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BRAUNKOHLEBAGGER "Abbruch" [EP]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2019

Label: 

Genre(s): 

Die Region rund um Essen ist bekannt für ihre (mittlerweise verwaisten) Gruben und Schächte in Sachen Tagebau. Vermutlich haben sich die fünf Jungs von Braunkohlebagger auch just davon inspirieren lassen, um ihrer Region und dem einhergehenden Lebensgefühl Ausdruck zu verleihen. Gewiss, der Name der erst 2.017 gegründeten "Tagebaurock/ProgPunk" Band wirkt zunächst erst einmal furchtbar schlicht (was auch zur Rhein-Ruhr-Mentalität passt), beim zuhörenden Zweitblick jedoch erschließt sich durchaus auch eine gewisse Tiefe. Bisherige Highlights der Band sind eher ablehnende Stimmen wie die des Bürgermeisters von Otzenrath, von Autor Dirk von Lowtzwo (81) und der 2. Platz beim "Proberaum-Nachwuchswettbewerb" - wenn das kein fundamentales Potenzial hat... ;-)

Mit "Endlosschleife" (Track 1) beginnt man den "Abbruch", der vom Sound her qualitativ stark kommt und tatsächlich progressive-, leicht chaotische Sprenklerspuren vorausschickt, um mit eigenem Charme zwischen Punk und Rock den undefinierten Zwischenraum auszuloten. Man denkt unweigerlich an Turbostaat, Ein Gutes Pferd oder auch Es War Mord, aber auch an manche Noise Punk Band mit eigensinnigen Fuzz Schlenkern denkt man unweigerlich. "Ich mach' keinen Frieden mit Euch!" heißt es gegen Ende. "Ameisenhaufen" (Track 2) wirkt dagegen schon eingetakteter bis strukturierter und bietet etwas mehr Fokuszug an, wenngleich auch hier unerwartete Parts aufwarten, während der Bass von Stefan Paar stellenweise stark im Zentrum steht. Erst "Herz" (Track 3; Anspieltip I) weiß direkt zu zünden, trotz der nicht geradlinigen Spielwege. Tatsächlich kann man hier sogar fast schon Metal-lastige Parts auf den Saiten entdecken, die u. a. an P.O.D. z. B. erinnern, während selbst akustische Gänsehautstellen überraschend stark eingebaut wurden und eine Ahnung aufkommen lassen, was die Braunkohlebagger Jungs an Bandbreite in petto haben. 

Fast wie ein Proberaumjam beginnt "Wochenende" (Track 4), um flüssig in den Song zu fahren wie der Fahrstuhl in den Schacht. Die Prog-Noise-igen Untermengungen verleihen dem Stück zwischendurch immer wieder recht eigensinnigen Charakter, der letztlich als eine Art Trademark (bzgl. Sound dieser Band) steht, was auch für den teils leicht verzerrten Gesang von Daniel Schnaithmann gilt. Insgesamt echte Rohkost - mit anderen Worten: diese Art Kost schmeckt nicht Jedem/Jeder. Mit "Zeichen" (Track 5; Anspieltip II) ist dann selbiges auch finalgesetzt. Auch hier halten die Arrangements Zickzack-Wege bereit, bringen dabei jedoch erneut Metal-affine Momente mit sich und laden sogar zu moshwürdigen Parts ein, die in einem Prog-Drive zum Ausbruch kommen. Man könnte also sagen, dass insgesamt anstatt eines "Abbruch" hier eher ein Ausbruch zu Gehör kommt. Interessantes Debüt. 

V.Ö.: 13.09.19

 

7,0/10 Schafe Schüsse

(This Charming Man Records 2.019)

https://www.facebook.com/braunkohlebaggeristgut/

https://braunkohlebagger.bandcamp.com/releases

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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