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DEFECTO "Duality"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2020

Label: 

Genre(s): 

Bis auf wenige große Namen wie Lars Ulrich (Metallica), King Diamond, D.A.D., Volbeat und/oder auch Illdisposed, gibt es nicht allzu viele Bands/Namen, die den den Sprung über Dänemarks Landesgrenzen auf längere Sicht hinaus geschafft haben. Umso schöner, wenn einem dann auch mal etwas noch nicht ganz so etabliertes bzgl. neuerer Mucken mit Saitenspannung zuflattert. Im Falle von Defecto kann ich nur grob mutmaßen, dass die Band vermutlich erst so um 2.015 herum gegründet wurde, zumindest, wenn ich es an deren beiden bisherigen Releases (*beide 2.017 erschienen) abmache. Allein der Umstand, dass Defecto bereits die Aufmerksamkeit von Flemming Rasmussen sicher hatten, ist schon stilles Gütesiegel genug. Immerhin hat Rasmussen als Produzent von legendären Metallica Alben wie "Ride The Lightning", "Master Of Puppets", sowie "...And Justice For All", auf ewig eine gewichtige Meinung, was neuere Bands mit Potenzial angeht. Immerhin gewichtig genug, um Defecto Supportslots bei Metallica und Rammstein einzubringen. Beeindruckend, doch genau genommen auch ordentlich Blendwerkgefahr inklusive, da Musik nun einmal immer auch subjektive Geschmackssache ist/bleibt. Erst nachdem ich mich instinkt-intuitiv (nach kurzem Anchecken irgendeines Songs) entschieden hatte Defecto mal genauer abzulauschen und zu checken, fand ich diese Background-Fakten heraus, umso mehr wollte ich es genauer wissen...

Play und ab dafür - "Rings Of Saturn" (Track 1) rollt nach eher gewöhnlich zaghaften Ersttönen in einen schön groovigen Rock 'N Roll hinein, der so ein klein wenig Volbeat Einflüsse mit im Futter trägt, jedoch auch auf klassisch bis epische Heavy Metal Einflüsse Bezug nimmt, die u. a. zu Rasmussen's Vita passen, immerhin hat dieser auch schon einige Blind Guardian Alben produziert. Zufall? Oder gibt es da eine Querverbindung? Wie auch immer, Defecto schlagen sich ziemlich gut und haben so etwas Gewisses für sich, das zunächst eher den epischen Pathos-Sound diverser Epic Heavy/Power Metal Alben bedient. Das lenkt den ersten Eindruck definitiv auf eine relativ einfache Genrespur, die dank des noch höheren Groove-Anteils vom folgenden "The Uninvited" (Track 2; Anspieltip I) semi-widerlegt wird und sogar Thrash-ig angemaulte Shouts innehat. Die starke Gitarrenarbeit (vor allem die Soli!) legen sich streitlustig (im Sinne einer sportlichen Battle) mit den großen Guitar Heroes unserer Zeitspanne(n) an. Dimebag (R.I.P.), Hammet, King, Wylde oder auch Malmsteen werden hier ziemlich offensiv herausgefordert diesen flambierten Saiten mal ihr Ohr zu leihen. Eine ziemlich starke Ansage also. Vom Groove her pendeln Defecto sowohl klassische Hard Rock Wurzeln aus, bedienen aber gleichermaßen auch zeitgemäße Bedürfnisse - "Rise" (Track 3; Anspieltip II). Mir persönlich gefallen Defecto definitiv noch einen Ticken besser, wenn sie die klassischen Epic Chöre weglassen und sich einfach vom Groove in den Dynamikflow treiben lassen wie ein Nagel in ein Holzbrett. 

