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BSÍ "Sometimes Depressed... But Always Antifascist"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2021

Label: 

Genre(s): 

BSÍ sind einmal wieder eine der Bands, die zu denen gehören, die mir-, sowie den Stammlesern unter Euch, nicht gänzlich unbekannt sind. Zuletzt habe ich von dem isländischen Duo im letzten Viertel 2.018 per 7" EP gehört. Diesen vinyl-zugeneigten Weg führen sie nun mit ihrem ersten Full Length fort, die ihre Einstellung unmissverständlich klarmacht - "Sometimes Depressed... But Always Antifascist". In der Beeiinfo ist mit Blick auf die emotionale Auslegung der Stücke auch von einer "Zwllings EP" die Rede, was bestens in den monats-aktuellen Sternzeichenkontext passt, zumal am Releasetag das Sternzeichen Zwilling den restlichen Monat begleitet. Insgesamt geht es inhaltlich jedoch nicht etwa um, sondern um das Fallen, (was auch schon in die Tiefe führen kann), um Verletzlichkeit, Intimität, Trennung, Melancholie, Liebeskummer... - aber eben auch um Sonnensommer, Kniee von (Meer)Salz gelicked und der Idee einer feministischen Weltrevolultion. 

Insgesamt ist dieses Album ein waschecht globales Kind, zumal in Berlin aufgenommen (übrigens unter Thomas Götz von den Beatsteaks), in London gemischt (von Francine Perry) und in New York gemastert von Sarah Register, deren Diskografie-Credits-Auflistung bzgl. ihrer Masteringarbeiten schier unendlich scheint. U. a. tauchen da Namen wie Lou Reed, Sonic Youth, David Bowie, Taylor Dayne, Garbage, Blue Man Group, Depeche Mode, Moby, Andrew W.K. u. v.v. m. auf. Vom Sound her ist das BSÍ Album  vom Sprungbrett her bestens voreingestellt, was die Federung angeht. Letztlich kommt es aber (wie immer) natürlich auf die Stücke selbst an.

Welche Seite hier A- und welche B ist, scheint relativ, weshalb ich mich spontan entschied die Vinylseite als A-Seite zu nehmen, die mit "My Lovely" (Track 1; Anspieltip I) beginnt. Von verträumter Sonntagsmorgenatmosphäre durchzogen und von der verletzlichen Sehnsucht nach einem geliebten Menschen (mit dem/der man etwas mehr als nur eine Nacht geteilt hat) erzählend, startet hier großartiges, buntes Kino einen Film, ohne zu viel Tiefensog innezuhaben. Ähnlich startet auch "TAL 11" (Track 2; Anspieltip II) an, biegt dann aber mit angenehmen Schwung in ein dynamisches Alternative Pop Rock Stück ab, das eher von Momentfetzen und cloud-igen Eindrücken lebt. Die Stimme von Sängerin Silla bannt bisher auf eine ganz eigene Weise, die sich im Gros-Rund der erfrischenden Pop/Rock Globalweiten bestens macht. Ich würde BSÍ durchaus den Sprung auf die nächsthöhere Ebene mit diesem Album (Spoiler?) vorattestieren, auch wenn das für den Moment vielleicht an zu früher Stelle scheint. Wenn man bedenkt, dass manch' erfolgreiche/-r Artist/Band gerade einmal dank eines One Hit Wonders zu Welterfolg kam(en)... ;-) 

Auch "Old Moon" (Track 3) lebt von Silla's Stimmklang und scheint sich durch einsame Räume zu bewegen, während man als Hörer frei mitreist. Die Atmosphäre wirkt intim, nachdenklich bis einsam. Bei diesem Stück stellen sich beim Textelesen auch tiefere Einblicke vor - "You were lucky I'm good at forgetting, I was lucky you were bad at being mad...", was die heutige Zeit und die teils seltsam verdrehten Bezeihungsmechanismen/-dynamiken ziemlich stark umrissen einfängt. 

Wo gerade noch "couple" war, ist nun "Uncouple" (Track 4; Anspieltip III) im greifbaren Raum. Dezent instrumentierter Neuzeit-Pop, der mit Catchiness ins Ohr kriecht wie zu besten Garbage Zeiten. Mit nahezu zärtlicher Engelsstimme singt sich Silla ent-/end-träumend in den Raum und erinnert fast schon an Liv Kristine in jungen Anfangsjahren. Solltet Ihr demnächst mal ans Meer- oder in den Wald fahren, habt Ihr hier die perfekte Mucke, um die Welt um Euch herum abzuschalten. Natürlich macht es sich dem Fall besser diese per MP3 Format auf den Ohren zu haben, zumal ein Plattenspieler dabei eher vor Herausforderungen stellen würde. ;-) 

Noch immer von Schatten durchzogen, geht es auch in "25Lue" (Track 5) um das Dahindriften wie ein steuerloses Segel im Wind. Die Musik wird dabei zum Weg und der Weg zur Reise. Insgesamt kann man dieser ersten Seite eher ruhigere Töne nachsagen, die allerdings stark bannen, wenn einem die Sinne danach stehen, bzw. man fähig ist, sich in die Musik fallen zu lassen. 

Die B-Seite bietet tatsächlich das Yin zum eben gehörten Yang und geht per "Vesturbæjar Beach" (Track 6) wesentlich beschwingter und sonniger aus dem Gemüt heraus/hervor. Hier spielt sich inhaltlich die pure Daseinsfreude ab, die mit dem Zusammensein einhergeht. "Feela Það" (Track 7; Anspieltip IV) nimmt diesen Stimmungsfaden auf und geht sogar ins leicht Punk Rock-ig Alternative, während "My Knee Against Kyriarchy" (Track 8) zurück zur beschwingten Lebensfreude von "Vesturbæjar Beach" zurückkehrt und auch ein wenig Strandfeeling innehat. Eines dieser Stücke, die man bei Sommerregen hören kann. ;-) 

"Dónakallalagið" (Track 9; Anspieltip V) dagegen spielt wieder mehr mit den Punk Rock Ansätzen und erinnert mich stark an Leila K. (erinnert sich außer mir noch irgendjemand an Leila K.?). Dabei bedienen sich BSÍ ihrer Experimentierfreude. Irgendwie hat dieses Stück eindeutig etwas, das ich noch nicht so richtig mit Worten umreißen kann, was mir beim Finalstück "Alltaf Alltaf Stundum Alltaf" (Track 10) deutlich einfacher fällt, wenngleich ich vom isländischen Text genauso wenig verstehe wie beim Stück zuvor. Einfache-, angenehme White Stripes beeinflusste Kost, die mit verträumten Alternative Pop Momenten gemischt über die Ziellinie geht. Mir persönlich gefallen BSÍ noch einen Ticken besser, zumal deren Entwicklungskurve stark nach oben gegangen ist. 

V.Ö. 21.05. 21

 

8,95/10 Schafe Schüsse

(Tomatenplatten Records/ Why Not? Plötur 2.021)

https://de-de.facebook.com/brusselssproutsintl 

https://open.spotify.com/artist/2robvyjvnaLSW6KZjIz0DV

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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