Freitag, 16.05. 2.014
GROBER KNÜPPEL @ K17, Berlin-Friedrichshain
http://www.der-gk.de/
mit: Enorm, Inform
https://www.facebook.com/enormband
http://inform-band.de/
Mitt-Mai. Gefühlte Ewigkeiten ist es her, dass ich den GK live gesehen habe. Der GK Sound begleitet mich nun auch schon seit gut 5 Jahren konstant per MP3 Player und heimischer CDs durch den Achterbahn-Alltag voller Härten, Irrungen, Wirrungen und dem quasi "normalen" Irrsinn herangezüchteter Realitäten. Mit GK Frontgeist Hazy verbindet mich wirklich tiefer Parallel-Dreck, dessen Erfahrung(en) unter den vernarbten Lebenswegen im Geist und auf den Innenwänden des Herzens jeder auf seine Weise erlebt hat. Erfahrungen, die den Lebensumständen/ dem eigenem Schicksal unterliegen. Hazy nennt Menschen dieser Art gern "Dreckfresser", was den Kern der Sache auf eine direkte, unverblümte Weise trifft. Seit den ersten tiefergehenden Gesprächen war für mich klar, dass auch Hazy ein Herzensmensch ist, der keinen auf Oberchecker machen muss, um zu wissen was der Begriff "Lebenshärte" beinhaltet.
Fakt ist, dass Hazy in sich angekommen zu sein scheint, was gerade bei seinen GK Liedern mit authentischer Tiefenqualität zentriert festgehalten wurde vielen da draußen aus der Seele spricht. Oder um es mit anderen Worten zielgenau auf den Punk-t zu bringen: Der GK zieht sein eigenes Ding mit aller ehrlichen Konsequenz durch, das bislang nur wenige Bands so getan haben bzw. aktuell tun, zumindest fallen mir nicht allzu viele ein. Lediglich vom Tiefgang der Inhalte fallen mir z. B. COR ein, deren Kopf Friedemann von ähnlichem Geist den Schliff erfahren hat. Natürlich könnte ich nun auch einige andere Bands wie die Sex Pistols, U.K. Subs, The Exploited, Sham 69, Cockney Rejects, Böhse Onkelz, Betontod, Toxpack, Stomper 98, Pro Pain, Anticops, Body Count, Rödelheim Hartreim Projekt... u. v. m. nennen, doch das würde im Moment wohl ins Unendliche führen?!
Für meine Wege war und IST(!) Hazy einer derer, denen ich auf ewig dankbar sein werde, um ihrer Selbstlosigkeit Willen. Er war derjenige der den Zündfunke gab, dass mein erstes (Sach-)Buch "Scene Made, Vol. 1 - Punk & Hardcore" bei Spirit Of The Streets verlegt wurde, weil er es war, der den Kontakt vermittelte und mich in Tagen der Vertragsunterzeichnung vor gut 4 Jahren Jahren auch bei sich aufnahm, als er gerade in Magdeburg lebte. Hierfür noch einmal ein demütiges TAUSEND DANK(ESCHÖN) an Dich Hazy!
Doch nun genug bezüglich dieser Wege. Wie von wohlgesonnenen Göttern bestellt sollte endlich das langersehnte Sonnenlicht diesen Freitag fluten, so dass auch die Temperaturen nach dem Sommer riefen und das Gesamtfeeling auf ready stand. Im Vorfeld hatte ich einige Male den brandneuen Song "Mit dem Hammer" via YouTube gehört, um eine kleine Idee bezüglich des neuen GK Albums "Angepisster deutscher Albtraum" zu bekommen, das bereits vor V.Ö. landesweite Wellen der Vorfreude schlägt. Klar ist nur, dass es straight nach vorne raus geht. Wer die 7" EP "Offenbarung" und den Song "Was ich will" kennt, hat direkt einen weiteren Song, der einen weiteren Stilpunk-t vor-verrät.
Im Zuge dieser brandfrischen Zündfunken arbeitete ich, trotz aller Zeitenge, ein paar Stichpunkte für das spätere Interview mit Hazy aus, wobei ich mir mittlerweile gern auch noch etwas mehr luftleeren Spontanitätsraum lasse, um keines dieser aufgesetzten, vorverplanten Konzeptinterviews zu kreieren, sondern eher den Geist eines offenes Gespräches zu ermöglichen und einzufangen, das dementsprechende Tiefe, fern von 08/15 Phrasen, mit sich bringt, ob mir das gelungen ist könnt Ihr demnächst hier auf schafe-schuesse.de nachlesen.
Den Weg in Richtung der K17 säumten auch kleine vorglühende Grüppchen, was vorahnen ließ, dass die Stimmungsebene in noch nicht definierbare Höhen aufsteigen könnte. Am Einlasstor angekommen, stand ich, genauso wie einige Andere noch vor verschlossenem Tor, durch die sich zwei der Wartenden mit dem neuen GK Gitarristen Line Sixberger unterhielten, den ich noch nicht kannte und ihn somit auch nicht erkannte. Lediglich GK Drummer T (der auch bei der Death Metal Band Arroganz die Sticks schwingt) machte ich kurz von Weitem aus.
Nach etwas Wartezeit und kurzem Check am Einlass betrat die noch ziemlich leere Konzerthalle und konnte Hazy bereits im angrenzenden Bar- und Merchandiseraum entdecken. Ein Handschlag, eine herzliche Wiedersehensumarmung und erster Smalltalk ließen das Gefühl aufkommen als hätte man sich erst gestern gesehen, was nicht mit allzu vielen Leuten auf diesem Planeten so ist. Eine Umdrehung weiter traf ich dann auch auf Matze Peng, das wachsame Merchandise Auge, den ich zwei Wochen zuvor bei meinem ersten Konzert mit Die Zusamm-Rottung in Greifswald wiedergesehen hatte. Er ist eine der Leute, die du entweder von Beginn an magst oder hasst. Ein Dazwischen gibt es nicht. Bei mir war es Ersteres, als ich ihn einst kennenlernte. Grobe Art, hausgemacht, aber dennoch mit viel Herz, genau das trifft es.
