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DIARY OF MISANTHROPY "Theatre Of The Absurd" [EP]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2015

Label: 

Genre(s): 

In unseren Nachbarland Tschechien blüht seit Jahren/Jahrzehnten eine qualitativ hochwertige Underground Musikkultur, deren Blüten es hier und da (dank der globalen Vernetzung) auch mal durch die Masse der globalen-/europäischen Musikszene schaffen. So bei mir geschehen mit der 2.013 gegründeten Prager Band Diary Of Misanthropy, die als One Man Projekt startete und sich zum Trio komplettierte. Die vermutlich Mitt-20er sehen sich selbst im Progressive Post Rock/Post Metal zu Hause. Ob die Selbstwahrnehmung im Groben stimmt oder vielleicht noch mehr hergibt, erfahrt Ihr mittels dieser EP. 

Konzeptionell sehen Diary Of Misanthropy sich von Orwell's "1984", Huxley's "Brave New World" und Bradbury's "Fahrenheit 451" beeinflusst. Grosse, zeitgeschichtliche Werke, die allesamt auch mindestens einen Fuß in der derzeitigen Realität haben, was vielleicht den Albumtitel als globale Politkritik/-bezeichnung als Überschrift mitgibt. Federführer von Diary Of Misanthrophy dürfte Gitarrist Vladyslav Tsarenko sein, der diese Band auch ins Leben rief. 

Was sich als roter Faden durch diese EP zieht, sind die einfachen, leicht verständlichen Songtitel, die philosophischen Spielraum mitgeben. Der Sphärenöffner "War Is Peace" (Track 1; Anspieltip I) beginnt getragen ruhig und lädt zum Gedankenabschalten ein, wenngleich gerade der Songtitel konträr unstimmig wirkt, ist es die Musik umso mehr. Der rein instrumentale gestalte Raum wächst zunehmend an, wie eine Lunge, die immer wieder tief Luft holt. Allgemein lässt es sich mit getragen, ruhig, atmosphärisch, episch beschreiben und das in der Kürze von nur 2:48 Minuten. "Freedom Is Slavery" (Track 2) beginnt mit Pianofunken, schließt aber schnell da an, wo "War Is Peace" aufhörte. Hochköchelnde Massensamples und Effektspielereien reizen den Abwechslungsreichtum ein wenig mehr aus, was im Gesamtgeschehen deutlich rockiger ausfällt. Der Vergleich zu Alcest liegt nahe, ist aber nicht Gesetz. Auch jüngere-, noch nicht so etablierte Acts wie Inspierty oder Nevermind The Name fallen mir spontan ein. 

Die EP Mitte markierend schlägt auch "Ignorance Is Strength" (Track 3) etwas anders eingefärbte, erdigere, leichtverdauliche Töne an und bleibt im Soundrahmen der wirklich guten Produktion. Gesang/Gesänge vermisst man nicht. Der pefekte Soundtrack zum Abschalten oder für Gedankenreisen, je nach Stimmung. -"Kindness Is Weakness" (Track 4; Anspieltip II)- Vor allem die Gitarrenarbeit macht mindestens ca. 40% der Stücke aus, was allerdings nicht zu überdominant im Raum steht, sondern im dynamischen Flow bleibt. Genau genommen kann man diese EP wie einen Film mit unterschiedlichen Farbläufen wahrnehmen. Die Stücke bedingen einander, leben von- und miteinander. -"Naked Body, Hidden Soul" (Track 5; Anspieltip III)- Es würde mich nicht wundern, wenn z. B. Dead Can Dance zu den Grundeinflüssen von Diary Of Misanthropy gehören würden, ohne dass der Hörer es spontan vermuten würde. Klangflächensphärenrausch pur in ekstatischer Vollendung - Hut ab vor diesen drei Jungs! 

Dieser Rausch fühlt sich nicht nur viel zu kurz an mit einer EP Spiellänge von gerade mal 18:12 Minuten, allerdings rundet "The Curtain Is Closing (Epilogue)" (Track 6; Anspieltip IV) auf hohem Niveau das Gesamtgeschehen ab und schafft es den Kreis zum Repeat mit sehr fein abgeschmeckter Arrangementrezeptur zu schließen. 

Selten genug, dass eine EP aus dem Stand so in sich verschmelzend zu begeistern weiß. Sehr, sehr stark! 

 

9,85/10 Schafe Schüsse

(Diary Of Misanthropy 2.015)

https://www.facebook.com/DiaryOfMyMisanthropy/

https://diaryofmymisanthropy.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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