Dass man auch ganz traditionell im Sinne und CheckUp aller großen Heavy Bands der '80er bestehen kann, unterstreichen Defecto mit der Semi-Ballade "Paradigm Of Deceit" (Track 4), die nicht nur mit großartigen Vocal Lines aufwartet, sondern dank des gewichtigen Hard Rock/Heavy Metal Einschlags auch gut funktioniert und auf längere Zeit hängen bleibt wie ein Ohrwurm der die Hintertür bevorzugt. Groovemäßiges Highlight stellt auf jeden Fall "All For You" (Track 5; Anspieltip III) dar. Von den Saiten her kommen mir hier stellenweise großartige Groove-Sounds wie die von Pantera, Soulfly oder auch Texas Hippie Coalition in den Sinn, die aber dank der Gesänge insgesamt gesehen hier so dermaßen eigen rüberkommen, dass ich nur noch staunen kann (konnte). So ein wenig wie die jungen Skid Row, die auf Pantera/Soulfly treffen. Einfach die Art von frischer Eintopf, der dir die Zunge schnalzend 'gen super tasty Orgasm entführt. "Untamed" (Track 6) bleibt zwar ähnlich frisch, lässt aber Zeit zum Durchatmen. Als dann sogar kleine Funken System Of A Down so krass dezent dosiert eingestreut bei "Condemned" (Track 7) durchblitzen, wird mir auch klar, dass Rasmussen sich der Taubheit hätte bezichtigen lassen müssen, wenn er diese Jungs ab- oder gar durchgewunken hätte. Der rein zufällig(?) gleich gewählte Songtitel "Bed Of Nails" (Track 8), der vorab ungehört sofort an Alice Cooper denken ließ, erweist sich als fast lupenreines Musterbeispiel einer Art Post-'80er-Heavy Metal Sound, den man locker 'gen Charts schicken könnte, was so im Zuge der '80er/'90er Jahre ja durchaus auch vorkam. Zwar stellt man sich angehörs dieses Stückes eine dieser Haarspray-Typen vor wie man sie heutzutage in Form von Steel Panther kennt, damit haben Defecto aber so gar nichts gemein, außer vielleicht vom musikalischen Grundstil her. Da wirkt der Beginn von "Washed Away" (Track 9) nicht nur hervorstechend wie ein Kaktus in der Wüste, sondern fast schon befremdlich, zumal der Song sich sogar Linkin Park Einflüsse zu eigen macht. Das kombiniert mit ihrem eigenen Stil, braucht es mindestens noch einen extra Durchlauf, bevor man damit gänzlich warm wird. Ziemlich mutig. Ich würde zu gern wissen wie solche Experimente bei der Kernzielgruppe ankommen?! 

Zum Ende hin gehen Defecto es via "Tempest" (Track 10; Anspieltip IV) wieder etwas abwechslungsreicher-, teils sogar härter ausgelegt an. Final beweisen Defecto sogar etwas Humor, indem sie den Titel "Don't Say Good Bye" (Track 11) ans Albumende stellen. Abgesehen von diesem kleinen Funken Humor in der Titelabfolge, kommt hier zum Schluss tatsächlich eine balladeske Nummer mit Gänsehautmomenten, bzw. Inwandkino zum Zuge, die das Licht mitnimmt. Großes Kino mit viel, viel Farbe. Alles in allem kann man bei diesem Album vom sehr, sehr gut ausbalancierten Sound und den Einzelleistungen zehren, die insgesamt gesehen immer wieder zum flüssigen Guss verschmelzen. Herausragende Gitarren und sehr, sehr amtliches Können bestechen hier, wobei ohne die vielschichtigen Vocals von Nicklas Sonne vermutlich nur halb so viel in Sachen Staunen, Anerkennen und Genießen drin gewesen wäre. 

V.Ö.: 23.10.20

 

9,0/10 Schafe Schüsse

 

(Black Lodge Records/!K7 Record/Rough Trade 2.020)

https://www.defecto.dk/?fbclid=IwAR15nfzru9mg76lPcq0qxAe9yELfseD_JAjWaLF...

https://www.facebook.com/defectoband/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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