Neu hingegen war Merch-Dame Jenny, die aus Süddeutschland kam, aber mit ihrer ebenfalls herzlich offenen Art direkt punktete. Ich sag nur "Heiliges Blech'le". ;-) Da Hazy noch einige Dinge auf dem Schirm hatte, hielt ich etwas Smalltalk mit Matze und Jenny und sah mir mit fast stoischer Ruhe vor dem Sturmbrecherzenit an wie sich der Laden langsam, aber zielsicher füllte. Die erste Band Inform bekam ich nur am Rande mit, da ich den Großteil von deren Spielzeit das Interview mit Hazy abhielt, aber das was ich später noch mitbekam war so schlecht nicht. Ich denke ich werde mich mit den mir bis dato völlig unbekannten Niedersachsen noch einmal in Ruhe und etwas intensiver auseinandersetzen.
Die Berliner von Enorm hingegen habe ich im Laufe der letzten Jahre einige Male live gesehen und mich auch mit deren Releases intensiver auseinandergesetzt. Da Enorm recht häufig in Berlin spielen, war ich nich bei den letzten Konzerten von Enorm. Manche Bands sehe ich mir lieber von Zeit zu Zeit mit etwas Distanz bezüglich ihrer Entwicklung an, denn wenn man eine Band häufiger sieht, wird man selbst manchmal betriebsblind bezüglich deren (Weiter-)Entwicklung. Das ist ähnlich wie mit Kindern von Freunden. Die Eltern selbst bemerken die optischen Veränderungen z. B. nicht wie ein Betrachter am Rande, der das/ die Kind/ -er länger nicht gesehen hat. Im Vorfeld hatte ich lediglich den neueren Enorm Videoclip zum Song "Der Bauer" gesehen.
Zwar hatten Enorm genug ihrer Fans direkt am Bühnenrand am Start, aber so richtig kicken wollte mich deren Auftritt letztlich nicht. Irgendetwas fehlte mir. Ich konnte nichts ausmachen, was ich nicht schon von Enorm gesehen hatte, abgesehen vielleicht von den Glückwünschen zum 17. Hochzeitstag eines Paares aus dem privatem Umfeld der Band, die vom Enorm Frontmann auf die Bühne gerufen wurden. Kleines Highlight war just der Song "Trunkenbold". Ansonsten war mir die Show etwas zu trocken durchgezogen. Kein schlechter Gig, sondern eher von der Sorte "solide", um es halbwegs treffend zu umreißen.
Danach hieß es dann Bretterrunde für Grober Knüppel (= GK). "Mit Vollgas an die Wand" setzte einen amtlichen Kickstart an, dem mit "Wir holen unsere Würde mit dem Messer zurück" und "Reiß das Kabel raus" zwei weitere Vollzündungen vom "Der Hölle ein Licht" Album folgten. Hazy lief apathisch wie ein Tiger im Käfig die Bühne ab und legte die volle Kelle Herzblut in seinen Gesang, während Drummer T von hinten her die Pedale trat, dass es nur so eine Freude war. Besonders hellhörig wurde ich bei dem ersten, neuen Livesong "Kein Schritt zurück" vom kommenden Album, der auf den ersten Hör inhaltlich eine Art gedankliche Weiterführung von "Wir holen unsere Würde..." hergab, sich musikalisch aber kraftvoll unterschied.
Da kam ein lockerer Hüftschwinger wie "Hart sein" und eines meiner persönlichen Lieblings-GK-Mutmacher "Ihr kriegt mich nich klein" aus tiefstem Herzensgeist herkommend gerade richtig. Der erste Zenitpunkt war erreicht. Logisch, dass man da bei einem weiteren, neuen Song wie "Uns gehört die Nacht" erst einmal aufmerksam zuhört, während "Mit dem Hammer" (wie erwähnt) nicht völlig unbekannt war. Ab und an musste Hazy genauer die Setliste genauer checken, da seine Augen offenbar ihren Tageszenit hinter sich hatten.
Die fast schon obligatorische Schweinerunde durfte von "Mit Gott im Herzen und dem Teufel im Leib" angeführt in "Das Rohr" gipfeln, was dem Publikum hör- und sichtbar gefiel. Langsam aber sicher abeiteten sich die GK'ler in Richtung Setende vor und kredenzten stilecht "Dreckfresser", "Zieh besser raus" (eine weitere kleine Schweinezote) und "Meine Süße". Zenitzeit Teil Zwei.
Zur abschließenden Dreierfalte gab es "Was ich will", "Jeder Arsch hat seinen Preis" und "Mit Oich" als das GK Finale für ein dankbares Publikum. Der GK ließ einmal mehr unumstößlich die auf einem kleinem Stück Papier liebevoll, handgeschriebene, imaginäre Visitenkarte im Rund dieser Zeiten. Unverblümt, realitätsnah und immer geraderaus. Man muss kein Prophet sein, dass hier ein weiterer Durchbruch zur nächsten Ebene bevorsteht. Ich würde es Hazy und seinen Mannen von Herzen gönnen, denn wenn es einer verdient hat, dann zweifelsohne Hazy, der genug Dreck gefressen hat. Diese B-Road Meile wird mir auf jeden Fall tief im Herzen verwurzelt bleiben.
In diesem Sinne,
Danny B.
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