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ALLES MIT STIL "Yüeah"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2021

Label: 

Genre(s): 

Ich entsinne mich noch recht gut daran, dass mich Alles Mit Stil mit dem ein- oder anderem Stück auf ihrem Debüt einst angenehm überrascht haben, umso erfreulicher, dass sie auch mit ihrem neuen, dritten Release dranbleiben. Ich war vor allem sehr gespannt, ob sie ihren Kernstil verfeinert und haben ausreifen lassen, um via "Yüeah", dem hier vorliegenden-, etwas eigenwillig betiteltem Album, die Hütte mal so richtig amtlich zum Wackeln zu bringen?! Design, neues Logo jedenfalls wollen schon mal mehr als zuletzt, so viel ist vorab klar. Was den Albumtotel angeht, so wird der/die Interessierte beim Aufklappen des sehr farbig umrahmten Booklets mit einer Erklärung belohnt, die ich an dieser Stelle nicht gänzlich vorwegnehmen möchte - nur so viel: der Albumtitel hat mit Metal und Deutschrap zutun. Das restliche Booklet glänzt dann eher mit (zu) wenigen Textfetzen und stylischen Einzelbildern der Bandmember. Es bleibt also nur die Sinne zu schärfen und auf Vollempfang zu stellen. 

Mit den Opener "Leben" (Track 1; Anspieltip I) geht es dann auch direkten Weges in die Vollen, die im Unterschwall/im Hintergrund mit Falco (R.I.P.) Elemente spielen, während ein schöner Crossover zwischen Hip Hop und Rock/Metal gezockt wird und vergleichsweise an die Berliner von Kafvka erinnert. Dass die Falco Reminiszenz-Line "Verdammt wir leben noch" durchaus bewusst gewollt eine Kernsäule im Lauf ist, steht dabei selbsttönend klar im Raum. Vom Soundgewand her geht es haarscharf und bestens ausgewürzt zur Sache, was auch bei "Das Manifest" (Track 2) so bleibt. Von den schön bass-angeschärften Riffs her, die hier zu Ohren kommen, denkt man unweigerlich stellenweise auch mal Clawfinger zurück, abgesehen von den kleinen Electro-Pop-Spielereien, die den flüssigen Rahmen den nötigen Flow verleihen. Ich gehe angehörs der Lyrics auch davon aus, dass Swiss Und Die Andern keine Unbekannten für die Österreicher sind, die mit "Alerta" (Track 3) nicht etwa die FPÖ-, sondern eher die AfD ins Visier nehmen. Verglichen mit den Vorgängeralben, gehen Alles Mit Stil (kurz AMS) deutlich eingängiger zu Werke, was u. a. auch "Lichter dieser Tage" (Track 4; Anspieltip II), bei dem Katjuscha Grischkowski und der Kinderchor #Lautstark als Gäste mit den Melody-Hooks verschmelzen und insgesamt gehört locker radio- bis charttaugliches Level mitbringen. 

Der mit Nintendo-Memory-Sound beginnende "Schüttelsong" (Track 5) geht zunächst mal etwas weiter zurück in den Hip Hop Kontext, der seltsamerweise einer  Fanta 4/Anarchist Academy Mischung recht nahekommt. Hier geht es inhaltlich auch eher locker vom Hocker, anstatt mit Pack auf den "Säck". Ich stelle mir gerade vor wie AMS bei ihren zukünftigen Shows das Publikum auffordern "abzuschütteln" und sich alle Typen im Publikum ratlos mit großen Augen stumm in der Halle/im Clubrund umblicken. :D 

Vom Abschütteln zum "Überschall" (Track 6) der Tagesrealität und dem Ausbau des AMS Flows, der hier dank der Riffs wie eine heutige moderne Spätsaatfrucht von Bands wie z. B. Phase V reinzuhauen weiß, ohne zu viel zu wollen. Auch hier geht es trotz lyrischer Tiefe eher locker zu. Ähnlichen Thrill zockt auch "Goldene Kobras" (Track 7; Anspieltip III) und geht qualitativ weiterhin auf High Level Niveau locker rund rein. Klasse sind die schön old schooligen Scratching Einlagen, die nicht erst seit Limp Bizkit zur "My Generation" zählen. ;-) Auch die insgesamt stark gereifte Wortakrobatik der Lyrics unterstreicht den gefühlten Quantensprung in Sachen Entwicklung/Reife von AMS - "Fight Club" (Track 8). Die Chancen, dass dieses Album deutlich öfter (auf lange Sicht betrachtet) als die beiden Vorgänger bei mir im Player laufen werden, steigt kontinuierlich - "Fire" (Track 9; Anspieltip IV). AMS sind wirklich "...on fire". 

Wer den Style von Ali As, Seed oder auch Dat Adam mag, sollte ebenfalls mal ein Ohr riskieren, denn AMS haben auch bei diesen Artists mit hoher Wahrscheinlichkeit mal ein Ohr riskiert, was man unterschwellig auch bei "G.T.P.S. (Good.Time.Party.Squad)" (Track 10; Anspieltip V) mitschwingen hören kann. Das Ganze nach wie vor mit eine gewissen Quentchen Clawfinger im Gepäck, was dank der melodischen Auslegung mit einer satten Legierung gut umsponnen wurde und so einen waschechten Sofortzünder ausmacht und diesem Falle auch abwirft. Da kann man sich auch locker Songs wie "Bullsh!t" (Track 11) leisten, die R.A.T.M. Querverweise und Jump-Alarm mitbringen. Erstaunlich was Alles Mit Stil mit "Yüeah" hier qualitativ um die Ohren feuern und amtlicherweise abliefern. Wer dabei ruhig sitzen/stehen bleibt, ist nicht mehr zu retten. 

Da fällt es insgesamt wirklich nicht leicht sich für Einzelstücke zu entscheiden, die man für den Erstcheck empfehlen kann, denn genau genommen (ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen) kann man das komplette Album empfehlen. Sicher, nicht jedes Stück trifft direkt voll ins Schwarze, aber einige schon, so wie z. B. auch "Biografie" (Track 12; Anspieltip VI), der vermutlich zwar nicht in jedem Radiosender laufen wird, aber genau dafür das Zeug im Gepäck hat. Selbst vor Bloodhound Gang Style (was erst bei dieser Version auffällt) schrecken AMS nicht zurück, die mit dem Kontra K. Cover "Atme den Regen" (Track 13) ein rundes Finale zocken. Bei dieser einen Sonderverbindung nach Berlin bleibt es im Rahmen dieses Albums nicht, wie ein Blick auf die Credits untermauert. Doch das findet Ihr am Besten selbst raus. Hammerstarkes Album!

V.Ö. 23.04. 21

 

9,65/10 Schafe Schüsse

(Drakkar Entertainment/Soulfood 2.021)

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Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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