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CEREBRAL ENEMA "Erase The Human Dung"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

06-2019

Label: 

Genre(s): 

Die Berliner Guttural-Gore-aner von Cerebral Enema sind (zumindest berlinintern) mittlerweile bekannt dafür für fast jeden Spaß zu haben zu sein. Ob gore-gastische Compilations wie "Street Träsh³" oder andere, es wird abgegrindet bis auch die letzte Schlüppi verfeuchtet ist und sich auch die inkontinenzimmunsten Körper den Weg des Ventils suchen. Blödeleien ergänzen den eigensinnigen Humor, quasi von hier bis zur Milchstrasse und lockerflockig zurück. Zwar nicht unbedingt logische Inkonsequenz, aber doch schlüssig, dass dieses "Deibelswerk" die totale menschliche Auslöschung (wohlgemerkt sogar bei Kirchengigs!) einfordert und damit schon wieder anarchisch zum chaotischen next Strike ausholt, indem man dem Neutrum den Passierschein aus der Matrix stibitzt und die Ankunft des Debütalbums im truen "6th." Year of the Chaotentruppe feiert. Darum am Besten den Arzt noch vor dem Apotheker fragen, ob diese Scheibe verschreibungspflichtig ist?! (der Eigenanteil der Zuzahlung ist bei CE selbst zu erfragen; eventuell übernimmt das auch irgendeine Krankenkasse, haha) ;-)

Mit "The Arrival Of The Cerebral Emperor (Intro)" (Track 1) wird der Sockenfurz geschärft & gezündet und fährt zu Beginn sogar bedächtig stimmende Walaufnahmen auf. Selbst Electro-Element-Fetzen schwabbern an die Oberfläche der arschbombigen Landung des Enemas, um direkt das Albumtitelstück "Erase The Human Dung" (Track 2; Anspieltip I) durch die Gegend zu squirlen lassen, nachdem sämtliche Felder vorgepflügt wurden. Das Ganze hat textlich nichts als Noise-Fetzen zu bieten und geht ernsthaft als Ausdrucksform durch, das rein stimmlich an die Belastungsgrenze gehen kann. Das ist so grind, das kann gar nicht so Gore sein, haha. "K.K.D.F." (Track 2; Anspieltip II) brät im Direktanschluß 'ne schöne Pfanne mit Haemorrhage Anleihen rein und macht direkt Bock zum Abschädeln auf extrem-obscene Weise. Freilich hat man im Gore/Grind nicht allzu viele Möglichkeiten den Flow so zu halten, dass es nicht too low abkackt - so gesehen kann man dem Cerebral Enema definitiv 'ne Sieben-Meile in den Schritt packen, denn die Weiterentwicklung tönt, röhrt und guttert hier rundläufig auf den optimalen Ranzigkeitspegel zu. Alter Lichtenberger Ärger ey... selbst "Der M10 Slasher" (Track 3) sucht die O2 Arena und wird auf das kultige "Razzle Dazzle" verwiesen. ;-) Den Versuch irgendetwas textartiges auszumachen ist hierbei eher etwas für Nerds, die zu Hause gern puzzeln. Soundmäßig kann man nur den Daumen geben. Die Walter Productions Estonia hat hier 'nen hervorragenden Job hingelegt - vermutlich unter Androhung schwedengetränkten Hopfensaftes unter Dauerbeschallung?! 

Während sich manch' eine/-r vielleicht mehr sehn als süchtig nach 'ner Kelle Hartschlager sehnt, verabreicht das Enema die Cerebralien und weiß auch mal 'n Handkantenschlag an Ernsthaftigkeit mitzugeben - "Gaffen um im Weg zu stehn" (Track 4; Anspieltip III) kennt definitiv die anatomischen Einzelteile und reiht diese sick abklopfend in ihre Atome auf. Mucke für Kindergeburtstage bei denen man die Verwandtschaft mal so richtig herzen will. ;-) Der passende Titel zur Einstimmung findet sich direkt im kultverdächtigen "Deine Mudda (feat. Brandon Smith)" (Track 5), das schon etwas fies die Kette spannt. Wer hier zu viel zu überernst nimmt, darf direkt zurück puzzeln gehen. Ein Brief an die BRAVO empfiehlt sich selbsttönend. Aber wie gesagt der Arzt tanzt den Apotheker - Ihr wisst schon...  Mit Blick in die Packungsbeilage, bietet sich im Mittelteil auch mal eine nice Collage aus allerlei Snapshots, die zu einem Kindl Beer Sponsoring Deal führen muss, alles andere wäre Unterschlagung! Bei allem Wust aus gutteralem Enema-gma beziehen die "Slaying Yuppies" auch ernsthaft Stellung und lassen mit "Goregrinding The Nazi Scum" (Track 6) keine Luft für Spekulationen. Spaß ja, aber nicht um jeden Preis. Musikalisch fahren CE mittlerweile 'ne satte Rundumkeule auf, die (wie bereits erwähnt) einen weitesgehend eigenen Radius gefunden hat. Mit Genre-Kollegen wie Jehacktet z. B. kann man CE nicht unbedingt vergleichen. Mit anderen Worten, gibt es auch in diesem Genre hörbare Unterschiede. CE's Vorteile sehe ich z. B. darin, dass sich die stimmlichen Röchenranzereien ergänzeln und für allgemein erfrischende Abwechslung sorgen. 

