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BACKYARD CONSPIRACY "Taken By Sunrise"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

06-2018

Label: 

Genre(s): 

Wenn innerhalb Berlins auf etwas Verlass ist, dann darauf, dass immer wieder neue Bands am Horizont auftauchen, die den stilweiten Underground und damit die musikalische Subkultur so vielfältig bunt und lebendig halten. 

In diesem Falle sind es die 2.016 gegründeten Backyard Conspiracy, die bereits vom old schooligen Coverartwork her quasi vorwarnen "Warning: The Brandnew Product May Contain Traces Of 70s Rock!". Nicht nur "Warnung", sondern echte Ansage vorab. Hätte man angesichts des Coverartworks übrigens auch erahnen können, zumal man zwischen Morrison, Dylan, Lennon und Hendrix als Street-Wallart-Tribute auch die eigene Band reingeschummelt hat. 

Mit "Don't Blow Up The World" (Track 1) als Opener geht es mittels traditioneller Rockzutaten und der von Matt Sunday (git., voc.) heißgeliebten 50 Jahre alten Ibanez Artist recht locker in dieses Backyard Conspiracy Debütalbum. Klanglich hat man eine angenehm weich in die Ohren gehende Produktion am Start, die mit dem Albumtitelstück "Taken By Sunrise" (Track 2) auch etwas in Richtung Blues Bar Rock geht. Im Zentrum der Mucke stehen bislang dezente Keyboardteppichs und die besagte Gitarre, die die Warnung bzgl. der '70er Jahre Rockzutaten zu untermauern weiß. Wer die Gitarrenarbeit bluesig-angehauchter Led Zeppelin Stücke mag, sollte hier mal ein Ohr riskieren, erwartet allerdings nicht zu viel Härte. Auch leicht psychedelischer Jazz-Hauch mischt sich dem Blues stellenweise leicht unter, wie man zu Beginn von "Falling Down" (Track 3) feststellen kann. Die kleinen Rockeinschübe halten das Maß der Abwechslung zwar überschaubar, allerdings zunächst songdienlich zugetan. Vor allem Gitarristen werden hier die Lauscher (dank der Soli-Lead-Parts) stellenweise besonders aufstellen. Der etwas rohere Part gegen Songende hat da seinen ganz besonderen Eigencharme inne. 

Mir gefallen Backyard Conspiracy (subjektiv) am Besten, wenn der Flow direkt abholt und mitnimmt, wie es erstmals bei "Do You Mind?" (Track 4; Anspieltip I) der Fall war. Keyboarderin Jazzmine ist hierbei im Refrainteil auch als Zweitstimme im Background am Start, was das Gesamtbild wachsen lässt und deutlich mehr Klangfarbe mitgibt/serviert. Wenn moderner Blues Rock immer so klingen würde, hätte diese Stilrichtung sicher auch mehr Zulauf und würde nicht als "altbacken" verschrieen sein. Inhaltlich haben sich Backyard Conspiracy auch schwierigeren Themen angenommen, die man im Booklet Zeile für Zeile (*bei jedem Song; bis auf "Lucky Man") mitlesen/studieren kann. "Borderline" (Track 5) geht eines dieser eher schwierigeren Themen mutig an und wird anfangs von einem bekannten Gitarrenlauf durchzogen, der Classic Rock Fans bekannt vorkommen wird. ;-) Das Stück selbst schleppt sich mit angezogener Handbremse durch den Raum, was die Lyrics ohne Probleme verstehen lässt. Für und Wider liegen in diesem Fall sehr, sehr eng beieinander, was etwas schade ist, weil sich insgesamt gesehen die Lust an der Musik zu sehr im (gefühlt) verhinderten Lauf verliert. 

Gut, dass der Hendrix Spirit bei "Fly On The Wall" (Track 6; Anspieltip II) dieses "Fettnäpfechen" vergessen zu machen imstande ist. Zwar ist das Tempo nur um Nuancen drive-iger, hat aber deutlich mehr Hörgenuß im Innern. Auch hier ist beflügelter Post-'70s-Rock unter den Flügeln am Start. Warum erst bei "Someday" (Track 7) eine Gitarrenintonierung das Stück eröffnet und zudem erst an dieser Albumstelle Jazzmine hauptgesanglich zum Zuge kommt, wissen Backyard Conspiracy wohl nur selbst. Vielleicht ist es bewusst so gewollt potentielle "Pearls" erst in der zweiten Albumhälfte zu bringen? Was mir stellenweise bei den Gesängen fehlt, ist ein Ausbruchmoment, in dem mal etwas Kraft/mehr Emotion rüberkommt, was den Rockfaktor etwas mehr unterfüttern würde. Die Ansätze und Ideen sind dennoch nachvollziehbar, was auch bei "Turning Off The Lights" (Track 8) so bleibt. Backyard Conspiracy passen vom Sound her ziemlich gut auf diverse Stadt-/Kiezfestbühnen, bei denen die ganze Familie dabei ist. Ich wartete beim ersten Durchlauf dennoch auf den einen Moment, das eine Stück, das mich direkt vom Hocker reißen würde, leider vergeblich (um es vorwegzunehmen).

Die besseren ruhiger-getragenen Stücke dieses Trios wie z. B. "Simple Days" (Track 9; Anspieltip III), an dem man, trotz 7:30 Minuten Länge, bedächtig mit dem Ohr kleben bleibt, gehen als Plus dieses Albums ein. Es macht natürlich durchaus Sinn danach beschwingtere Töne anzuschlagen und vom Tempo her in die Offensive zurück nach vorn zu gehen - "Where Are You Going?" (Track 10), was zu den unterhaltsameren Stücken dieses Albums gehört. Deutlich mehr Drive und Bock in petto. Dass Backyard Conspiracy dann doch noch einmal den Tempowind drehen lassen und mit Led Zeppelin im Gedanken mittels "100 Miles Offshore" (Track 11) zum traditionellen Gary Moore Blues Bar Rock zurückkehren, ist so überraschend wie gewinnbringend, was mir beim Erstdurchlauf noch etwas paradox erschien. Mit "Lucky Man" (Track 12) schließen Backyard Conspiracy den Hinterhof nach über einer Stunde Gesamtspielzeit ab. Man bleibt etwas unentschlossen zurück und sagt sich "Für's Debütalbum nicht schlecht."

5,85/10 Schafe Schüsse

(Supermusic/Nova MD 2.018)

https://backcon.jimdo.com/

https://www.facebook.com/Backyard-Conspiracy-311221519244466/

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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