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BHN Books "Underground Literature Magazine, #1"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2017

Label: 

Genre(s): 

Das Berliner Independent Label Bleeding Heart Nihilist wird nicht nur im musikalischen Bereich zum Gütesiegel qualitativ hochwertiger Signings und Veröffentlichungen, sondern zunehmend auch im literarischen Underground. Nicht nur, dass man mit Gaston Latz einen Gedankenakrobaten/Tiefenphilosophen im Hause hat, nein auch auf international-globaler Ebene hat man mit Karl Cointreaux jüngst einen Gedichtband (bzw. fast schon als Buch zu werten) veröffentlicht und die hausinterne Qualitäts-Angebotspalette erweitert, wozu die Review zu dessen Buch naturgemäß etwas länger dauert, denn gerade philosophischen Alltagsstoff in englischer Sprache kann man nicht lieblos nebenbei durchprügeln. 

Dank des nun druckfrisch erschienen Underground Literator Magazins von Bleeding Heart Nihilist Books, kann man davon ausgehen, dass BHN zukünftig noch einiges lesenswertes in petto haben werden. In dieser ersten Ausgabe kommen vier Underground Autoren/Philosophen mit einem Einblick in deren Alltagsgedankenwelt zum verdienten Feature. Den Anfang macht der bis bislang unbekannte Clint Lukas, dessen Kurzgeschichte "Morituri te salutant" (Seite 6-12) mich direkt begeisterte, weil er real nachvollziehbar einen Einblick in das tägliche Lebens einer Pflegekraft im Altenheim mit den menschlichen Facetten beschreibend gibt. Zum Einstieg in dieses Magazin perfekt, da die Lust auf mehr ordentlich befeuert wird. Auch der Humor kommt bei Clint Lukas nicht zu kurz und wird leicht sarkastisch angereichert - "Der dritte Mann" (Seite 13-18). Die Skizzen zwischendrin lockern den Lesefluß zudem angenehm auf. 

Mit Gaston Latz habe ich vom Lesestoff her bereits mit dessen Gedichtband "Mythos Ficken" im Erscheinungsjahr 2.015 meine Erstberührung gehabt und ihn schätzen gelernt (von einer kleinen Holprigkeit mal abgesehen). Schon das Klischeeauseinandernehmen des typischen "Auf-Dicke-Hose-Macher-Weil-Berliner" wird mit dem Gedicht "Ich bin bloß zugezogen" (Seite 22) schön spitzfindig gedehnt, gestreckt und durchgekaut. Warum allerdings der BFC, anstatt Union Berlin den Vorzug erhielt, weiß ich nicht. Vermutlich des Umrisses dieses Klischeetypen wegen?! Latz knallt so einiges vor den Gaston, das mich manchmal auch etwas zu offenen Fragen anregt, was er bspw. mit dem Kurzvers "Ich möchte weise sein" (Seite 29) locker schafft, indem er Opiate und Weisheit zusammenbringt. Nun ja, da kann man schon drüber diskutieren, wenn man große Geister wie Kurt Cobain (R.I.P.) z. B. hernimmt, dessen Kreationen einem schon ordentlich etwas mitgaben und schließlich zum Kult wurden. Latz jedenfalls kann man unbedingt empfehlen. 

Zurück zum Underground, bekommt Benjamin Hiller seinen Raum. Auch bei ihm ist es schon das erste Gedicht "Du sprichst von Regen" (Seite 38+39), das direkt punktet und diese Zeiten recht gut auf die ihm eigene Weise in Nagelform gießt. Ob es Benjamin Hiller selbst ist, dessen Foto auf Seite 44 ein schaffendes Stillleben in s/w hergibt, weiß ich allerdings aktuell nicht. Hiller schreibt übrigens zweisprachig, was z. B. das ebenfalls lesenswerte Gedicht "Red Dot" (Seite 51) lohnenden Leseklang erzeugen lässt und sogar etwas stilecht nihilistisch Satirisches mitbringt, zumindest für mein subjektives Empfinden. 

Karl Cointreaux darf dann in englischer Sprache schreibend zum Finale dieser ersten Ausgabe läuten. Cointreaux geht es mit der Kurzgeschichte "Smacks Of Van Gogh" (Seite 52-61) etwas kantig-verworrener an, was empfindungsmäßig gut möglich daran liegen mag, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist und manches Mal das Hirn noch etwas "kleindeutsch" denkt?! Dennoch spricht mich auch der Schreibstil von Cointreaux an, der auch bei Gedichten Charme hat - "Sabbatical" (Seite 63). 

Die 65 Seiten lohnen sich zu lesen, so viel steht felsenfest. Dieses broschierte Mag bekommt bei man bei größeren Online Händlern für 5,99 €, die sich allemal lohnen (zumal gedruckt und nicht kopiert!). Literatur wirft man ja in der Regel auch nicht weg. Ihr kriegt das Teil mit Sicherheit auch via Direktkontakt bei BHN Books. Zu welchem Preis, erfragt Ihr am Besten selbst. ;-) 

Wirklich schade, dass Reich-Ranicki (R.i.F.) nicht mehr lebt, denn den hätte ich zu gern über dieses Magazin in seinem "literarischen Quartett" mal schwadronieren hören wollen. Man kann eben nicht alles haben. ;-)

9,0/10 Schafe Schüsse

(Bleeding Heart Nihilist 2.017)

http://www.bleedingheartnihilist.de/blog/blog.php?activeMenuItem=K1&blog...

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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