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ADAM ANGST "Neintology"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2018

Label: 

Genre(s): 

Klar, Adam Angst kennt man den Namen nach längst, der Musik nach sind sie mir bislang aber wohl (wenn überhaupt?) allenfalls flüchtig zu Ohren gekommen, bzw. vorbeigezischt wie ein Komet. Ob das daran liegt, dass man seit der Bandgründung 2.014 "erst" das dritte Album serviert, können wohl nur die Kölner selbst sagen, die mit "Neintology" thematisch nicht nur auf eine weltbekannte Seelenfängersekte querverweisen, sondern sich bei diesem Album eine Art Satire auf die fiktiven Fahnen geschmiert haben - "Warum nicht einfach mal zu allem Nein sagen?!". Vielleicht liegt's auch nur am Jim Carrey Film "Der Ja-Sager" (*2.008), der hierbei ein weiterer Inspirationsgeber gewesen sein könnte. Sogar von Genre-Persiflage ist die Rede im Info-Beiblatt... na das kann ja "heiter bis wolkig" werden. ;-)

Mit "Der Beginn von etwas ganz Großen" (Track 1) täuscht man introartig (rein instrumental) zunächst eine Art Modern Gothic Rock vor, um mit "Punk" (Track 2) das eigentliche Genre grob zu umreißen/anzuvisieren und nimmt Maß an diversen Imagebands, tut dies' allerdings auf recht moderne Art und Weise - irgendwo zwischen gut produziertem Punk Rock/Pop Punk Rock. Textlich versteht man alles bestens. "Alexa" (Track 3) bringt direkt zu Beginn sogar leichte Rammstein Nähe mit, was sich in starken Riffmomenten ergießt. Das bämmt schon recht gut. Denkt man Anfangs an Dinge wie z. B. einen bestimmten Berliner Kosumtempel, wird recht schnell klar, dass man sich von der Werbung hat inspirieren lassen. Bzw. genauer gesagt keine Nein-Frage/Aussage, sondern wohl eher ein Hinter-Fragen. Musikalisch auf jeden Fall sehr abwechslungsreich und mit Können im Gepäck. 

Sänger Felix Schönfuss kann ganz klar was und lässt die Melodiebögen rundfließen. Zwar hat das stellenweise was, trifft bei mir persönlich anfangs jedoch auf den Zwiespalt des tonal-stimmfarbenen Geschmackes - "Blase aus Beton" (Track 3). Wenn Punk Rock/Punk, dann mag ich es naturellbedingt eher rotzig, dreckig und vom Leben gezeichnet. Stimmfarben wie die von Felix Schönfuss passen (und das sei ehrlich zugestanden) deutlich besser zu Ska beeinflussten Ska Poppern wie z. B. "Alle sprechen deutsch" (Track 4; Anspieltip I). Hier stimmt alles stimmig rüber: Thematik, Mucke und Atmosphäre. Alles natürlich immer mit einem gewissen Maß Augenzwinkern versehen. Ähnlich gesamtpassend geht es in balladeske Gewässer - "Damit ich schlafen kann" (Track 5; Anspieltip II). Adam Angst werden hier nicht nur vom Tempo langsamer, sondern auch nachdenklich-ernsthafter. Nah am Puls der Zeit, nah an den Schlaglöcherabgründen des Alltags für Jede/-n. Wirklich mega stark haben Adam Angst hier das Thema "Burnout/Depressionen" umrissen. 

Gerade die Ernsthaftigkeit steht Adam Angst wirklich gut zu Gehör, anstatt "funny" wirken zu wollen. Man geht stilistisch sogar ins Crossover Genre und fährt dynamisch-aufgepeppte Fatboy Slim Beats ("Funk Soul Brother") bei "Kriegsgebiet" (Track 6; Anspieltip III) auf. Ein astreiner Stilmixblock bei drei direkt aufeinander folgenden Liedern, das hat was. ;-) Fakt ist bereits an dieser Albumstelle, dass Adam Angst sich ziemlich breit und catchy aufgestellt haben, wenngleich die ersten Stücke eher etwas low auf der Brust lagen. Selbst der lockere Basslauf von Christian Kruse kommt zum Zuge und erzielt letztlich im Gesamtpaket den Effekt, dass auch "Immer noch" (Track 7) zum Ohrenspitzer taugt. Mit anderen Worten wächst "Neintology" mit zunehmendem Lauf zum potentiell längerfristigen Ohrenbeschaller. 

Ob man sich bei "Alphatier" (Track 9) vom gleichnamigen Betontod Song hat beeinflussen lassen, lässt das Stück selbst nicht erahnen. Insofern alles richtig gemacht. Man kann nur mutmaßen, ob man hier eine authentische Geschichte hört oder quasi einen fiktiven Lebensweg beschrieben hat. So langsam geht es auch in Richtung Albumfinalle. "D.I.N.N." (Track 10) geht ebenfalls zeitgemäß offensiv nach vorn, direkt ins Zentrum der Zeit. Adam Angst bringen Stand-Punk(te) auf den 12er Zeiger und erteilen eine klare Absage nach Rechts der Mitte. Das gehört zwar quasi für viele zum "guten O-Ton" im Punk Genre, darf aber nicht als lieblos lippenleer gelten. Meist spürt man wie ernsthaft/nachdrücklich betreffende Band es meint. Im Falle von Adam Angst gefällt mir persönlich die Attitüde, gerade weil sie echt/glaubhaft ist und nicht "nur so wirkt", um ein paar Platten mehr zu verkaufen oder gar "gut" dazustehen. 

Am Ende steht "Physik" (Track 11; Anspieltip IV) und lässt noch einmal Groove und Catchiness rundlaufen. Vor allem die zweistimmigen Gesangsparts geben stellenweise noch mehr Würze mit. Thematisch kein Kino, sondern Realität. Und genau das gefällt mir an Adam Angst am Besten, wenngleich mir manchmal noch etwas mehr Druckwumms und rauer Charme fehlt. 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Grand Hotel Van Cleef GmbH/Indigo 2.018)

https://www.facebook.com/adamangstofficial/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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