Bei manchen Titeln spekuliert man zwar auch mal derbe mit, was der Titel meint und kommt auf so absonderliche, weithergeholte Fantasieetitel wie "Wu-Tang Gang Gang" angesichts solcher Titel wie "W.T.G.G." (Track 7; Anspieltip IV), aber so ist das nun mal im Interpretationsspielraum, man wird selbst fast kirre. Man spielt so lange durch bis auch das Abtruseste Sinn zu machen scheint. 

Muckemäßig fahren CE hierbei 'n echten DJ Licker auf, der die Floors in den Clubs (aber auch auf den Bühnen) ordentlich durchfegen dürfte. Ein schön grooviges Beatstück zum Freidrehen und Abschädeln. Chapeau! Ähnlich "popig" geht "The French" (Track 8; Anspieltip V) auf und legt noch etwas gutterale "Deep-Throat" Kost obendrauf. 

Was man über einige von CE sagen kann, ist die offenkundige Tatsache Filmnerd(s) zu sein. Anders kann man sich das "Nick Beam" (Track 9) Tributstück nicht erklären, das auf den 1.997 erschienen Film "Nichts zu verlieren" mit Martin Lawrence in der Rolle des Nick Beam zurückgeht. Witzigerweise könnte die deutsche Synchronstimme von Martin Lawrence auch locker die von "Dr. Fetus" (Goretarre, VoxXx) sein, der 1.997 jedoch vermutlich in anderer Form durch diese Welt pflügte. Vom Albumsetting her haben CE es recht findig gelöst, um die nagelbespickte Infusion in Form von "Räuber Kotzinfotz" (Track 10) ins Rund einbrechen zu lassen. Allein vom Hyperblast her unterscheidet sich dieser chemiegetränkte Freudentanz auf toxische Weise vom bisher Gehörten. 

Wem jedoch eher nach Einlauf ist, der/die klinke sich bei "Pipi Langstuhl" (Track 11) ein und hole sich amtliche Ladung Arschwasser ab. Hier kann man sogar Napalm Death Ursprünge ausmachen, die jedoch so clever eingetrichtert wurden, dass man nicht sofort Notiz davon nimmt. Genauso schimmern auch etwas Benediction Saitenbezüge durch. Stark. Der Spagatsprung dieser Jungs lässt zwar in sämtlichen Hosen Lüftungslöcher zurück, weiß dabei aber zwischen Spaß und amtlichen Sound zu gefallen. Im Grind Bereich geht natürlich fast nichts ohne schön tief-schnalzende Bassläufe, was mit dem ordentlich gewichtigen-, stellenweise leicht doom-deathigen angehauchten "More High" (Track 12) die nicht ganz vollzeitige Bedienung erfährt. Auch an diesem Stück kann man die Entwicklung von CE beispielhaft abmachen. Die Sample-Verteilung bei den Stücken ist ausgewogen abestimmt. Da hat/haben der, bzw. die Ko(e)ch(e) seine/ihre Hausaufgaben streberhaft gut gemacht - "Total Regore" (Track 13). Wessen Gesangsversuch hier zu hören ist, weiß ich zwar nicht, aber der Unterschied zum restlich eingepflegten Mikro-TÜV ist unüberhörbar, was dem runden Steilgang keinen Abbruch tut. Zum Finale verabschieden sich CE mit "Last Conclusion... Enema Solution (Outro)" (Track 14). Man möge zum Zeichen universeller Harmonie jedem DJ/jeder DJane in den Vertrag schreiben, mindestens ein Stück dieses Albums pro Abend spielen zu müssen, alles andere wäre rotzgörige Frevelei, die mit einem weiteren Album von Cerebral Enema bestraft wird. Auf dass uns diese Jungs weiterhin die wahlpreußischen Außertentakeln um die Ohren grinden! Mögen diese Church-Jünger des Street Gore weiterhin so munter drauflosrödeln.  

8,75/10 Schafe Schüsse

(Endwar Records 2.019)

https://www.facebook.com/whitetrashgoregrind/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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