird, das aber auf positive Weise, weil dieses Album der beste Grund ist, um zu "Fuck the Norm, Break the Scene Rules" zurückzukehren und dabei auch noch Spass zu haben. Am Ende kann ich objektive Begeisterung ausrufen. Klasse Album, das mit hoher Garantie noch oft bei mir laufen wird. Wenn "Duschen auf Staatskosten" immer so viel Laune macht, dann muss ich wohl doch noch Asselpunk werden?! ;-)

V.Ö.: 26.09. 2.014

 

9,0/ 10 Schafe Schüsse

(SN-Punx 2.014)

http://www.diedorks.de/ 

https://www.facebook.com/DieDorksPunk

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

Review No.: 

Tags: